Winter-Spektakulum 2017

Zeitreise übers Wochenende

Der große Wachturm ragt über dem oberen Burghof gen Himmel. Foto: Lukas Porzberg
Viele verschiedene Essensstände konnten im oberen Burghof besucht werden. Foto: Lukas Porzberg
Die Fahnen mit dem Wappen Altenas hingen am Bergfried. Foto: Lukas Porzberg
Stefan Fringen verkauft seine Felle im Eingangsbereich. Foto: Lukas Porzberg
Der untere Burghof mit all seinen Sehenswürdigkeiten. Foto: Lukas Porzberg
Gaukler Nils beeindruckte mit seiner Feuershow. Foto: Lukas Porzberg
Im "Schmaushaus" konnten sich die Gäste stärken, bevor sie den Steilen Weg auf den oberen Burghof antreten. Foto: Lukas Porzberg
Auch Gargoyles ließen sich auf dem Spektakulum erwerben. Foto: Lukas Porzberg
Schenk Martin Wagner hatte alle Hände voll zu zu tun. Foto: Lukas Porzberg
Auf dem Fackelmarsch bekamen die Teilnehmer die Burg in einem ganz anderen Licht zu sehen. Foto: Lukas Porzberg

ALTENA. Seichte Lautenklänge. Die Luft erfüllt vom Geruch nach Rauch und Gewürzen. Die Kulisse besteht aus alten Burgmauern und einem hohen Bergfried, der fast schon ein wenig bedrohlich über den Burghof wacht. Im Gewusel der Menschenmenge sind einige kuriose Gestalten erkennbar: Gaukler, die ihre Kunststücke aufführen, Ritter, die von ihren Taten erzählen, Priester, die ihre Litaneien runterbeten. All dies kündet vom Beginn des Winter-Spektakulums auf Burg Altena.

„Vom Fotos schießen wird dir nicht wärmer!“ ruft Stefan Fringen und breitet seine Arme aus, präsentiert seine Waren: Felle. Es ist der erste Stand, den die Besucher des Winter-Spektakulums sehen müssen, und das ist gut so. Denn an einem kalten, diesigen Freitagabend im Dezember gibt es wenig, das wärmer hält. Der Fellverkäufer passt nicht in dieses Bild. Im dünnen Jägerkostüm steht er an seinem Stand, dem Wetter trotzend und verkauft seine Felle. „Ich habe Glück“, lacht er und zeigt auf die benachbarten Stände, zu seiner Linken befindet sich das Schmaushaus, zu seiner Rechten die Schänke.

Spektakel auf zwei Ebenen

Der Aufbau des mittelalterlichen Weihnachtsmarktes richtet sich ganz nach dem Aufbau der Burg. Im unteren Burghof, direkt beim Eingang, befinden sich einige Verkaufsstände, zum Beispiel der bereits angesprochene Fellverkäufer, das Schmaushaus, die Schenke, ein Spirituosenhändler und ein Gaukeleizubehörshop. Ebenfalls hier starten die Fackelzüge. Doch sollte sich nun ein wenig Enttäuschung breitmachen, muss nur der steile Weg zum oberen Burghof in Kauf genommen werden, um alle möglichen zu erwartenden Attraktionen zu Gesicht zu bekommen. Hier findet sich alles, was das Herz begehrt: Kleiderstände, an denen mittelalterliche Roben verkauft werden, Schmiedeauslagen, an denen Messer und Beile zu erwerben sind, Spielwarenverkäufer, an denen auch die kleinsten Besucher voll auf ihre Kosten kommen und viele mehr, aber auch weitere Essens- und Trinkstände. So auch die Schankbude, an der Martin Wagner seinen Dienst verrichtet.

„2013, also von Beginn an“, stellt der Hüne klar, dass er sich seit langer Zeit bei diesem Spektakel engagiert.  Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Lehrer an einem Gymnasium, doch einmal im Jahr holt er die Schürze aus dem Schrank und schenkt Met in die Krüge der Gäste. Seine Schüler sind davon hellauf begeistert: „Ja klar, die, die ich hier treffe, kriegen natürlich auch was ausgegeben“, zwinkert er. „Aber guck mal, Nils fängt an!“

Programm, das die Atmosphäre abrundet

Nils der Gaukler zündet seine Fackeln an, fängt an, lauthals Menschen um sich zu scharen und beginnt mit seiner Darbietung. Der Platz um die Natursteinbühne ist mit Menschen gefüllt. Drei Fackeln fliegen durch die Luft, werden gefangen und fliegen wieder in den Nachthimmel. Zwischendurch ruft Nils die Namen der Kunststücke, die er ausführen wird. Das Publikum schaut wie gebannt zu. Nach 20 Minuten ist der Auftritt des Gauklers wieder vorbei. Es folgt die Band „Reliquiae“ mit ihrem „Mediaevel World Folk“. Diese härteren Töne, gespielt sowohl auf modernen Instrumenten wie Schlagzeug und E-Gitarre, aber auch auf Laute und Dudelsack, rundeten den Showteil des Abends, bestehend aus Nils, dem Gaukler, dem Ritter Kevin, mit seinen derben Sprüchen, und Beatrice, die sowohl mit einer Feuershow, als auch mit ihrer Kontaktkugeljonglage, überzeugte, perfekt ab.

Abschluss: Fackel-Führung mit Geschichtsstunde

Ein nicht beleuchteter Weg, außen an der Burgmauer entlang, vier Fackeln, die für spärliche Beleuchtung sorgen und eine Führerin, die in den Sagen und Geschichten rund um Altena und die Burg bewandert ist: So einfach kann man eine Dreiviertelstunde lang gut unterhalten werden, ob Jung oder Alt, Anwohner oder Besucher, es war für jeden etwas Neues dabei. Hinzu kommt, dass die Fackelzug-Führerin Renate Nockerl, vermutlich zu jedem Stein der Burg eine Geschichte erzählen könnte, doch sie fokussierte sich auf die interessanteren Mythen und Begebenheiten rund um die Burg.

Es war von einem toten Burgkommandanten die Rede, der im Sterben von Gott gerufen wurde, von Einsiedlern, die die benachbarten Hügel bewohnten, von Fehden mit den benachbarten Kurkölnern, welche durch Verrat an das Altenaer Geheimnis des Drahtziehens gelangen wollten, von Riesen und Raubrittern, deren Schätze noch irgendwo in Altena vergraben liegen und von Schlangen, die Mädchen Diamanten schenken. Während dieser Erzählungen flohen an der Burgmauer die Schatten im flackernden Fackelschein und in der Ferne waren im umliegenden Flachland leise Autos hören, ansonsten war es still und ruhig.

Aber diese Sagen waren nicht das einzige Thema, das Renate Nockerl parat hatte. Sie ließ auch eine schier endlose Anzahl an historischen Fakten, Daten, Personen und Ereignissen auf den Zuhörer los, ob von der ursprünglichen Nutzung der Burg als Fliehburg, auf der die umliegenden Drahtzieher Zuflucht fanden, der ersten Erwähnung der Burg im Jahre 651 oder von Graf Engelbert III., jedes noch so unbedeutend erscheinende Detail kam zur Sprache.

„Bis nächstes Jahr!“, ruft Stefan, der Fellverkäufer, auf dem Weg nach draußen und wedelt mit einer Tierhaut. Es ist mittlerweile stockduster, sodass die Burg, angestrahlt von bunten Leuchten, noch majestätischer vor dem Nachthimmel aufragt. So endet der erste Tag des diesjährigen Winter-Spektakulums auf der Burg Altena. 

Von Lukas Porzberg
Veröffentlicht am 04.12.2017