Kommentar

Der Paragraph 219 a – richtig oder falsch?

Ärzte handeln illegal, wenn sie Informationen über das Thema Abtreibung veröffentlichen. Foto: Pixabay

Ein Kommentar. Sind Informationen über Abtreibung schon Werbung? Dem Gesetz 219 a zufolge ist das so. Denn sobald auch nur eine persönliche Meinung eines Arztes in der Öffentlichkeit zu finden ist, droht ihm eine Strafe. Was absurd klingt, ist tatsächlich Realität. Dieses Gesetz steht mittlerweile in harter Kritik, da es einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Jedoch spricht es eigentlich ein ganz anderes Thema an.

Werbung im Netz kann schon ein schmaler Grad sein. Wann wird einfach informiert und wann verherrlicht? Jedoch sollte man meinen, dass bei wichtigen, kritischen und sehr sensiblen Themen gute Informationen überall zu finden wären. Falsch gedacht, denn im Strafgesetzbuch steht geschrieben, dass jeder, der den Abbruch einer Schwangerschaft „anbietet, ankündigt, anpreist oder Erklärungen solchen Inhalts bekannt gibt, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft wird“. In welchem Zeitalter leben wir nochmal?

Natürlich kann man auch zu Beratungsstellen gehen und sich beraten lassen, was natürlich auch richtig ist. Trotzdem will vielleicht nicht jeder, sich sofort von einem fremden Menschen ins Gewissen reden lassen. Dass allein der Gedanke einer Abtreibung für jede Frau herausfordernd ist, steht ja wohl außer Frage. Es muss doch möglich sein, dass man sich auch alleine, schon mal ein erstes Bild über die Situation machen kann. Vielleicht kann man danach eine Abtreibung schon kategorisch ausschließen.

Das Gesetz ist eigentlich sowieso schon veraltet. Es stammt noch aus der Nazi-Zeit, als Abtreibung sowieso undenkbar war. Der feine Unterschied ist jedoch, dass wir mittlerweile alles im Internet finden können. Genau deshalb ist es auch unsinnig, dass dieses Gesetz überhaupt noch existiert. Wissen wir etwas nicht, suchen wir im Internet nach Antworten. Das ist keine Werbung, sondern die Suche nach Informationen.

Wenn man einmal hinter diese ganze Debatte schaut, kann man sehen, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht. Abtreibung ist und bleibt wohl immer ein kritisches Thema. Die einen sagen, es sei Mord und die anderen plädieren auf Selbstbestimmung und Freiheit. Auch wenn wir vielleicht denken wollen, dass Emanzipation und die Freiheit auf die Bestimmung des eigenen Körpers schon fast selbstverständlich sind, sind sie das in vieler Hinsicht einfach nicht. Und Abtreibung ist eines davon. Viele Frauen trauen sich nicht, darüber zu reden, aus Angst vor Kritik oder als zu egoistisch angesehen zu werden.

Bei den ganzen Diskussionen, ob ein Fötus in den ersten Wochen schon ein Mensch ist oder nicht, vergisst man jedoch leicht die Frau. Keine Frau dieser Erde würde behaupten, dass es eine leichte Entscheidung ist. Keine Frau will eine Abtreibung. Aber wenn die Umstände sie dazu verleiten, sollte sie sich nicht dafür schämen müssen. Es ist eine Verantwortung für ihr Leben und kein anderer Mensch, nicht einmal der Vater, wird das nachvollziehen können. Qualitative Informationen über den Ablauf, Risiken und seelische Folgen sollten für jeden zugänglich sein. Das verwandelt sie nicht in Werbung, sondern in das Recht, sich ohne Druck von außen über dieses Thema zu informieren. Es ist keine Debatte um Recht oder Unrecht, moralisch oder unmoralisch, sondern um ein Thema, welches Informationen erfordert.

Von Marie Junga
Veröffentlicht am 22.04.2018