Die Flucht vor dem Coronavirus

Cancelled

Marco und Antonia am Flughafen in Bangkok. Foto: Nina Welz
Der Ausblick aus einem der vielen Flugzeuge. Foto: Nina Welz
Die Bangkok-Gruppe: Julius, Adin, Nina, Antonia und Marco (v.l.n.r.). Foto: Nina Welz

Leere. Ich fühle mich einsam und verlassen. Primär aber sauer und traurig. Warum? Hätten wir keine weltweite Krise, säße ich jetzt mit einem Kaffee in meinem Apartment in Bangkok und würde mich auf den nächsten Tag in der Uni vorbereiten. Hätten wir keine weltweite Krise. Haben wir aber. Deswegen sitze ich jetzt bei 15 statt 35 Grad Außentemperatur in Deutschland und schreibe über eine Krise. Über meine Krise.

KAMEN/BANGKOK. Alles beginnt am 26. Februar 2020. Nach einer 14-stündigen Reise sind vier meiner Kommilitonen und ich in Bangkok angekommen, um dort zu studieren und die time-of-our-lives zu haben. Für Nina, Julius, Adin, Marco und mich geht dieser Plan genau für einen Monat auf. Zum Zeitpunkt unserer Ankunft in Thailand gibt es in Deutschland elf bestätigte Corona-Fälle und in Thailand vierzig.

Bangkok – Eine absolute Reizüberflutung: Es ist laut, voll und es stinkt ein bisschen. Wir haben noch ein paar Tage Zeit, bis die Uni anfängt. Natürlich richten wir uns alle erst einmal in unseren Wohnungen ein und erkunden die Gegend. An jedem öffentlichen Ort riecht es nach Desinfektionsmittel. Warum? Naja, weil überall Desinfektionsmittel steht. Es ist unmöglich, sich die Hände nicht zu desinfizieren. Ob am Bahnhof, im Einkaufszentrum, in der Uni oder im kleinen Supermarkt nebenan: Bevor all diese betreten werden, wird am Eingang vom Personal Fieber gemessen und sich die Hände desinfiziert. Niemand geht ohne einen Mundschutz zu tragen vor die Tür, obwohl in Bangkok keine Maskenpflicht gilt. Von Tag eins an fühle ich mich vor dem Coronavirus in Thailand sicher. Während in Bangkok noch alles in Ordnung scheint, spitzt sich die Lage in Deutschland zu. Die Schulen und Kitas schließen, Bayern erteilt eine Ausgangsbeschränkung und bei uns in NRW haben die Restaurants nur noch bis 15 Uhr geöffnet.

Im Vergleich zu Deutschland schließen in Thailand nach und nach alle Schulen, Universitäten, Bars und Clubs bereits als nur 100 Fälle gemeldet werden. In Deutschland müssen erst über 3.000 Menschen erkranken, bis dieser Schritt gemacht wird. Auch im weiteren Verlauf, als die Zahlen der Erkrankten steigen, reagiert und handelt Thailand. Das Personal wird umfunktioniert zu Desinfektionsbeauftragten. Einkaufswagen, Zugticketmaschinen und unsere Hände, werden von den Thailändern in erschreckend regelmäßigen Abständen desinfiziert. Ich fühle mich sicher. Nachdem die Einheimischen die Straßenseite wechseln, als sie uns sehen, entscheide ich mich, vor allem aus Respekt gegenüber den Thailändern, auch einen Mundschutz zu tragen. Besonders in den öffentlichen Verkehrsmitteln. „Da wird schon was dran sein, wenn alle diese Masken tragen“, denke ich mir.

Stamford University Bangkok

Die erste Woche an einer fremden Uni steht bevor. Aufregend. Ich freue mich, da jetzt endlich Alltag einkehrt. Pustekuchen. Einen Tag bevor die Uni beginnen soll, bekomme ich eine Nachricht, dass wir uns noch eine Woche in Selbstquarantäne begeben sollen, sodass insgesamt 14 Tage seit unserer Ankunft vergangen sind. Denn Deutschland gilt mittlerweile als Risikogebiet. Somit beginnen unsere Vorlesungen eine Woche später. Großartig. „Dabei sind wir doch schon überall rumgerannt seit unserer Ankunft“, sagt Nina. Sich nach fast zwei Wochen noch ein paar Tage in Selbstquarantäne zu begeben scheint uns absurd, aber wir haben keine Wahl.

