Paul Zywitz

"Will ich diesen Weg wirklich gehen?"

Seit 2008 leitet Pfarrer Paul Zywitz die Jakobuskirche und ist somit das Herz der Gemeinde. Foto: Thore Gerber
1994 wurde diese Glaskunst von Günther Tomczak erschaffen. Er wird beim Empfang des Jubiläumsgottesdienstes auch zugegen sein. Foto: Thore Gerber

Iserlohn. Vor 50 Jahren wurde die Jakobuskirche in Iserlohn Kalthof eröffnet. Damit endete für die Anwohner eine lange Zeit, in der sie keine eigene Kirchengemeinde hatten. Im Interview mit Maerkzettel spricht Pfarrer Paul Zywitz über seinen Werdegang, seine junge Gemeinde und seine Liebe zur Musik.

Maerkzettel: Herr Zywitz, wie kamen Sie zu der Entscheidung, Pfarrer werden zu wollen?

Zywitz: Theologie war für mich einfach ein sehr interessantes Fach, weil es eine Universalausbildung in Philosophie, Humanwissenschaften, Psychologie und Ähnlichem bietet. Es war zunächst also gar nicht mein primäres Ziel, Pfarrer werden zu wollen. In erster Linie ging es mir um die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Religion. Kurz vor dem Examen habe ich mich dann auch gefragt: „Will ich diesen Weg wirklich gehen? Will ich wirklich predigen?“

Maerkzettel: Was hat Sie dazu bewegt, es letztendlich doch zu tun?

Zywitz: Ich habe zu dieser Zeit einen Erfahrungsbericht einer Pfarrerin gelesen, in dem sie sagte, dass die Kirche die Möglichkeit habe, völlig verschiedene soziale Milieus zusammenzubringen. In der Kirche sind alle gleich. Es ensteht eine bunte Gemeinschaft ohne Konkurrenz. Das hat mir die Augen geöffnet und mir klar gemacht, was für einen tollen Beruf Pfarrer haben.

Maerkzettel: Wie sehen Sie ihre Aufgabe?

Zywitz: Das Wort Pastor kommt aus dem Griechischen und bedeutet Hirte. Auf die heutige Zeit bezogen, könnte man es wohl mit Trainer oder Coach übersetzen. Ich möchte die Menschen begleiten und ihnen helfen, ihre individuellen Stärken zu finden. Das ist für mich das Allerwichtigste.

Maerkzettel: Was würden Sie als das Besondere an Ihrer Gemeinde sehen?

Zywitz: Wir haben zunächst einmal eine sehr musikalische Gemeinde, mit zwei sehr guten Chören und zwei ebenso guten Organisten, Rolf Bürgermeister und Marcel Maciej. Die beiden können alles, sowohl klassische Kirchenmusik, als auch Jazz und Rock. Dann haben wir des Weiteren ein großes Chorfest gegen Ende jedes Jahres mit sechs bis acht Chören. Auf der anderen Seite haben wir aber auch fantastische ehrenamtliche Mitarbeiter. Ich predige in Kalthof und in Hennen. Die Ehrenamtlichen übernehmen viele Aufgaben, was unsere Kirche eher zu einer Gemeinde- als einer Pastorenkirche macht.

Maerkzettel: Was tut Ihre Gemeinde, um junge Menschen einzubinden?

Zywitz: Nach der Konfirmation bieten wir für jeden eine Nachwuchsmitarbeiterschulung an, mit dem Ziel, diese Jugendlichen zu pädagogischen Leitern in der Jugendarbeit zu machen. Dies wird auch offiziell bescheinigt. Für Jugendliche, die für sich eine berufliche Zukunft im sozialen Bereich sehen, ist dies ein wichtiger Schritt und unserer Gemeinde bietet es die Möglichkeit, diese Jugendliche als Betreuer auf Konfirmandenfreizeiten mitzunehmen.   

Maerkzettel: In diesem Jahr feiert die Jakobuskirche ihr 50-jähriges Bestehen. Wie muss man sich den Ablauf des Jubiläumsjahres vorstellen?

Zywitz: Wir haben in diesem Jahr viele besondere Veranstaltungen. So hat zum Beispiel ein pensionierter Bänker aus Hennen den Jakobsweg beschritten und Bilder von seiner Reise präsentiert. Des Weiteren wird der Pianist Andreas Hering am 27. August ein Konzert in der Jakobuskirche geben. Dies sind nur zwei Beispiele der bevorstehenden Events. Die Hauptveranstaltung zu unserem Jubiläum wird am 27. November stattfinden. Das ist auch lustigerweise das gleiche Datum wie vor 50 Jahren, als die Kirche eröffnet wurde. Nach dem Festgottesdienst an diesem Tag wird es einen Empfang mit dem Architekten der Kirche, Ernst Dossmann, geben. Ich denke, es wird ein sehr schöner Tag werden.

Maerkzettel: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Zywitz.


 

 

Von Thore Gerber
Veröffentlicht am 30.04.2016