Rücktritt von Reinhard Grindel – Eine neue Chance für den DFB?

Reinhard Grindel bei einer Pressekonferenz des DFB. | Quelle: Steffen Prößdorf, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74786761

Reinhard Grindel hat am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Nach nur drei Jahren im Amt gab er die Annahme einer Uhr seines ukrainischen Verbandskollegen Grigori Surkis als Grund für den Rücktritt an. Doch kann man diesen allein auf eine 6000 Euro teure Uhr beschränken? Ein Kommentar.

Es waren schwierige Zeiten für den DFB, als Reinhard Grindel am 15. April 2015 zum Präsidenten des größten deutschen Sportverbandes gewählt wurde. Der Skandal rund um Schmiergeldzahlungen im Zuge der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zwang den damaligen Präsidenten Wolfgang Niersbach zum Rücktritt. Mit Reinhard Grindel, bis dahin für die CDU im Bundestag, übernahm ein weitgehend unbekannter Mann den Posten. Ein Neustart sollte eingeleitet werden.

Compliance, Ethik und Transparenz

Grindel warb von Beginn seiner Amtszeit an für mehr Compliance, Ethik und Transparenz. Seine Vision war es, den DFB wieder glaubwürdiger zu machen und das geschädigte Image zu reparieren. Er präsentierte sich selbst als großer Fan des Sports, Unterstützer der Amateure und gleichzeitig als Freund der Profis. Doch genau das, gelang ihm nicht.

Mit Beginn seiner Präsidentschaft kam es zur Offenlegung seiner Einkünfte. Diese bezifferten er und der DFB auf 14.400 Euro. Doch wo war die Transparenz, als er zwischen 2016 und 2017 78.000 Euro als Aufsichtsratsvorsitzender der „DFB Medienverwaltungsgesellschaft“ verdiente? Weder Reinhard Grindel, noch der DFB legten die Verdienste offen. Für das Geld brauchte er nur an zwei Sitzungen im Jahr teilzunehmen. Dass ein Präsident, der für Transparenz wirbt, knapp 80.000 Euro mehr auf dem Konto hat, als angegeben, wirft bereits einige Fragen auf. Erste Vorwürfe der Geldgier waren die Folge.

Von Nazar Al-Khalifi in das FIFA-Exekutivkomitee gewählt, wurde die Kritik lauter. Al-Khalifi, Präsident von Paris St.-Germain und eine wichtige Person bei der Vergabe der FIFA-WM nach Katar 2022, gilt als das komplette Gegenteil der Werte, die Grindel dauerhaft predigte. Auch Grindels Auftreten in der Debatte um Mesut Özil und Ilkay Gündogan im Vorfeld der WM in Russland, schädigten sein bereits geschädigtes Image weiter. Zunächst versuchte er, den ganzen Vorfall herunterzuspielen, um ihn dann nach dem WM-Aus nochmals richtig aufzuziehen. Das enttäuschende Abschneiden war ebenfalls nicht gut für Grindel, hatte er doch noch kurz vor dem Turnier den Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw verlängert. Positiv ist hier allerdings hervorzuheben, dass er dem Bundestrainer auch nach dem Vorrunden-Aus den Rücken stärkte.

Er und der DFB gerieten noch weiter in die Kritik, als vor einigen Monaten ein verbandsinterner E-Mail-Verkehr von Reinhard Grindel geleakt wurde. Das solche Infos nach außen dringen, zeugt schon von Spannungen innerhalb des DFB. Möglicherweise gab es dort bereits Funktionäre, die ihn gerne aus dem Amt entfernen wollten. Dass Grindel Gegner im Verband hatte dürfte sich daher selbst erklären. Zudem wurden Gerüchte laut, er habe mit der neuen Uhr vor seinen Mitarbeitern angegeben.

Sichtbar gerührt trat Grindel vor die Kameras in der DFB-Zentrale in Frankfurt, um seine Entscheidung zu verkünden. Der 57-Jährige bat um eine faire Beurteilung seiner dreijährigen Amtszeit. Die Uhr sei ausschließlich als Geschenk vom ukrainischen Funktionär gedacht gewesen. Vom Wert in Höhe der 6000 Euro habe er nichts gewusst. Dennoch fragt sich, wie er in den von Skandalen überschatteten Führungsebenen des Europäischen Fußballs ein solches Geschenk annehmen konnte. Dass hier der Verdacht von Korruption laut wurde, dürfte niemanden überraschen.  

Chance auf einen Neustart?

Wie es nun beim DFB weitergeht, weiß noch keiner so genau. Wieder einmal hat der Verband die Möglichkeit, sich zu erneuern. Durch ein frisches Gesicht bestünde die Möglichkeit, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Ein geeigneter Kandidat ist hierfür bisher noch nicht gefunden. Dennoch dürfte die Vermutung naheliegen, dass der DFB sich erneut einen eher unbekannten Mann für seine Führung sucht. Dieser hätte einiges zu tun. Was ein Präsident alles falsch machen kann, dürften alle gesehen haben.   

Am Ende lässt sich festhalten, dass Grindel nicht die Annahme der Uhr allein in die Kritik und schließlich zum Rücktritt gebracht hat. Diese führt nur eine Reihe von Problemen und Vertrauensverlusten eines DFB-Präsidenten fort, der durch eigenes Fehlverhalten seine Vision vom DFB zerstört hat. Wenigstens gab er an, die Uhr verzollen zu wollen. Ein Präsident, der Zusatzeinkünfte nicht offenlegte und von einem international als korrupt geltenden katarischen Funktionär unterstützt wurde, schädigte das Image des Deutschen Fußball-Bundes nachhaltig. Seit Juni 2018 ist Grindel Vorsitzender der UEFA-Kommission für Compliance. Diese wirbt für Transparenz und Ethik. Mit Reinhard Grindel an der Spitze – Viel Erfolg. Der deutsche Fußball wird ihm nicht lange hinterhertrauern…

Von Felix Abrahams
Veröffentlicht am 05.04.2019

Felix Abrahams

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