Ein paar Tage später ist es dann endlich soweit. Von einem kleinen Bahnhof aus, hinter unseren Wohnungen, fährt ein Shuttle direkt zur Uni. Die Sonne scheint und es sind 30 Grad im Schatten. An der Uni angekommen, müssen wir unseren Reisepass vorzeigen und Fieber messen lassen. Als die Angestellten der Uni merken, dass wir aus Deutschland kommen, werden sie sichtlich unruhig und tauschen sich auf thailändisch aus. Erst als sie den Stempel mit unserem Einreisedatum sehen, kehrt Ruhe ein. Ich bekomme einen pinken Aufkleber auf meinen Pass und einen orangenen auf meine Schulter: Kein Corona. Großartig. Direkt am Eingang befindet sich die Cafeteria. Es ist laut und es riecht nach Essen. Überall sind Studenten. Ein paar tragen eine Uniform, aber fast alle einen Mundschutz. Zwischendurch bemerke ich, wie wir komisch angeguckt werden. Im Vorlesungsraum angekommen bin ich ein bisschen aufgeregt, neue Leute kennenzulernen. Außerdem ist es wirklich kalt. Die Klimaanlage bläst auf meine nackten Arme. Gänsehaut. Nun sitze ich hier: aufgeregt, unterkühlt und neugierig. In meiner ersten Vorlesung sind wir zu fünft. Auch in den anderen Vorlesungen sind nur sehr wenige Studenten anwesend. Die Dozenten erklären, dass es hier aufgrund des Virus etwas ruhiger zugeht.

Nach einer Woche ist es dann auch erst einmal vorbei mit dem Studieren an der Hochschule in Bangkok. Online Classes statt offline Vorlesungen. Aber die Gesundheit geht vor. Wir haben es uns irgendwo auch schon gedacht, dass es so kommen wird. Panik? Nein. Wozu auch. Eher bin ich enttäuscht. So habe ich mir das Ganze nicht vorgestellt. Das Virus wird immer präsenter und die Online Kurse verstärken dieses Gefühl nur noch mehr. „Thailand hat das im Griff", davon bin ich überzeugt.

Die Flucht

Die täglichen Diskussionen mit meinen Eltern nehmen zu: „Kommt so schnell ihr könnt nach Hause, sonst kommt ihr bald gar nicht mehr weg!“, höre ich meine Mama am anderen Ende des Telefons. Aber wieso denn? Hier ist doch alles in Ordnung.

Es ist der 19. März. Mein Herz klopft unglaublich schnell und mir wird schlecht, als wir die Entscheidung treffen, unseren Rückflug nach Deutschland von dem 12. Juli auf den 26. März zu ändern. Minus 200 Euro auf meinem Konto. Aber die Gesundheit geht vor. Warum der plötzliche Sinneswandel? Die Situation in Bangkok mag in Ordnung sein, aber in Deutschland ist sie katastrophal. Das Virus breitet sich dort rasant aus und die ersten Fluglinien streichen ihre Flüge nach Deutschland. Wir bekommen Angst, bald wirklich in Thailand festzusitzen. Unsere Bangkok-Gruppe ist emotional jetzt schon erschöpft. Gestern waren wir noch alle überzeugt davon, in Bangkok zu bleiben, sei die richtige Entscheidung und heute buchen wir den nächstmöglichen Flug nach Hause. Am nächsten Tag herrscht immer noch bedrückte Stimmung. Parallel dazu bekommen wir die Information, dass die deutschen Flughäfen ihren Flugverkehr einstellen und es uns passieren könnte, dass wir sehr bald schon nicht mehr in Deutschland landen können. Wann, wie und wo erfahren wir natürlich nicht. Wir tauschen uns kurz aus und Marco und ich verschieben unseren Flug um zwei Tage nach vorne auf den 24. März. Das ist die einzige bezahlbare Möglichkeit. Auf ein Neues: Minus 200 Euro. Aber die Gesundheit geht vor.

