Ralf Horstmann

„Wir haben eine American Football Mannschaft, aber kein Stadion“

Ralf Hostmann kümmert sich um die Sportförderung der Stadt Iserlohn. Foto: Désiree Sophie Schneider
Es ist wichtig, dass Kinder von klein auf Schwimmen lernen. Foto: Pixabay

ISERLOHN. Bekannt ist Iserlohn vor allem als Sportstadt. Doch wie sieht das Sportangebot für Kinder und Jugendliche aus? Wie kann die Sportstadt junge Erwachsene fördern, und wie ist die aktuelle Situation? Im Interview mit MAERKZETTEL beantwortet Ralf Horstmann, Leiter des Sportbüros Iserlohn, Fragen zum Thema „Sport und Jugend“.

MAERKZETTEL: Was sind aktuelle Projekte für Kinder und Jugendliche, die Sie unterstützen?

Horstmann: Ein großes Projekt haben wir vom Sportbüro der Stadt Iserlohn im Moment: Wir bringen den Kindern das Schwimmen bei. Viele Kinder und Jugendliche können nicht mehr schwimmen. Deswegen versuchen wir in Kooperation mit den Kindergärten, den Kindern vor dem Beginn der Grundschule Schwimmen beizubringen. Sie sollten das erste Schwimmabzeichen Seepferdchen meistern und sich an den Kontakt mit Wasser gewöhnen. Es ist der Stadt Iserlohn ein sehr wichtiges Anliegen und spielt auch im Rahmen der Flüchtlingsintegration eine große Rolle. Da die Flüchtlingskinder meist noch nie mit Wasser in Kontakt waren. Doch das ist alles nicht so einfach. Die Eltern haben oft Vorbehalte oder wollen nicht, dass ihre Kinder schwimmen gehen aufgrund ihres Glaubens oder Migrationshintergrundes.

Wie gehen Sie an das Problem heran?

Der Kontakt zu den Kindern geschieht vor Ort in den jeweiligen Kindergärten. Dort haben wir Übungsleiter, die mit den Eltern der betroffenen Kinder reden. Im Gespräch versuchen sie, den Eltern ihre Ängste zu nehmen und sie davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, dass ihr Kind Schwimmen lernt. Im September ist ja erst ein junger Flüchtling bei der Rettung eines kleinen Jungen im Seilersee ertrunken. Auch er konnte nicht schwimmen. Das sollte nicht passieren.

Wie gestaltet sich die Arbeit des Sportbüros der Stadt Iserlohn im Allgemeinen?

Horstmann: Das Sportbüro Iserlohn ist mit dem Landessportbund vernetzt und kooperiert mit den Schulsportgemeinschaften und Vereinen. Wir bringen viele Partner und freiwillige Sportinteressierte zusammen und vermitteln einzelne Sportler und Sportgruppen an Vereine. Wir haben eine allgemein beratende Tätigkeit gegenüber Vereinen, verwalten und unterhalten Sportstätten und machen den Sport somit erst möglich.

Wie wollen Sie Iserlohn als Sportstadt für junge Erwachsene attraktiver machen?

Das kann ich so pauschal gar nicht beantworten, da wir nicht für die Ausübung oder Organisation des Sportes zuständig sind, sondern dafür, dass Ausrüstung, Begebenheiten und der Platz gegeben sind, diesen auszuüben. Wir befragen die Bevölkerung, um zu sehen, was gewünscht wird und für welche Sportart Bedarf ist. Auch das Kinder- und Jugendbüro der Stadt Iserlohn informiert uns immer über das, was gebraucht wird oder verbessert werden muss. Momentan fokussieren wir uns besonders auf die Entwicklungsplanung von Sportstätten für Trendsportarten.

Ich bekomme teilweise Anfragen für Sportarten, die selbst ich bisher so noch gar nicht kenne. So fragte einmal eine Frau am Telefon, ob in Iserlohn Headis angeboten wird. Es ist eine Art Tischtennisspiel, bei dem der Ball aber etwas größer ist und mit dem Kopf anstelle von Schlägern gespielt wird.

Was haben Sie für zukünftige Projekte geplant?

Wir haben viele Ideen, doch scheitert ebenso vieles leider an den Finanzen. Viele Sportarten sind sehr kostspielig. Wir haben derzeit eine American Football Mannschaft, ein Sport, der sich immer größerem Zuwachs erfreut, aber kein Stadion, um Spiele auszutragen. Neues ist teuer, und die bereits 188 existierenden Sportstätten in Iserlohn müssen unterhalten werden, dazu gehören beispielsweise Sport- und Turnhallen, Freibäder, Sportplätze, Radwege, Mountainbike-Strecken, Eissporthallen und Reitvereine. Vieles ist marode und müsste saniert oder neu gebaut werden.

Aber wir haben auch gute Aussichten: Nächstes Jahr unterstützen wir Radio MK wieder bei ihrem Radio MK Lauf. Und nächste Woche habe ich schon einen Termin in Letmathe zur Sichtung des möglichen Veranstaltungsgebietes.

Von Désiree Sophie Schneider
Veröffentlicht am 12.11.2016