Koreanischer Kampfsport: Kyeok Too Ki

Wenn aus Sport eine Lebenseinstellung wird

Lucia und Meister Ingo Wanning nach dem Training. Foto: Assia Karnbach
Lucia: Sport am Meer. Fotoquelle: Lucia Angela Falcone-Schmermbeck
Lucia beim Schwertkampf. Fotoquelle: Lucia Angela Falcone-Schmermbeck
Lucia und Meister Ingo Wanning in Kampfstellung. Foto: Assia Karnbach

HEMER. Für Lucia Angela Falcone-Schmermbeck ist der koreanische Kampfsport Kyeok Too Ki seit 15 Jahren fester Bestandteil ihres Lebens. Einer aus Tausend, so sagt ihr Meister schaffe es bis zum dritten Dan und beginne damit andere zu trainieren. Lucia hat in den 15 Jahren genau das erreicht: einer von 1000 zu sein.

Kyeok Too Ki bedeutet übersetzt geistiger Weg oder Geist und Willen gebrauchen. Der koreanische Kampfsport kombiniert vieles und war ursprünglich für die südkoreanische Polizei und das südkoreanische Militär konzipiert worden. Ziel war es sich gegen alle möglichen Situationen wappnen zu können. ,,Kyeok“ steht für Menschlichkeit, ,,Too“ für Fairness und Gerechtigkeit und ,,Ki“ für die Energie. All das ist in den Sportstunden der Sportschule Yeo in Hemer zu sehen. Mittendrin Lucia, bei der jede Übung spielend leicht aussieht, obwohl doch so viel Kraftaufwand damit zusammenhängt.
Sie sagt, dass für manche der Sport ein Hobby ist, für andere ein Ventil, wieder andere aber nehmen es als Lebenseinstellung wahr. Zu letzteren zählt sich Lucia auch selbst. Sie ist schon immer sportlich gewesen und auch sportbegeistert und so probierte sie viele Sportarten aus, darunter auch Basketball und Fußball.

Lucias Weg zum Kampfsport

Ihre Leidenschaft für den Kampfsport entdeckte sie erstmals im Alter von 14 Jahren, wo sie mit dem Kickboxen anfing und auch zwei Jahre dabei blieb. Der Kampfsport ist für Lucia immer ein Kindheitstraum gewesen, leider hatte sie früher nicht die Möglichkeit sich diesen voll und ganz zu erfüllen. Aus diesem Grund erfüllte sie sich den Wunsch im Alter von 27 Jahren selbst. ,,Dieses Talent muss man ja mal fördern!“, fanden schon Lucias Sportlehrer ihrer Kindheit. Irgendwann entschloss sie sich dann, dies selbst zu tun, mit Erfolg.
Heute hat Lucia den dritten Dan -also den dritten Schwarzgurt- in Kyeok Too Ki und hat sich mit viel Disziplin und Ehrgeiz ihr Ziel erkämpft. Im Kyeok Too Ki lerne man nie aus, erklärt Lucia. Sie beschreibt ihren Erfolg und ihren Start in den Sport so: ,,Mit vollem Ehrgeiz, habe ich fünfmal die Woche trainiert. Ich habe in der Zeit ganz viel aufgeholt. Ich habe 15 Jahre für etwas gebraucht, wofür andere vielleicht 25 Jahre gebraucht hätten. Ich habe wirklich alles mitgenommen und war wie ein Schwamm. Ich habe auch einen ganz tollen Trainer der mir unglaublich viel mitgegeben und mich gefördert hat.“
Mit voller Begeisterung erzählt sie über ihren Sport und ihren Weg dahin. Schnell ist zu merken, was die Definition des Sports selbst schon sagt, Lucia hat ihre innere Ruhe gefunden, ihre innere Mitte, ein Gefühl, welches sich auf der Matte, wie auch im Alltag zeigt.

