Der etwas andere WM-Spielplan

Als WM-Plan getarntes Werbematerial der NPD wurde in Bochum an Fußballfans verteilt. Foto: Sebastian Wolf

Bochum. So mancher Fußballfan dürfte sich am letzten Bundesligaspieltag der Saison nichts Besonderes dabei gedacht haben, als unter anderem am Ruhrstadion in Bochum WM-Planer verteilt wurden. Allerdings währte bei den meisten die Freude über dieses kleine Werbegeschenk nicht lange.

Es handelte sich nicht um die üblichen WM-Planer, die viele Firmen im Rahmen der WM unter die Leute bringen, sondern um fast schon traditionelle NPD-Propaganda. Dass die NPD zur Verbreitung ihrer Ideologie auf die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zurückgreift, ist keinesfalls neu. Die Partei sorgte bereits mit ihrem Planer zur WM 2006 für einen Skandal. Damals wurde der farbige deutsche Nationalspieler Patrick Owomoyela im Deutschland-Trikot mit dem Slogan: „Weiß. Nicht nur eine Trikotfarbe! Für eine echte NATIONAL-Mannschaft!“, auf der Frontseite des WM-Planers diffamiert. Allerdings konnte dieser gemeinsam mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB) eine einstweilige Verfügung gegen die NPD sowie die Beschlagnahmung aller WM Planer erwirken.

„Laßt stolz unsere Fahne weh’n, wir woll’n Deutschland siegen seh’n“

Um dieses Jahr kostspieligen rechtlichen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen, propagiert die Neuauflage etwas subtiler mit dem Slogan „Laßt stolz unsere Fahne weh’n, Wir woll’n Deutschland siegen seh’n“.  Auch das Parteilogo ist nur noch bei sehr genauem Hinschauen auf dem Cover erkennbar; 2006 war es noch klar auszumachen und wies den Planer sofort als NPD-„Werbematerial“ aus.

„Völker sollten sich auch mit ihren Nationalmannschaften identifizieren können“

Bevor der Fußballfan überhaupt zu den Spielplänen des eigentlichen WM Planers gelangt, muss er zunächst blättern und an Udo Voigt, dem Parteivorsitzenden der NPD, vorbei.  Aus einer kurzen Ansprache Voigts wird schließlich auch der eigentliche „Sinn“ dieses Planers ersichtlich. So wird die Botschaft von 2006 nochmals unterschwellig untermauert, indem man sich auf eine „Rückbesinnung auf die guten Werte im Fubssballsport“ beruft  und sich auch trotz der Klagen und der Beschlagnahmung „künftig kritisch mit Multikulti auseinandersetzen“ will. Auch der Spielplan selbst trägt eine deutliche NPD Handschrift, da unter den Spielansetzungen einige Kontaktadressen von verschiedenen NPD Institutionen zu finden sind.  

Von Sebastian Wolf

Veröffentlicht am 27.05.2010