Corona Partys

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Eine tragische Folge des Corona Virus: Immer mehr Clubs in Deutschland gehen insolvent. Die Lösung: Abstand halten und trotzdem Party machen? Klingt erst mal sehr abwegig. Aber ist es das wirklich? Die Meinungen unserer Redakteure hier im Duell der Woche.

Entweder ganz oder gar nicht
Von Antonia Schütter

Schon länger wird landesweit ein Hygieneschutzkonzept für die Bars und Clubs ausgearbeitet. Maske hier, Abstand dort – da kann es doch gleich ganz gelassen werden. Mehr Regeln bedeutet auch mehr Regelverstöße. Ein Disco-Besuch mit oder ohne Maske ist für mich derzeit ausgeschlossen.

 

Die Sperrstunde für die Clubs und Bars der Großstädte in Deutschland wurde vor wenigen Tagen ausgerufen. Beweis genug dafür, dass es selbst mit einem gut konzipierten Hygieneschutzkonzept die Corona-Infektionen nicht eindämmt. Wie auch? Denn auch wenn mit Maske in abgegrenzten Bereichen und mit eingeschränkter Besucherzahl gefeiert wird, bietet es trotzdem ein neues Infektionsrisiko. Es muss sich nur einmal aus Versehen berührt werden, was beim Tanzen nicht ganz unwahrscheinlich ist und schon kann das Virus übertragen werden.

Ein Hygieneschutzkonzept ist wichtig und verhindert einiges, aber auch nur, wenn sich darangehalten wird. Wir kennen es doch alle schon aus den Supermärkten und Co. Irgendjemand läuft immer ohne Maske rum oder hält den Mindestabstand nicht ein. Diesen Leuten dann noch unter Alkoholeinfluss zu begegnen, scheint mir als keine gute Idee.

Berlin du kannst so hässlich sein

Das beste Beispiel für das nicht einhalten von den Hygienemaßnahmen ist die Situation der vergangenen Wochen in Berlin. Die Schlagzeilen wiederholen sich. Immer mehr öffentliche Partys die eskalieren. Menschen ohne Mundschutz und das Missachten der Regeln. Der Tagesspiegel spricht mit einem Berliner DJ. Dieser gibt zu, dass alle Regeln auf seinen Partys gebrochen wurden. Auch die Gesundheitssenatorin Berlins Dilek Kalayci hat genug. Im rbb-Inforadio nimmt sie Stellung: „Die Disziplin hat nachgelassen, gerade bei den jungen Leuten. Es ist Schluss, nachts Partys zu machen, sich zu treffen“.

Dass die Maßnahmen in der Partyszene in Berlin zwischenzeitlich gelockert wurden, leuchtet mir nicht ein. Denn bereits im Sommer gab es diesbezüglich unzählige Regelverstoße. Der „Tagesspiegel“ berichtet, wie die Polizei Mitte Juli einen Rave mit gut 600 Teilnehmern in einem Brandenburger Waldstück beenden musste. Techno-Begeisterte hielten es ohne Party nicht mehr aus und veranstalteten illegale Open-Air-Partys und Raves. Als wäre das sinnlose Abzappeln einem Grundbedürfnis gleichgestellt. Ich denke eher nicht. Masken? Natürlich nicht. Dafür umso mehr Alkohol und Randale gegen Polizei und Ordnungsamt.

Auch in anderen Städten Deutschlands scheint der Gedanke, den Partybetrieb wieder zum Laufen zu bringen, erst einmal gestorben zu sein und das ist auch gut so. Party, Spaß und Alkohol gehören nicht in die Zeit einer weltweiten Pandemie. Es ist Vorsicht geboten, auch nach acht Monaten noch.

The show must go on
Von Nina Welz

Das unter Corona nicht nur die Wirtschaft leidet, ist schon lange klar. Aber auch die Menschen leiden. Allein bleiben, Kontaktbeschränkungen und das Party-Verbot ist nicht leicht zu verkraften. Besonders für die Clubs in Deutschland ist es zurzeit nicht einfach. Deshalb muss es möglichst bald wieder los gehen.

Vielleicht ist es dem Ein oder Anderen schon zu Ohren gekommen, dass der geliebte Club für immer schließen muss. Vor der Corona Pandemie waren es die Rückzugsorte der Menschen. Sich fallen lassen, den Stress vom Leib tanzen und einfach mal Party machen. Laut einer Umfrage des Finanzportals VEXCASH sind 2017 noch 55% der Befragten zwei Mal in der Woche feiern gegangen. Das gehörte besonders für viele junge Menschen zum Alltag. Circa 1,2 Milliarden Euro erwirtschaftet die Party-Branche im Jahr 2017. Nun ist dies nicht mehr denkbar. Gerade als es wieder besser aussah, begannen die Zahlen der Neuinfektionen zu steigen.

Doch das bedeutet nicht das niemand mehr feiern gehen sollte. Ein ausgearbeitetes Hygieneprogramm kann den Clubbesuch wieder möglich machen. Und das sollte es auch definitiv. Es können auf der Tanzfläche Bereiche getrennt werden, sodass die Menschen sich nicht zu nah kommen. Hygienekonzepte bestehen bereits, wieso sollten wir diese nicht testen? Also, Maske auf und rein in die Clubs. Wo sollen wir denn Party machen, wenn die Pandemie vorbei ist, und jetzt alle Clubs pleitegehen?

Party machen gehört dazu

In diesen Zeiten könnten diese auch mehr Geld für den Eintritt verlangen. So könnte das Aussterben der Clubs verhindert werden. Denn wenn nicht jetzt gehandelt wird, können die Menschen nicht mehr gestoppt werden. Und dann werden unbeaufsichtigte Partys veranstaltet, bei denen die Abstandsregeln nicht eingehalten werden. Party machen gehört einfach zum Leben dazu, und noch länger ist es einfach nicht möglich, so viele Menschen davon abzuhalten. Ich persönlich würde mich sicherer in einem Club fühlen, in dem Abstandsregeln und Maskenpflicht gelten, als auf einer Hausparty wo sich alle zu nah kommen.

Besonders für die jungen Menschen ist es eine schwierige Situation. Mit 16 ist es super wichtig diese Erfahrungen zu machen. Sich einfach jung und frei fühlen, umgeben von bunten Lichtern und lautem Bass.  Und dann lieber mit Maske und Abstand, als kuschelnd und eng beisammen irgendwo draußen und heimlich! Ist es wirklich besser Corona Partys ohne Hygieneregeln zu besuchen als einen Club in dem für alles gesorgt wird? Wenn nicht jetzt gehandelt wird, wird es bald noch viel mehr illegale Corona Partys geben als ohnehin schon. Das Virus kann sich immer weiter ausbreiten, die Clubs werden aussterben. Und all das nur, weil niemand darauf geachtet hat sie zu retten.

Veröffentlicht am 12.10.2020

Antonia Schütter

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