Kommentar

Balkan-Schlachter Mladic verurteilt

Gräber in Srebrenica-Potocari Foto:Ammar Nukic

Der ehemalige General der bosnischen Serben Ratko Mladic wurde zur lebenslanger Haft vom Europäischen Gerichtshof in Den Haag verurteilt. Mehr als 25 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica, bei dem 8372 Menschen auf grausame Art und Weise hingerichtet, ermordet und in Massengräber geworfen wurden, wurde der heute 75-Jährige zur Verantwortung gezogen.

Rückblick 11.07.1995: General Ratko Mladic und Führer der bosnischen Serben Radovan Karadzic ließen  mehr als 8000 Männer und Kinder in Srebrenica massakrieren. Karadzic wurde 2016 für eine fast identische Klage zu 40 Jahren Haft verurteilt. Nun vier Jahre nach Prozessbeginn wurde auch Mladic für sein Handeln zur Rechenschaft gezogen.

8372 Menschen ermordet

Für die meisten nur eine Zahl, doch für die Hinterbliebenen ist es nicht nur eine Zahl, und der 11.07.1995 nicht nur ein Datum. Viele verloren ihre Männer und Kinder. Frauen wurden misshandelt und vergewaltigt. Bis heute fehlen noch einige Knochen der ermordeten Bosniaken. Kann ein Mensch tatsächlich zu so etwas in der Lage sein? Monstrum wäre ein besserer Begriff für solch eine Person, die Unschuldigen so etwas antun kann. So viele Leben auszulöschen, zu foltern, zu misshandeln, zu all diesen Dingen wäre ein normaler Mensch nicht in der Lage. Die Gewissenslosigkeit, dass man für so viele Tode verantwortlich ist und dann auch noch nachts ruhig schlafen zu können, so etwas ist in meinen Augen unverständlich. Dann auch noch die Obszönität zu besitzen, sich vor dem Europäischen Gerichtshof für unschuldig zu befinden, grenzt an Realitätsverlust. Es grenzt nicht nur daran, es überschreitet die Grenze sogar!

Nutzlose Blauhelmsoldaten

Auf Friedensmission in Bosnien, war Srebrenica UN-Schutzgebiet. Niemand durfte in diese Zone eindringen, doch Radovan Karadzic und seine Truppen taten es. Die ethnische Säuberung begann, doch die niederländischen Blauhelmsoldaten und die UN sahen nur zu, wie Menschenleben genommen wurden. Statt einzugreifen flohen einige der UN-Soldaten, oder wie auf einem Bild zu sehen ist, trinkt der niederländische UN-Kommandant Ton Karremans gemeinsam etwas mit Ratko Mladic. Für den Tod von 300 Menschen ist die Niederlande mitverantwortlich.

8372 - eine prägnante Zahl

So viele Menschen mussten innerhalb von wenigen Tagen sterben, und das nur wegen ihres Glaubens und, um ein ethnisch reines Großserbien zu schaffen. Zum Vergleich, es sind doppelt so viele Menschen, wie in das Stadion der Iserlohn Roosters passen. Es ist der größte Völkermord seit dem Holocaust im Zweiten Weltkrieg. Bis heute werden die Geschehnisse als Bürgerkrieg und nicht als Genozid anerkannt. Jedes Jahr zum 11.07 werden in mehreren Ländern auf der ganzen Welt Friedensmärsche veranstaltet und Spenden für die Hinterbliebenen gesammelt.

Eine Ehefrau und Mutter erzählte ihre Geschichte. Am 8.07.1995 verabschiedete sich die Mutter von ihrem Sohn, welcher in die Wälder floh, um Sicherheit vor den Cetniks zu suchen. Drei Tage später musste sie im Fernsehen mitansehen, wie ihr Kind hingerichtet wurde. Szenen, in die sich niemand hineinversetzen kann und sicherlich auch nicht möchte. Sein eigenes Kind zu sehen, wie es hingerichtet wird. Da fehlen einem einfach nur die Worte.

1425 Tage des Terrors

Nicht nur Srebrenica war von Ratklo Mladic und seinem Führer Radovan Karadzic zum Opfer gefallen. Ab 1992 wurde die Hauptstadt Bosniens Sarajevo drei Jahre lang eingekesselt und belagert. Dabei starben 10.615 Menschen.

Ich verstehe einfach nicht, wie viel Hass so ein Mensch in sich tragen muss, um so viele unschuldige Menschenleben zu nehmen. Der Prozess, der gegen die beiden bosnischen Serben geführt wurde, dauerte zu lange. Solche Menschen sollten früher für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden und ich bin froh, dass die Todesstrafe in Europa abgesetzt wurde, damit Menschen wie Mladic und Karadzic ihrer Strafe bis zu ihrem Tode absitzen können. Auch wenn ihre Strafe nicht mal ansatzweise so hart ist, wie die Taten, die sie begangen haben. Solche „Menschen“ hätte man früher von deren Vorhaben abhalten und verurteilen müssen. Vergeben kann man ihnen, doch vergessen wird man es NIE!

Von Ammar Nukic
Veröffentlicht am 23.11.2017