Mühlenbacktag

Traditionell und handgemacht hat hier noch Bedeutung

Hans-Otto wiegt den Teig auf 1.130 Gramm mit einer alten Waage ab. Währenddessen formen Bäckermeister Kurt und die anderen drei Hobbybäcker Reimund, Jürgen und Rosi die Brotlaibe. Foto: Nina Gutzeit
Brenscheider Kornmühle in Nachrollt-Wieblingwerde. Foto: Nina Gutzeit
Der Steinofen in dem die Brote gebacken werden. Foto: Nina Gutzeit
Beim zweiten Backgang warten 89 Brote darauf, in den Ofen geschossen zu werden. Foto: Nina Gutzeit
Die alte Knetmaschine von 1945. Foto: Nina Gutzeit
Vor dem Backen entfernt Reimund die glühende Kohle aus dem Steinofen. Foto: Nina Gutzeit
Mit der Bäckerfahne wird der Ofen vor jedem Backgang gesäubert. Foto: Nina Gutzeit
Der Zeitungstrick verrät, ob der Ofen die ideale Temperatur hat oder zu heiß ist. Foto: Nina Gutzeit
Bei 280 bis 290 Grad Celsius hat der Ofen die optimale Temperatur. Die Zeitung wird leicht braun, brennt aber nicht. Foto: Nina Gutzeit
Anschließend werden die Brotlaibe mit dem „Schießer“ in den Steinofen eingeschossen. Foto: Nina Gutzeit
Der „Schießer“. Foto: Nina Gutzeit
Rosi verpackt die fertigen Brote. Foto: Nina Gutzeit
Der kleine Landmarkt mit den regionalen Produkten, die als beliebte Beilagen zum frischen Brot von vielen Besuchern gekauft werden. Foto: Nina Gutzeit
Die Kornmühle, die 1593 erstmalig erwähnt wurde, kann am Mühlenbacktag besichtigt werden. Foto: Nina Gutzeit
Alles über die Geschichte der Brenscheider Kornmühle. Foto: Nina Gutzeit
Neben der alten Kornmühle befindet sich das Waldrestaurant „Brenscheider Mühle“. Foto: Nina Gutzeit

NACHRODT-WIEBLINGWERDE. Seit über 30 Jahren findet in der Backstube der alten Brenscheider Kornmühle der traditionelle Mühlenbacktag mit kleinem Landmarkt statt. Der Ansturm auf die selbstgemachten Brote ist groß und auch die zum Kauf stehenden regionalen Produkte sind bei Besuchern sehr beliebt.

Jeden ersten Samstag im Monat findet von Mai bis Oktober der Brenscheider Mühlenbacktag in der Kornmühle in Nachrodt-Wieblingwerde statt. Die erstmalig 1593 erwähnte, im Wald gelegene Kornmühle ist in Privatbesitz von Hans-Otto Camphausen.
Seit sechs Uhr morgens steht der Hobbybäcker mit seinem Freund Reimund Krajczy in der Backstube und heizt den alten Steinofen, auch „Backes“ genannt, nach. Dieser wurde bereits am Vorabend von Reimund mit dicken Buchenscheiten angefeuert, damit nicht nur der Backofen, sondern auch die Backstube die ideale Temperatur erreicht. 
Nach und nach finden sich auch Bäckerkollegen Kurt Rittinghaus, Jürgen Camphausen und Rosi Schiller in der Backstube ein. In zwei Backgängen wollen sie insgesamt etwa 180 Brote backen.  

Bäcker aus Leidenschaft mit Herzblut 

Das fünfköpfige Bäckerteam ist Mitglied des Heimatvereins Nachrodt-Wieblingwerde und verrichtet die Arbeit ehrenamtlich. Der Teig, der vorher in der alten Rührmaschine von 1945 geknetet wurde, wiegt Hans-Otto auf genau 1.130 Gramm mit einer alten Waage ab. „Die 130 Gramm sind Wasser, das beim Backen verdunstet. Jeder Laib wiegt so, nach dem Backen, etwa ein Kilogramm“, erklärt er. Auf das Wiegen folgt das Formen der Brotlaibe. Rosi, Jürgen, Kurt und Reimund formen insgesamt etwa 90 runde und längliche Brote pro Backgang. Die Fünf sind ein gut eingespieltes Team, das auch gerne bei der Arbeit lacht und Späße macht. 

Während des gesamten Knetvorgangs, bis die Brote in den Ofen eingeschossen werden, so nennt man das Einschieben der Brote in den Ofen, muss die Tür der Backstube geschlossen bleiben. Eine gleichbleibend warme Temperatur ist wichtig für die Hefe, da der Brotteig ansonsten zusammenfällt.   

