Junge Menschen in der Politik

„Wir sind die Zukunft“

Die Jusos im Interview über Politikverdrossenheit der jungen Generation. Foto: Amber-Louise Esser
Die Junge Union im TV-Interview. Foto: Amber-Louise Esser

LÜDENSCHEID. Gerade in den letzten Jahren entstand der Eindruck in der Gesellschaft, dass die heutige Jugend sich nicht mehr für Politik interessiere, geschweige denn, sich engagiert. Doch ist die Politikverdrossenheit unter den jungen Menschen wirklich so groß? Maerkzettel traf sich mit den Nachwuchs-Politikern der Jusos und der Jungen Union, um diese Frage zu diskutieren.

Laut der Bundeszentrale für politische Bildung, nehme die Wahlbeteiligung gerade bei der jungen Generation rapide ab. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 waren beispielsweise nur rund 60 Prozent der unter 21-Jährigen wählen. Viele Jugendliche haben das Gefühl, dass ihre Stimme nicht gehört werde, und die großen Parteien wenig für die Jugend tun, so das Ergebnis einer Maerkzettel-Umfrage. Dabei existieren einige Gruppierungen, die genau das ändern möchten und sich für junge Politik einsetzen.

Der Einsatz lohnt sich

„Wir finden, dass die Jugend ein Recht darauf hat, gehört zu werden“, sagt Shari Kowalewski. Die junge Studentin ist derzeit Landesvorstand der Jungsozialisten (Jusos) der SPD. Dabei sei es besonders wichtig, dass die Jusos nicht nur die Jugendabteilung der SPD darstellen, sondern sich durch eigene Ziele, Werte und Positionen hervorheben. „Wir versuchen, aktiv unsere Forderungen in die SPD miteinzubringen“, erzählt die 22-Jährige weiter. „Wir sind quasi der linke Stachel im Fleisch der Partei.“ Und die Stimme der Jusos wird gehört: Der Ortsverband Lüdenscheid entwickelte vor ein paar Jahren die Idee, ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr, nicht nur Studenten, sondern auch für Auszubildenden zugänglich zu machen. Dank intensiver Diskussionsarbeit lässt sich dieser Vorschlag im aktuellen Parteiprogramm der SPD NRW wiederfinden. „Daran erkennt man gut, dass wir auf jeden Fall ein Mitspracherecht haben und von der gesamten Partei angehört werden“, so Phillip Kallweit, 18-jähriges Mitglied der Jusos in Lüdenscheid. Die Jungsozialisten sind sich einig: Gerade heutzutage sei es unglaublich wichtig, dass die heranwachsende Generation, sich mit Politik auseinandersetze. „Wir sind für unsere Zukunft verantwortlich.“

Sprachrohr der Jugend

Auch die junge Union setzt sich dafür ein, dass die Stimmen der Jugend bei den etablierten Parteien ankommen. „Unser größtes Ziel ist, junge Menschen für Politik begeistern zu können“, so Timothy Kahler, Vorsitzender der Jungen Union im Märkischen Kreis. „Wir wollen politische Bildung schaffen und damit die Jugend vor allem animieren, wählen zu gehen“, erzählt der 25-Jährige. So wie die Jusos hat auch die Junge Union Themen, welche die Jugend betreffen und diese an die CDU weitergeben. Das seien zum Beispiel Sachverhalte wie Digitalisierung oder die Verschuldung vieler Städte. „Es ist einfach nicht generationsgerecht, dass gerade wir die Schulden der älteren Generation übernehmen und bezahlen müssen“, so Kahler abschließend. „Uns ist es wichtig, dass solche Themen, die gerade uns junge Menschen betreffen, in der Partei ankommen.“

Trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit, Wertevorstellungen und Zukunftsvisionen, sind sich die beiden Nachwuchs-Parteien in einer Sache einig: „Junge Leute sind die Zukunft. Sie sind das Sprachrohr der morgigen Gesellschaft und ihre Stimme darf nicht ignoriert werden.“

Von Amber-Louise Esser und Annika Schuster
Veröffentlicht am 14.05.2017