Bezaubernde Weihnachtsmärkte – Alles nur Fassade?

Rund 2.500 Weihnachtsmärkte gibt es jährlich in Deutschland. Foto: Pixabay

Es ist wieder soweit: Die Weihnachtsmärkte haben geöffnet und Millionen Besucher genießen die gemütliche, winterliche Atmosphäre. Doch hinter der Fassade sieht es ganz anders aus. Neben niedrigen Löhnen und unverschämt hohen Preisen bergen die Weihnachtsmärkte auch noch ganz andere Seiten. Ein Kommentar.

Rund 2.500 Weihnachtsmärkte öffnen in Deutschland jedes Jahr um diese Zeit ihre Pforten. Perfekt, um die Weihnachtszeit einzuläuten. Alles, was das Herz begehrt, ist vorzufinden: Von Glühwein, heißem Kakao und Tee bis hin zu Schokofrüchten, Reibeplätzchen und natürlich überreichlicher Dekoration und Weihnachtsmusik. Weihnachtsmärkte in der Adventszeit zu besuchen, ist ein Muss. Nicht nur Stimmungsmacher sind sie, sondern vor allem Umsatzmacher.

Mitarbeiter als Leittragende

Rund 190.00 Menschen arbeiten auf den Weihnachtsmärkten, schätzt der Bundesverband der Deutschen Schausteller und Marktkaufleute. Arbeitszeiten von bis zu 13 Stunden und das häufig sieben Tage die Woche sind keine Seltenheit, genauso wie Dumpinglöhne, die bis runter auf 1,30 Euro die Stunde gehen. Wie viele diesen jedoch erhalten, ist nicht bekannt. Dennoch ist es unmenschlich, dass ihn überhaupt viele erhalten. Schließlich sind die Mitarbeiter die Leittragenden, die bei der Kälte die vielen Stunden hinter den Ständen stehen müssen.

Profit steht an erster Stelle

Ein Beispiel veranschaulicht sehr gut, wie viel Millionen Euro Umsatz mit Weihnachtsmärkten erzielt wird. Alleine der Münchner Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz, neben dem noch ebenfalls über zehn weitere Märkte blendend verdienen, hat einen Wirtschaftswert von 175 Millionen Euro, wie die Stadt München berechnete.

Mittlerweile sind nur noch ein Drittel aller Weihnachtsmärkte vollständig von den jeweiligen Kommunen veranstaltet. Der größte Teil wird von Schaustellervereinen, Unternehmen oder Verbänden organisiert. Für sie steht der Profit an allererster Stelle. Arbeitnehmerrechte und Menschenrechte werden somit gerne außer Acht gelassen.

Utopische Preise

Die vielen Stände laden dazu ein, sich bei gemütlicher Atmosphäre viel Geld für Glühwein, Essen, Deko und vielem mehr aus der Hose ziehen zu lassen. Wir zahlen die überteuerten Preise vor allem für Glühwein. Preise wie 3,50 Euro für eine Tasse sind für uns selbstverständlich geworden. Kein Wunder, dass die Glühweinstände am lukrativsten sind.

Gewinner sind somit die Standbesitzer, die sogar zum größten Teil mit dem Weihnachtsgeschäft mehr als die Hälfte des gesamten Jahresumsatzes verdienen. Verlierer sind ganz klar die Mitarbeiter. Wir als Besucher leisten den Beitrag dazu, dass sich die Organisatoren und Standbesitzer dumm und dusselig verdienen. Aber die gemütliche Atmosphäre will man sich dennoch nicht nehmen lassen. Ein Teufelskreislauf mit sehr fragwürdigen Machenschaften.

Von Julia Schuchardt
Veröffentlicht am 04.12.2017