Nina fliegt schon zwei Tage vor uns nach Hause. Adin und Julius sind noch entspannt, aber haben auch einen Rückflug gebucht. Ich bin alles andere als entspannt. Einen Tag später bekommen wir die Nachricht, dass in unserem Wohngebiet eine Person an Corona erkrankt ist. Eine Etage über Ninas Wohnung. Panik? Ja! Die Ereignisse überschlagen sich. Nina zögert nicht lange und bucht ein Hotel. Ihr Flug geht schon morgen. Wir alle haben Angst, dass ein Lockdown dazu führt, dass wir die Wohnungen nicht mehr verlassen dürfen und wir unsere Flüge nicht wahrnehmen können. Es ist abends, als Nina ihre Wohnung räumt und in ein Hotel zieht. Ich bin erschöpft und kann keine klaren Entscheidungen mehr treffen. Marco und ich bleiben die Nacht noch in der Wohnung und buchen für den nächsten Tag ein Hotel. Gesagt, getan. Adin und Julius kommen mit uns in das gleiche Hotel. Drei Tage noch bis zu meinem Rückflug nach Hause. Im Hotel angekommen, fühle ich mich erleichtert. Hier gibt es sogar einen Pool. Ich plane die letzten Tage in Bangkok und entspanne mich langsam.

Cancelled

Noch am selben Abend streicht unsere Fluggesellschaft alle Flüge nach Deutschland. Schock. Es ist elf Uhr abends und Julius, Marco, Adin und ich machen uns sofort auf den Weg zum Flughafen in Bangkok, um vor Ort einen Ersatzflug zu bekommen. Diese Idee hatten nicht nur wir. Der Schalter ist überfüllt und die Leute schreien sich gegenseitig an. Mein Herz rast. Es dauert zwei Stunden bis wir wieder im Hotel sind. Ohne einen Ersatzflug. Denn die einzige Möglichkeit, die uns angeboten wurde, war ein Flug nach London. Ich weiß nicht, wie die Situation dort ist und hinterher stecken wir in London fest. Deshalb gucken wir im Hotel selbst nach alternativen Flügen. Mitten in der Nacht. Wir suchen zu viert, telefonieren mit unseren Eltern und melden uns bei dem Rückholprogramm der Deutschen Bundeswehr an. Mir ist schlecht. Was ist, wenn wir wirklich hier festsitzen? Ohne Wohnung, in einem Hotel, für Gott weiß wie lange. Gedanken, die mich nicht loslassen. Julius und Adin entscheiden sich dafür, in Thailand zu bleiben und gehen schlafen. Marco und ich wollen nach Hause. Am besten jetzt sofort.

Die meisten Flüge nach Deutschland sind ausverkauft, obwohl die Flughäfen bald schließen sollen. Wir suchen weiter, aber finden nichts. Nach einer gefühlten Ewigkeit finden wir endlich einen Flug, der über Skandinavien nach Amsterdam fliegt. Nachdem wir unser Gepäck hinzugefügt haben und bezahlen wollen, wird uns angezeigt, dass der Flug bereits ausverkauft ist. Wir haben zu lange gebraucht. Marco verlässt wütend den Raum. Ich fange an zu weinen. Ich habe Angst. Es dauert, bis wir uns beruhigen, aber wir sind uns einig: Wir müssen nach Hause! Also wird weitergesucht. Bei jedem neuen Flug, der in Frage kommt, frage ich mich: „Was, wenn wir dort steckenbleiben?“. Damit müssen wir rechnen. Ich möchte ungern im Oman oder Moskau stecken bleiben, da ich nicht weiß wie dort die gesundheitliche Versorgung ist. Es ist fünf Uhr in der Nacht als wir endlich Flüge gefunden haben, die uns noch heute direkt nach Deutschland bringen sollen. Bangkok-Oslo-Stockholm-Weeze. Diesmal zögern wir nicht und buchen die Verbindung so schnell es geht. Der Spaß kostet ein Vermögen. Aber die Gesundheit geht vor. Unser Flug geht in fünf Stunden. Wir entscheiden uns dazu, noch im Hotel zu frühstücken und danach zum Flughafen zu fahren. Adin und Julius lassen wir im Hotel zurück. Schlaf? Keine Sekunde.

