Abenteuer Kart – Adrenalin auf vier Rädern

Kartprofi Milan Vormann in seinem Renndress. Foto: Irmlind Vormann

Ob Michael Schumacher, Ayrton Senna oder Alain Prost: Sie alle sind nicht nur Formel 1-Weltmeister, sie haben auch ihre Karriere im gleichen Gefährt begonnen: Dem Kart. BitsNews stellt den Mini unter den Rennsportarten vor und hat sich mit Milan Vormann getroffen. Der Lüdenscheider fährt selbst seit etlichen Jahren im Wettkampfbereich Kart. Im Interview stand uns der 24-jährige Rede und Antwort.

Bitsnews: Kartfahren gilt nach wie vor als exotischer Sport. Wann und wie bist Du zu dem Sport gekommen?

Vormann: Die ersten Erfahrungen habe ich mit dem Leihkartfahren gesammelt. Damals war ich neun Jahre alt und ganz begeistert von diesen leinen Fahrmaschinen. Es war jedoch eher ein seltenes Vergnügen. Kartfahren als Sport betreibe ich seit meinem 18. Lebensjahr, als ich begann mit einem Freund, der ein altes Rennkart besaß, regelmäßig auf die Piste zu gehen.

Bitsnews: Was macht für Dich den Reiz des Kartfahrens aus, bzw. was gefällt Dir besonders?

Vormann: Kart fahren ist einfach die Fokussierung verschiedenster motorischer Fähigkeiten mit einer gehörigen Portion Adrenalin. Man ist eins mit seinem Fahrgerät sein und kann dann den Rausch der Geschwindigkeit absolut ungefiltert genießen.

Bitsnews: Was muss man als Anfänger besonders beachten?

Vormann: Wenn man Interesse am Motorsport hat, ist das Kartfahren die wohlkostengünstigste und einfachste Art diesen zu betreiben. Ob man ein Gefühl dafür hat, kann und sollte man zunächst beim Leihkartfahren testen. Wenn man dannden Schritt zum eigenen Kart wagen will, muss man einige Grundvoraussetzungen mitbringen: Körperliche Fitness, Handwerkliches Geschick an der Maschine, Reaktions- und Koordinationsvermögen sowie ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen sind generell von Vorteil.

Bitsnews: Vielleicht kurz mal zu den Gefahren. Wie riskant ist das Kartfahren eigentlich?

Vormann: Die Gefahren des Kartsports sind nicht zu unterschätzen. Je nach Motor, Übersetzung und Strecke werden Höchstgeschwindigkeiten bis 170 km/herreicht und das bei fast keiner Knautschzone. Zwar ist die passive Sicherheit kontinuierlich weiterentwickelt worden, zum Beispiel mit Front-, Heck- und Seitenaufprallschutz, spezieller Rahmenkonstruktionen und strengen Auflagen für Schutzausrüstung wie Overalls, Helmen und Schutzwesten. Dennoch rast man drei Zentimeter über dem Boden mit einem Fahrgerät, welches kaum mehr wiegt als man selbst. Ich hatte bereits mehrere Unfälle, einen mit Totalschaden des Karts wobei ich nach einer Vollbremsung seitlich mit etwa 50km/h Restgeschwindigkeit in ein stehendes Kart raste. Dabei zog ich mir eine Rippenprellung zu. Schwere Unfälle mit Brüchen oder gar Todesfolge sind jedoch sehr selten.

Bitsnews: Du bist aus der Hobbyliga in den Wettkampfsport aufgestiegen. Wie laufen die Wettkämpfe normalerweise ab?

Vormann: Die Wettkämpfe, ob Hobbyrennen oder Meisterschaftslauf werden nach einem strengen Reglement veranstaltet, welches vom Deutschen Motorsport Bund aufgesetzt wurde. Grundvoraussetzung ist eine Lizenz, welche im Hobbybereich mit einem Foto und kleiner Bearbeitungsgebühr von 14 Euro beim ADAC zu erhalten ist, Sicherheitsausrüstung und einem regelkonformen Kart. Beim Wettkampf stehen obligatorisch zunächst die technische Abnahme des Karts an, sowie die Fahrerbesprechung, wo Besonderheiten der Strecke oder neue Regelungen erläutert werden. Es ähnelt stark dem Formel 1 Modus: Freies Training, Qualifikation und meist zwei Haupt-Rennen. 