Das Geheimnis des guten Geschmacks

„Was das Brot so besonders macht, ist die spezielle Körnermischung. Die hat hier sonst kein anderer Bäcker in der Umgebung. Und genau die ist auch das Teuerste am Brot“, erklärt Hans-Otto. Der Teig besteht aus 75 Prozent Weizen und 25 Prozent Roggen. Hinzu kommt eine spezielle geheime Körnermischung. „Das lässt das Brot so einzigartig lecker schmecken“, sagt Rosi.
1984 hat Hans-Otto das Rezept vom Vorbesitzer der Mühle bekommen. Ein Jahr lang backten die beiden damals gemeinsam, bis Hans-Otto den Mühlenbacktag übernahm. Bis heute hat er nichts am Rezept verändert.  

Der Zeitungstrick verrät die ideale Backtemperatur

Bevor die Brote eingeschossen werden, wird die glühende Kohle mit einem Schaber aus dem Ofen entfernt. Nach dem Abtragen, schwenkt Reimund die nasse Backfahne mehrmals durch den Ofen. „Damit entferne ich den restlichen Staub“, erklärt er.
Um rauszufinden, ob der Steinofen die richtige Temperatur für die Brote hat, legt Hans-Otto vor jedem Backgang ein zerknülltes Stück Zeitung in den Ofen. „Die Zeitung hat einen Flammpunkt von 290 Grad Celsius. Wenn sie brennt, ist der Ofen zu heiß. Verfärbt die Zeitung sich leicht bräunlich ohne zu brennen, so hat der Ofen die perfekte Temperatur von 280 bis 290 Grad Celsius“, erklärt er. Anschließend schießt Hans-Otto, mit dem sogenannten „Schießer“, die Brotlaibe in den Steinofen ein. Etwa eine Stunde verbleiben sie dort, bis die Laibe fertig sind.   

Die Brote gehen weg wie warme Semmeln

Groß ist der Andrang auf die selbstgebackenen Brote. Bereits Wochen vorher werden große Bestellungen telefonisch aufgegeben, da am Backtag meist nicht viel zum Verkauf übrig bleibt. Besucher aus Hagen, Hohenlimburg oder Lüdenscheid reisen extra für die regionalen Spezialitäten an. „Am besten schmeckt das Brot warm mit frisch geräucherter Forelle oder einfach nur mit Butter“, erzählt Dr. Sven Schröder aus Lüdenscheid, der öfter herkommt. 

Anke Haubold aus Hohenlimburg ist heute zum ersten Mal mit ihrem Mann Detlev Winner beim Mühlenbacktag. „Ich habe das Brot bei Bekannten probiert und fand es klasse, es hat mir richtig gut geschmeckt. Also habe ich heute Morgen mit meinem Mann spontan entschlossen vorbeizukommen“, erzählt sie. Zudem findet sie es schön, dass als Beilage auch andere regionale Produkte verkauft werden. Hans-Otto’s Ehefrau Barbara Camphausen, betreibt den kleinen Landmarkt auf dem sie regionale Produkte anbietet. Frische Eier, geräucherte Mettwurst, eingelegte Eisbeinsülze aber auch viele andere Spezialitäten sind beliebte Beilagen zum frisch gebackenen Brot.  

Auch für Kinder ist der Mühlenbacktag ein schönes Ausflugsziel. Manuela Rickert aus Hohenlimburg, kommt jeden Monat mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrer fünf-jährigen Enkelin vorbei. „Man wird hier so herzlich empfangen und direkt familiär aufgenommen. Auch die Kinder haben Spaß und können beim Backen zugucken“, erzählt sie. Das Preis-Leistungsverhältnis, bei einem Brotpreis von 3,50 Euro, ist bei der Frische und Qualität ihrer Meinung nach völlig angemessen. Zudem freut sie sich immer auf das anschließende Beisammensitzen.  

Nach dem Ofen wird der Grill angefeuert

Wenn nach der zweiten Backfuhre um 14 Uhr alle Brote verkauft sind, feuern die Hobbybäcker den Grill an. Jeder ist herzlich willkommen, den Nachmittag bei einer Bratwurst und kühlem Bier ausklingen zu lassen.
Der Backtag hat sich zu einer regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltung etabliert. Am 7. Juli findet der nächste Mühlenbacktag statt.

Von Nina Gutzeit
Veröffentlicht am 03.06.2018