Oslo

Wir sitzen tatsächlich im Flieger nach Oslo und ich kann mein Glück kaum fassen. Das erste Mal seit Tagen, dass ich das Gefühl von Hoffnung spüre. Dieses Gefühl hält eine ganze Stunde an. „Wir warten immer noch auf die Mitarbeiter unserer Cabin-Crew. Aufgrund des Gesundheitscheck dauert es noch, bis unsere Crew vollständig ist. Wir bitten um ihr Verständnis“, ertönt es aus den Lautsprechern des Flugzeugs. Eine ganze Stunde hat es gedauert, bis wir endlich nach Oslo starten. Aber die Gesundheit geht vor. Unser Anschlussflug nach Stockholm geht bereits zwei Stunden nach unserer geplanten Ankunft in Oslo. Mit einer Verspätung von über einer Stunde, weiß ich schon in der Luft, dass das knapp wird. Nach einem zwölf stündigen Flug und vielleicht drei Stunden Schlaf, müssen wir rennen. Wir haben 45 Minuten Zeit, um unser Gepäck zu holen, es neu aufzugeben und durch die Sicherheitskontrolle zu kommen. Unmöglich. Aber wir versuchen es trotzdem. Direkt nachdem wir das Flugzeug verlassen, fängt uns das norwegische Militär ab. Ich erkläre, dass wir es eilig haben und unseren Anschlussflug nach Stockholm bekommen müssen. Natürlich muss ich meine Aussagen anhand der Flugtickets beweisen, doch dann passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Ein Soldat kommt auf uns zu und sagt: „Wir müssen jetzt rennen!“. Und los geht es. Total verschlafen, mit Zeitdruck und einer Menge Handgepäck rennen wir mit dem Soldaten durch den Oslo Flughafen. Unser Ziel ist anscheinend das Gepäckband. Dort angekommen erhält der Soldat die Nachricht, dass es zu spät sei und wir den Flieger nicht mehr nehmen können. Ich lache. Keine Ahnung warum. Die Polizei erklärt uns, dass wir einen neuen Flug buchen müssen. Noch völlig aus der Puste von unserem Sprint, setzen Marco und ich uns auf eine Bank und suchen einen Flug nach Stockholm, um den Anschlussflug nach Weeze noch zu bekommen. Keine Chance, es ist alles ausverkauft. Es ist ruhig und um uns herum sitzen wenige Leute, weinend. Wir buchen einen neuen Flug von Oslo nach Amsterdam für den nächsten Morgen. Die Polizei erklärt uns, dass wir für die Nacht nicht am Flughafen bleiben können, sondern in ein Quarantäne Hotel gebracht werden müssen. Meinetwegen, denke ich mir.

Das Militär wird zu unserem treuen Begleiter. Eine Gruppe von Soldaten eskortiert uns zu dem „Quarantänebus“, welcher in drei Bereiche unterteilt wird. Wir sind zu acht in dem Bus. Die Fahrt zu dem Hotel dauert ungefähr 15 Minuten. Davor erwarten uns schon weitere Soldaten. Ich fühle mich wie eine prominente Person, denn sowohl die Leute am Flughafen als auch im Hotel sind wirklich nett zu uns. Ich fühle mich willkommen, auch wenn ich weiß, dass alle Beteiligten uns so schnell, wie möglich loswerden wollen. An dem Hotel angekommen dürfen nur zwei Leute gleichzeitig den Bus verlassen. Marco und ich sind die Ersten. Draußen ist es kalt und es liegt vereinzelt Schnee. Die Lobby des Hotels gleicht einem Tatort: Überall ist Absperrband. Dahinter halten sich Polizisten und Soldaten auf. Wir werden von einer Polizistin in das Hotel eingecheckt. Sie erklärt uns, dass wir morgen früh das Frühstück vor die Tür gestellt bekommen und danach den Bus zum Flughafen nehmen müssen. Sonst darf das Zimmer nicht verlassen werden. Auf dem Weg zum Zimmer steht ein Wagen mit belegten Baguettes und Getränken, an denen wir uns bedienen dürfen. Als wir im Zimmer sind, müssen wir erst einmal alles verarbeiten. Mich erreicht eine Nachricht von Nina, dass sie gut in Deutschland angekommen ist. Ich grinse und kann es immer noch nicht fassen, dass Nina nur einen Tag vor uns abgereist ist und problemlos in Deutschland angekommen ist, während unsere Reise eine Katastrophe ist. In dieser Nacht schlafe ich wie ein Baby.