Bitsnews: Etliche Formel1-Fahrer kommen aus dem Kartbereich. Ist es ein erster Einstieg in den Motorsport?

Vormann: Das Kartfahren gilt spätestens seit Michael Schumacher als Sprungbrett in den Profirennsport. Kinder beginnen teilweise schon mit fünf Jahren. Doch es wird natürlich nicht aus jedem Kartfahrer ein Rennprofi, da spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle.

Bitsnews: Welche Klassen gibt es im Kart und wie schnell fährt man?

Vormann: Es gibt Karts mit langlebigen Vier-Taktmotoren mit nur sechs PS, bis hin zum Zweitaktmotor mit 45PS, sechs Gängen und das bei bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute. Nach der Motorenstärke gliedern sich die Start- Klassen. Die kleinen Vier-Taktmotoren, welche etwa 80km/h erreichen, werden in den Kinderklassen gefahren. Ab dem Alter von 15 Jahren sind die Seniorenklassen in leistungsstarke Karts mit und ohne Getriebe eingeteilt.

Bitsnews: Das klingt, als ob man einiges für seinen Sport bezahlen müsste. Wie teuer ist dein Hobby?

Vormann: Ein gebrauchtes Kart gibt es etwa ab 900 Euro. Man braucht noch einen kleinen Anhänger, um das Kart zur Bahn zu bringen, Werkzeug, Benzinkanister und Helm gehören zur Minimalausrüstung. Mit insgesamt etwa 1500 Euro kann man als Anfänger einsteigen, mit einem oder mehreren Freunden zusammen wird es natürlich billiger. Laufende Kosten sind Benzin, Öl, Bahnnutzungsgebühr und natürliche Verschleißteile. Ein Fahrtag kostet so etwa 50 Euro, als Anfänger kommt man mit einem Reifensatz durch eine Saison. Die Teilnahme an einem Hobbyrennen kostet etwa 70 Euro. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Für Weltmeisterschaftsläufe sind bis zu 100.000 Euro pro Saison keine Seltenheit.

Bitsnews: Mit welchen Widrigkeiten hat der Kartfahrer im Alltag zu kämpfen?

Vormann: In meinen Anfangszeiten hatten wir Mühe unser 15 Jahre altes Low-Budget Kart zum Laufen zu bekommen und wurden daher mit schmunzelndem Auge die "Marathon-Boys" genannt. Und zwar deshalb weil unsere Heimstrecke in Hagen Breckerfeld vom Start weg leicht abfällt, sodass das Kart am Wendepunkt meist einfach den Geist aufgab. Darum waren wir meist etwas länger auf der Strecke. Es gilt daher einfach Erfahrungen zu sammeln und dabei Durchhaltevermögen zubeweisen. Ein kompletter Tag ging drauf, weil der Benzinschlauch einen kleinen Riss hatte und wir den Fehler nicht fanden. Heute fahre ich mit Erfolg einen der leistungsstärksten Schaltkartmotoren, den es gibt.

Bitsnews: An wen sollte man sich mal wenden, wenn mal als Anfänger in den Sport einsteigen will?

Vormann: Zunächst sucht man sich am besten die nächste Bahn in seiner Nähe und fährt einfach mal an einem Samstag dort hin und schaut sich alles in Ruhe an. Es herrscht unter Hobbyfahrern eine familiäre und sehr hilfsbereite Atmosphäre, da kann man ruhig auch mal die alten Hasen fragen. Die besten Tipps gibt es meist in den Kartshops an den Bahnen, hier können auch gebrauchte Karts vermittelt werden.

Von Caroline Marchot und Florian Hermes

Veröffentlicht am 15.12.2010