Late Night Shopping in Iserlohn

Shoppen unterm Nachthimmel

Das offizielle Plakat für die Iserlohner Shopping Night. Quelle: Iserlohner City Management
Manche Geschäfte versorgten die Besucher auch direkt vor Ort mit Getränken und Plätzchen. Foto: Sabrina Meyer
Vor allem der Weihnachtsmarkt und die Glühweinstände waren bei dem kalten Wetter gut besucht. Foto: Sabrina Meyer

ISERLOHN. Es ist kalt, nass und bereits dunkel, aber die Fußgängerzone in Iserlohn ist hell erleuchtet. Es ist Late Night Shopping in der Iserlohner Innenstadt und das bedeutet, dass alle Geschäfte an diesem Tag bis 22 Uhr geöffnet haben.

Die Vorweihnachtszeit hat begonnen und wie das immer so ist, man kann gar nicht früh genug anfangen, für seine Liebsten Geschenke einzukaufen. Nun sind die Geschäfte in der Zeit meist zu den normalen Einkaufszeiten mehr als überfüllt und man wird mehr durch die Gänge geschoben als alles andere. Für viele kommt da Einkaufen an einem verkaufsoffenen Sonntag gerade richtig.

Geschäfte an Heiligabend geschlossen

Nun kommt für manch einen Weihnachten immer noch zu plötzlich, sodass bei vielen an Heiligabend noch mal schnell ein Geschenk oder doch noch etwas für das Weihnachtsessen besorgt werden muss. Doch genau das ist in diesem Jahr nicht möglich. Heiligabend fällt 2017 auf einen Sonntag und die Geschäfte bleiben zu. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber das sehen längst nicht alle so. Als die Supermarktkette Aldi eine Erklärung herausgab, dass sie in diesem Jahr an Heiligabend ihre Türen nicht öffnen werde, traf das nicht bei allen auf Begeisterung. Nun fallen in diesem Jahr auch zwei Komponenten zusammen. Es ist Heiligabend und es ist ein Sonntag. Dabei ist die Durchführung von verkaufsoffenen Sonntagen an bestimmten feierlichen Sonntagen gesetzlich verboten.

Sollten die Geschäfte an einem Sonntag öffnen? Eine Frage, die die Menschen spaltet. Die Diskussion um verkaufsoffene Sonntage hält sich schon eine ganze Weile. Statistiken belegen, dass mittlerweile fast ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland häufig auch am Sonntag arbeiten. Knapp 11 von 38 Millionen Erwerbstätigen arbeiten schon jetzt sonntags, die Hälfte von ihnen regelmäßig. Gewerkschaften wie Verdi geht das zu weit und sie setzen sich für den Schutz des freien Sonntags ein.

Einkaufen am Sonntag - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor?

Verkaufsoffene Sonntage gelten als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, daher nutzen immer mehr Kommunen diese zusätzliche Einnahmemöglichkeit. Laut einer Studie soll der Umsatz der Einzelhändler an diesen Tagen bis zu drei bis fünf Mal so hoch sein wie an normalen Tagen.

Während die Geschäfte in Berlin und Sachsen sogar an zwei Sonntagen im Advent öffnen dürfen, müssen die Läden etwa in Baden-Württemberg komplett geschlossen bleiben. Hier in NRW gibt es in diesem Jahr einen verkaufsoffenen Sonntag.

Und wie stehen die Kunden zu dem Thema? Die wollen in der Adventszeit gar nicht so dringend sonntags einkaufen. Das geht aus der Emnid-Umfrage hervor, die das Magazin „Reader’s Digest“ in Auftrag gegeben hat. Demnach sind 78 Prozent der Berufstätigen dagegen, dass an allen vier Sonntagen die Geschäfte öffnen. Dass in Berlin an vergleichsweise vielen Adventssonntagen verkauft wird, ist aber kein Zufall – dort ist der Wunsch, an diesen Tagen shoppen zu können, bundesweit am größten.

Keinen verkaufsoffenen Sonntag in Iserlohn

Die Stadt Iserlohn hat in diesem Jahr beschlossen, keinen verkaufsoffenen Sonntag im Dezember anzubieten. Trotzdem hat sich das Iserlohner City Management etwas Besonderes einfallen lassen.

Mit dem Late Night Shopping soll eine Alternative geschaffen werden, die es den Menschen auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten ermöglicht, einkaufen zu gehen. Doch lohnt sich dieses Konzept? Die Verkäuferinnen ziehen an diesem Abend unterschiedliche Bilanz. „Es war heute den ganzen Abend ziemlich ruhig hier. Das Ganze liegt bestimmt auch an dem schlechten Wetter, aber es wäre bestimmt auch besser gewesen, es an einem Freitag oder Samstag zu machen. Trotzdem ist die ganze Aktion wirklich toll und sollte auch gerne weitergeführt werden“, erklärt Verkäuferin S. Klein von Jeans Fritz. Verkäuferin Alica Rackel von der Parfümerie Pieper ist dagegen mit dem Tag sehr zufrieden. „Ich finde, dass der Tag sehr gut gewählt ist, es ist schließlich der 30. November und die Leute haben gerade Geld bekommen, das macht sich schon immer bemerkbar.“ Frau Lorenz von dem Schuhgeschäft Ariston sagt aber ganz klar: „Dieser Abend ist kein Vergleich zum verkaufsoffenen Sonntag.“ Und die Besucher? Die sind zufrieden und freuen sich, dass es so eine Option in der Vorweihnachtszeit gibt.

Mehr als nur Einkaufen

An dem Abend wurde den Besuchern aber auch mehr geboten. Ein Weihnachtsmann lief durch die Fußgängerzone und verteilte kleine Schoko-Nikoläuse, in den meisten Geschäften gab es extra Prozente und manche Geschäfte boten auch vor Ort Tee und Plätzchen an.

Bis jetzt ist es noch nicht klar, ob sich so ein Konzept auf Dauer durchsetzen und den verkaufsoffenen Sonntag verdrängen kann. Fakt ist aber, dass schon mehrere Städte auf den Trend des Late Night Shoppings gekommen sind. In Essen fand schon 2016 die erste Aktion unter diesem Motto statt, auch Städte wie Dortmund zogen nach.

Die Teilnahme an der Shopping Night war freiwillig und somit hatten längst nicht alle Geschäfte so spät noch geöffnet. Trotzdem waren es immerhin 70 Händler, die an der Aktion teilgenommen haben und auch die Stände vom Weihnachtsmarkt waren länger geöffnet. So konnte man sich mit Glühwein oder einem heißen Kakao bei dem schlechten Wetter warmhalten.

Ob die Aktion im nächsten Jahr aber wiederholt wird, steht noch nicht fest. Das City Management möchte erst einmal abwarten, wie die Beteiligung war und außerdem laufen erst ab Ende des Jahres die Gespräche mit der für den Einzelhandel zuständigen Gewerkschaft Verdi. Danach wird dann entschieden, ob es im nächsten Jahr wieder „Late Night Shopping in der City“ geben wird.

Von Sabrina Meyer
Veröffentlicht am 01.12.2017