Ein Telefon klingelt. Ich reiße meine Augen auf und muss kurz überlegen, wo ich bin. Oslo. Ich gehe schlaftrunken an das Telefon im Hotelzimmer. „Hallo, hier spricht der Rezeptionist. Ich muss sie wissen lassen, dass alle Flüge von Oslo nach Deutschland gestrichen wurden“, ertönt es aus dem Hörer. Ich atme erleichtert auf und versichere dem Rezeptionisten, dass wir nach Amsterdam fliegen. Nach dem Gespräch gucke ich auf die Uhr. Es ist fünf Uhr morgens, aber ich bin wach. Um acht Uhr klopft es, und das Frühstück steht in braunen Papiertüten vor der Tür. Ich grinse, weil ich so begeistert bin, wie gut wir hier versorgt werden, ohne einen Cent dafür bezahlen zu müssen. Bei einem Blick nach draußen, sehe ich Soldaten mit einem Gewehr direkt vor dem Fenster stehen. Es fühlt sich komisch an, aber gleichzeitig gibt es mir ein Gefühl der Sicherheit.

Das Ende einer langen Reise

Wir haben den 23. März. Der Flughafen in Oslo ist leer. Restaurants und Shops haben zu. Heute starten hier nur fünf Flüge, der Rest: cancelled. Nachdem uns das Militär erneut bis zur Sicherheitskontrolle eskortiert hat, können wir allein weiterziehen. Der Flug nach Amsterdam startet pünktlich. Das Essen liegt bereits auf unseren Stühlen und die Cabin-Crew trägt Handschuhe und einen Mundschutz. Alle Passagiere werden gebeten, mindesten einen Sitzplatz neben sich freizulassen. „Ich versuche sie, so schnell es geht nach Amsterdam zu fliegen“, versichert uns der Pilot. Eineinhalb Stunden ist es absolut still in unserem Flieger. Mit einem lauten Wums landen wir endlich in Amsterdam, wo unsere Familie uns schon erwartet. Der Flughafen in Amsterdam ist nicht wirklich leer, aber auch hier wird auf der Anzeigetafel ausschließlich, das Wort „cancelled“ angezeigt. Auf dem Weg zum Auto sehe ich, wie die Leute auf den Bänken schlafen. Es wundert mich, dass in Oslo der gesamte Flughafen zu hat, während in Amsterdam alles ganz normal wirkt. Aber ich bin zu müde, mich länger mit diesem Gedanken aufzuhalten. Nach einem kurzen Blick auf mein Handy sehe ich, dass auch Julius und Adin auf dem Weg nach Deutschland sind.

Zu diesem Zeitpunkt meldet Thailand 553 und Deutschland 22.700 Corona Fälle. Und ich befinde mich in dem Land, in dem alles schief zu laufen scheint. Nach meiner Ankunft bin ich wie gelähmt. Alles, was wir erlebt haben, ist surreal. Ich habe tausend Gedanken in meinem Kopf und kann nicht einen davon vernünftig ausführen. Und jetzt sitze ich hier bei 15 statt 35 Grad Außentemperatur in Deutschland und schreibe über eine Krise. Über meine Krise. Semester Abroad cancelled.

Von Antonia Schütter
Veröffentlicht am 20.04.2020

Antonia Schütter

  • Über mich
  • Meine Artikel