Kampfsport als Lebensweise

Kyeok Too Ki richtig ausgelebt, fördert die zwischenmenschlichen Beziehungen, den Emotionalen Quotienten an sich und durchbricht die eignen Grenzen. So ist der Sport auch im Alltag wiederzufinden. Lucia lernte Kinderpflege, ist liebende Mutter und Ehefrau. Mit ihrer Familie lebt sie in Hemer. Sie hat einen Mann, ein Haus, ein Kind, einen Hund, all das was viele sich als Lebensziel setzen. Und gleichzeitig tut sie durch ihren erlernten Beruf auch anderen Kindern und Familien etwas Gutes. Sie ist sehr perfektionistisch und hat unglaublich viel Disziplin und Eigenantrieb in allem was sie macht. Bis vor kurzem arbeitete sie auch noch in einem Café als Leiterin und achtete dort darauf, es den Gästen so perfekt wie möglich zu gestalten. Schnell ist zu merken, dass vor allem diese zwischenmenschlichen Beziehungen, die der Sport fördert, für Lucia Alltag sind. Genauso wie das Durchbrechen der eigenen Grenzen. Als Lucia von ihrem Alltag erzählt, ist kaum zu glauben, wie all das alleine zu schaffen ist. Aber statt den Sport nur als Ausgleich zu sehen, ist sie auch dort Trainerin und hilft so auch dort anderen, in dem sie die anderen dabei unterstützt ihre Stärken zu stärken und ihre Schwächen herauszufinden.

Nicht nur Kämpferin im Alltag und auf der Matte, sondern auch Trainerin

Mittlerweile mag Lucia das Unterrichten fast noch lieber, als das eigene Training. Dennoch bedeutet andere trainieren natürlich auch, dass sie selber am Ball bleiben muss. Auch ist es ihr ganz wichtig, dass sie auf der Matte immer entspannt ist und nichts aus dem Alltag mitbringt. Denn als Trainerin von unter anderem auch Kindern, ist es ihr ganz wichtig, der Ruhepol zu sein und als Vorbild zu fungieren. Neben den regulären Kyeok Too Ki Kursen, bietet Lucia unter anderem auch Frauenkurse an, die gezielt der Selbstverteidigung dienen. Als Trainerin muss sie gezielt schauen, wie sie die einzelnen Teilnehmer am besten schult. Hat ein Teilnehmer zum Beispiel zu viel Energie, muss man ihn vielleicht etwas bremsen, während andere eher introvertierte Teilnehmer mehr gefordert werden müssen, um Selbstbewusstsein und Sicherheit aufzubauen. Es wird also auf jeden individuell eingegangen, damit jeder bestmöglich vom Training profitieren kann. Lucia ist anzumerken, dass sie in egal welcher Tätigkeit immer mit vollem Einsatz dabei ist und versucht das Beste aus sich selbst und aus allen anderen herauszuholen.

Meister Ingo Wanning erzählt mit Stolz von Lucias Erfolgen

Ab dem vierten Dan, wird der nächsthöhere Dan nur noch verliehen. Meister Ingo Wanning hat bereits den sechsten Dan und auch Schwarzgurte in anderen Kampfsportarten. Er selbst ist trotz seiner Erfolge sehr bescheiden, genauso wie auch Lucia, die ihre Erfolge anfänglich noch klein redet. So bodenständig wie Ingo Wanning über sich selbst spricht, geht es um Lucia, spricht er in den höchsten Tönen von ihr. Auf die Frage, wie er Lucia im Training wahrnimmt, antwortet er: ,,Positiv! Sie ist sehr interessiert und immer wissbegierig. Wenn sie etwas anfängt, dann zieht sie es durch. Sie ist wirklich sehr diszipliniert. Von 1000 Leuten, macht vielleicht einer den dritten Dan und wird Meister und unterrichtet.“ Auch von ihrem Stil als Trainerin ist er begeistert. Sie habe einen sehr guten Umgang mit Kindern und fördere sie in ihrer Motorik, sowie in ihrer Disziplin und ihrem Respekt. ,,Wegen ihrer Ausbildung ist es für sie vielleicht leichter“, vermutet er. Als er auf die Vielzahl von Turnieren zu sprechen kommt, an denen Lucia teilgenommen hat, fragte er: ,,Hast Du eigentlich jemals den zweiten Platz gemacht?“ Und schnell, sind sie sich einig, Lucia krönte ihre Teilnahmen stets mit dem ersten Platz. Mittlerweile fokussiere sich Lucia eher auf Weiterbildungen, als auf Turniere. So zum Beispiel im Bereich des Kampfrichters, Punktrichters und Wertungsrichters.

Schnell ist klar, der Sport Kyeok Too Ki ist für Lucia fester Bestandteil ihres Lebens und hält immer neue Wege für sie offen. Denn für Lucia Angela Falcone-Schmermbeck ist es mehr als ein Sport, für sie ist es eine Lebenseinstellung geworden.

Von Assia Karnbach
Veröffentlicht am 29.01.2020

Assia Karnbach

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