Tiefer Schock bei Fans nach Bochums Abstieg

VfL-Fan Jasmin Späth vor dem Bochumer Ruhrstadion. Die Bochum-Anhängerin ist zwar betrübt über den Abstieg ihres Lieblingsvereins, hält dem Klub aber auch in der zweiten Liga die Treue. Foto: Verena Holzgreve

Bochum. Vergangenes Wochenende hat sich der VfL Bochum zum sechsten Mal in die zweite Liga verabschiedet. Bei einigen Fans saß der Schock sogar so tief, dass er in Vandalismus überging. BiTSnews hat acht Tage nach dem Abstieg bei der Bochumer Anhängerschaft ein Stimmungsbild eingefangen.

Selbst verschuldet und früh absehbar sei der Abstieg gewesen, ist die einhellige Meinung der Fans. Die Trainerwahl habe außerdem eine große Rolle gespielt. „Heiko Herrlich hat bislang nur Jugendmannschaften trainiert und war mit seiner Aufgabe in einem Erstligaverein überfordert. Auch die Mannschaft ist offensichtlich nicht mit ihm klar gekommen und war damit nicht gefestigt genug“, findet VfL-Fan Jasmin Späth. Auch VfL-Anhänger Horst Möllers sieht in der Trainerwahl den Hauptgrund für den Abstieg. „Herrlich hat die Mannschaft nicht zusammengeschweißt. Das Team war kein homogenes Gefüge, sondern ein Haufen Einzelkämpfer. Außerdem sind drei Trainer in einer Saison die unverständlichste und dümmste sportpolitische Entscheidung, die ein Vorstand treffen kann. Zumindest den Wechsel von Herrlich auf Wosz hätten sich die Bochumer sparen können.“

Mannschaft zeigte keinen Einsatz

Besonders empört sind die Fans auch darüber, dass sich die Bochumer Fußballer bereits früh in der Saison aufgegeben haben. VfL-Anhängerin Nadia Al-Massalmeh sah überhaupt keine Leistung der Spieler. „Was die veranstaltet haben, grenzte schon an Arbeitsverweigerung“, findet die 23-Jährige. Auch Bochum-Fan Maximilian Weitkämper zweifelt an der Fähigkeit der Spieler. „Ihre Leistung war einfach nicht erstligareif. Was aber auch damit zu tun hat, dass viele von ihnen einfach nicht in diese Klasse passen.“ Jasmin Späth geht noch einen Schritt weiter: „Wer in der heutigen Zeit den Klassenerhalt schaffen möchte, muss nicht in mittelmäßige Spieler sondern in Topspieler investieren. Generell sollte der VfL seine Spielerwahl genauer überdenken und in diesem Bereich gute Investitionen tätigen.“ Das könnte in der kommenden Saison noch schwieriger werden, reduziert sich der Etat des Vereins doch unter anderem auf Grund schrumpfender TV-Einnahmen von 38 auf 22 Millionen Euro.

Kein Verständnis für randalierende Fans

Noch viel entsetzter als über die verkorkste Saison zeigt sich ein Großteil der Bochumer Anhängerschaft über das Verhalten einiger Fans. Nach der 0:3-Niederlage am vergangenen Samstag stürmten einige von ihnen den Stadionrasen. Bei ihren Attacken verletzten sie einen Ordner. „Dass 'Fans' nach Spielschluss auf Spieler losgehen, ist in keinster Weise zu tolerieren. Die gewaltbereiten Fans kennen sich angeblich alle. Dann sollen sie ihren Frust doch untereinander entladen, aber das Stadion und den Fußball nicht als Bühne für ihre Egoprobleme nutzen“, sagt Bochum-Sympathisant Dominik Möllers. Auch Nadja Al-Massalmeh findet, dass solch ein Verhalten nichts mehr mit Fußball zu tun hat. „Randalieren ist niveaulos. Allerdings kann ich verstehen, dass einige sehr gefrustet waren. Schließlich haben die Spieler überhaupt nicht gekämpft und sich als Mannschaft sehr früh aufgegeben.“

Ansgar Schwenken vom Finanzvorstand des VfL äußerte gegenüber den Ruhr Nachrichten, dass die Fans eine zu hohe Erwartungshaltung an den Verein hätten. „Wir werden uns nie aus der Umklammerung der beiden großen Nachbarvereine lösen können. Für Bochum muss es als Erfolg gewertet werden, wenn sich der Verein in der ersten Liga halten kann“, so Schwenken. 

Unterstützung auch in der zweiten Liga

Trotz des Frusts sind sich die Bochumer Fans einig. Sie wollen ihrem Verein auch in der zweiten Liga die Treue halten. „Einmal VfL, immer VfL. Ich bin doch ein Bochumer Mädchen, da gehört der Verein dazu“, schmunzelt Nadja Al-Masalmeh. Maximilian Weitkämper sieht sogar einen Vorteil in dem Abstieg seines Lieblingsvereins. „In der zweiten Liga liegen die Spieltermine besser, dann kann ich noch öfter ins Stadion gehen.“  

von Verena Holzgreve und Jana Schoo

Veröffentlicht am 16.05.2010