Afrikanischer Tanz

Verloren im Rhythmus der Trommeln

Kursleiterin M'mah Soumah ist eine professionelle Tänzerin aus Guinea. Foto: Désiree Schneider
Sie zeigt den Kursteilnehmern die Grundschritte des westafrikanischen Tanzes, bevor sie lostanzen können. Foto: Désiree Schneider
Dann geht das Tanzen auch schon wie von selbst. Der afriaknische Tanz ist lebhaft und dynamisch. Foto: Désiree Schneider
Live Trommelmusik: Sidy Koité (Senegal) und Mamadou Camara (Guinea) geben den Rythmus an.
Ein Tanz zum Abschalten und Austoben. Foto: Désiree Schneider

ISERLOHN. Anmutig, kraftvoll und energisch: Das beschreibt den afrikanischen Tanzstil recht gut. Bei jedem Paukenschlag den Rhythmus spüren und einfach tanzen. Wie das geht, zeigt Tanzlehrerin M'mah Soumah ihren Tanzschülern – so auch am 1. Mai in Iserlohn bei „Christa‘s Workshop“.

Zu Beginn sind alle Teilnehmer noch etwas zaghaft, suchen Abstand und entschuldigen sich für jede körperliche Berührung mit einem anderen Kursteilnehmer. Es dauert jedoch keine fünf Minuten und alle Hemmungen sind überwunden, denn Trainerin M'mah lässt niemandem Zeit zum Nachdenken. Kaum haben alle 15 Teilnehmer den Raum betreten und ihre Socken ausgezogen – denn afrikanisch tanzt man traditionell barfuß – trommeln die Brüder Sidy Koité und Mamadou Camara auch schon los. Mit M'mah vorne an tanzen wir zum Takt der Musik zuerst im Kreis, dann in der Polonäse durch den Raum. Dann stampfen 32 Füße zum Rhythmus der Paukenschläge.

Lebhaft und dynamisch

Später tanzen wir in Reihen einmal durch den Raum. Ist die vorderste Reihe bei den Meistertrommlern angekommen, wechselt sie nach hinten. M'mah macht die Schritte vor und die Teilnehmer tanzen sie nach. Der afrikanische Tanz ist lebhaft und dynamisch und setzt sich aus einer Abfolge von einzelnen Bewegungen zusammen, die sich immer wieder in verschiedenen Kombinationen wiederholen. Die einzelnen Tanzschritte sind simpel, wenn auch eine Herausforderung für meine Arm-Bein-Koordination. Glücklicherweise trete ich öfter mir selbst auf die Füße als den anderen.

„Das ist zwar schon mein dritter Workshop, nur irgendwie bekomme ich meine Arme nicht koordiniert“, erzählt eine Iserlohnerin, „doch wer auch immer uns tanzen sieht, solle mal sagen, die Sauerländer wären steif wie ein Brett.“ Eigentlich macht sie Step-Aerobic und ist deswegen einen anderen Bewegungsablauf gewohnt, doch hat Spaß an dem energiegeladenen Tanz: „Dann bekomme ich endlich mal den Kopf frei.“ Eine andere Teilnehmerin ist für den Workshop sogar extra aus Dortmund angereist und trägt, wie viele andere Teilnehmerinnen auch, eine bunte Pumphose passend zum afrikanischen Flair: „Das wollte ich mir nicht entgehen lassen“, sagt sie.

Auch den Trommlern Sidy und Mamadou ist die Freude ins Gesicht geschrieben. Sie können gar nicht aufhören, zu grinsen. Ob das wohl an der 16-köpfigen, tanzenden Frauenschar vor ihnen liegt? In der Pause frage ich Sidy: „Mir macht Trommeln Spaß, ich mache das schon seit ich so klein bin“, dabei hält Sidy die Hände auf Hüfthöhe. Als Beweis zeigt er mir seine Handflächen, die vom vielen Trommeln mit dicker Hornhaut überzogen sind.

Ein energiegeladenes Tanzerlebnis

Nach der Pause zeigt uns die Tanzlehrerin, wie man richtig afrikanisch tanzt: Sie hebt die Hände und den linken Fuß und dreht sich so energisch, dass ihre Rastalocken nur so durch die Luft wirbeln. Sie klatscht und stampft und singt wie in Trance. Man sieht, wie sich jeder einzelne ihrer Muskeln anspannt und wieder entspannt. Wenn M'mah eine kurze Soloperformance hinlegt, kommt kein Tanzschüler mehr hinterher, was nicht schlimm ist, denn es macht einfach Spaß ihr zuzusehen. „Man braucht auch so einen Po, um den schwingen zu können“, flüstert mir eine Teilnehmerin mit einem Blick auf M'mah verstohlen zu.

M'mah Soumah ist professionelle Tänzerin und kommt ursprünglich aus Guinea, Westafrika und wohnt nun in Menden. Sie hat schon in verschiedenen Balletts in Guinea und Senegal getanzt. Seit nunmehr zehn Jahren gibt sie afrikanische Tanzworkshops und Kurse in Deutschland, vor allem im Ruhgebiet. Das ist ihr dritter oder vierter Tanzkurs bei „Christa‘s Workshop“ in Iserlohn. „Der erste war, glaube ich, 2016. So genau weiß ich das schon gar nicht mehr“, schmunzelt Organisatorin Christiane Krabbenhöft und schaut zu M'mah herüber. Die zwei Freundinnen kennen sich, seitdem M'mah nach Deutschland gekommen ist.

Getanzte Lebensfreude

Christiane selbst tanzt schon lange afrikanische Tänze, bei ihr sitzen alle Bewegungen. Die 49-Jährige hat schon viel Sport ausprobiert, doch ist beim afrikanischen Tanz hängengeblieben: „Der Tanz versprüht Lebensfreude und vermittelt eine positive Energie und auch ein positives Körpergefühl. Außerdem trainiert er das Selbstbewusstsein, sowie den Körper.“

Anders als in europäischen Tänzen streben die Bewegungen der westafrikanischen Tänze nicht nach oben ins Freie, sondern zur Erde. Die Füße tanzen in den Boden und jedem Beat folgt eine Bewegung, anstelle Leichtigkeit und Schwerelosigkeit vermitteln zu wollen. „Das ist so richtig zum Austoben“, meint Teilnehmerin Paula, „ich bin beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder mit dabei“.

Der Tanz in Verbindung mit der Live-Musik ist auch für mich eine unglaubliche Mischung, die einen zusätzlich anspornt und motiviert und für mich definitiv kein einmaliges Erlebnis bleiben wird. Der Tanz fordert einem viel ab: Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit, doch gibt einem ebenso viel zurück: Befreiung, Lebenslust und ein Gefühl der inneren Zufriedenheit. Eine Kursteilnehmerin hat der Tanz sogar so überzeugt, dass sie gleich für den Fortgeschrittenenkurs am Nachmittag dableibt.

Von Désiree Sophie Schneider
Veröffentlicht am 02.05.2018