Pressesprecher im NRW Landtag

Der Beruf des Pressesprechers –„Man muss wissen, wer es weiß“

Pressesprecher müssen immer einen Überblick über die aktuelle Medienlage haben (Foto: Lara Grewe)

DÜSSELDORF. Sie haben eine Gatekeeper-Funktion, koordinieren alles, müssen immer ansprechbar sein und sind über alles informiert – so sieht das Berufsbild eines Pressesprechers aus. Doch was sind die Herausforderungen, besonders bei der Pressearbeit für Fraktionen und Politiker? Wie gelingt der Umgang mit den Sozialen Medien? Im Gespräch mit MAERKZETTEL erzählen drei Pressesprecher von ihren Aufgaben und den alltäglichen Herausforderungen im Landtag NRW.

Er ist zuständig für die Pressearbeit des Landtages NRW – eine große Aufgabe. Dr. Stephan Malessa informiert die Presse über Inhalte, die in Sitzungen besprochen werden. Er ist der Ansprechpartner für Journalisten und arbeitet somit tagtäglich eng mit der Presse zusammen. „Eine der größten Aufgaben ist es, komplexe Vorgänge so zu erklären, dass sie verständlich und knapp formuliert sind“, sagt Malessa über seine tägliche Arbeit. Sein Workload ist enorm. Um damit umzugehen, ist eins besonders wichtig: „Man muss wissen, wer es weiß im Haus, das vereinfacht die Arbeit. Alles kann ich als Einzelperson einfach nicht wissen.“  

Viel Stress und viele Aufgaben

Obwohl der Beruf der gleiche ist, unterscheidet sich die Arbeit der verschiedenen Pressesprecher die im Landtag arbeiten, enorm. Stephan Malessa ist für die Pressearbeit des Hauses zuständig, wohingegen die Pressesprecher der Fraktionen teilweise andere Aufgaben haben. Frank Uferkamp ist der Pressesprecher der SPD-Fraktion. Er kommt aus dem Journalismus und hat jahrelang als Lokalredakteur gearbeitet. „Dann haben ich irgendwann die Seite gewechselt“, erzählt Uferkamp. Was er damit meint? Journalisten, die zum Beispiel für lokale Tageszeitungen arbeiten, produzieren ihre Inhalte für den Leser. „Als Pressesprecher einer Fraktion, ist man der Gatekeeper zwischen der Politik und dem Journalisten. So gesehen bin ich das Sprachorgan der Fraktion“, sagt Uferkamp. 

Auch die Pressesprecherin der FDP-Fraktion im Landtag NRW, Nadja Kremser, arbeitete zuvor für die Zeitung. „Da ich vorher auch auf der anderen Seite gearbeitet habe, kann ich die Bedürfnisse von Journalisten sehr gut nachempfinden“, so Kremser.
Ein großer Teil ihrer Aufgaben ist die Koordination und natürlich die Kommunikation. Das bringt einige Herausforderungen mit sich: „Ich redigiere Interviews, ich bearbeite jede Form von Anfragen. Oft kommen diese auch sehr spontan, das macht es manchmal stressig.“ Trotzdem empfindet Nadja Kremser ihren Beruf als sehr spannend: „Zu meinem Job gehört natürlich auch, und das finde ich extrem spannend, so eine beratende Komponente. Also auf Grund der aktuellen Medienlage mit den Abgeordneten darüber zu sprechen, wie man auf Anfragen antwortet, für die es noch keine Positionierung der Fraktion gibt.“

Auch Frank Uferkamp verschafft sich jeden Tag zuerst einen Überblick über die Nachrichtenlage: „Man muss ja schließlich auch wissen, was so los ist.“ Laut Uferkamp erfährt Landespolitik jedoch eine andere Wahrnehmung als Bundes- oder Lokalpolitik: „Hier im Landtag NRW geht es um Themen wie Bildungspolitik. Da wir aber nicht so nah bei den Bürgern sind, vergessen einige schnell wie wichtig die Politik eigentlich ist, die hier gemacht wird.“ Wenn Frank Uferkamp das Stresslevel eines Pressesprechers und Journalisten vergleicht, ist es aus seiner Erfahrung in seinem heutigen Beruf höher als zuvor bei der Zeitung. „Man muss immer erreichbar sein, Bescheid wissen, oder wissen, wie man an die Informationen kommen kann, die benötigt werden,“ so Uferkamp. 

„Man muss auch mal mutig sein“

Die Sozialen Netzwerke sind die Kanäle, durch die mittlerweile Menschen in jedem Alter Informationen beziehen. Jede Fraktion im Landtag NRW ist auf Twitter, Facebook und Co. aktiv, manche mehr und manche weniger. Durch die Schnelllebigkeit des Internets, die große Informationsflut und die hohen Nutzerzahlen, kann die Betreuung dieser Kanäle eine große Herausforderung sein. Dr. Stephan Malessa ist verantwortlich für die Social-Media-Präsenz des NRW Landtags. „Wir haben uns schwergetan in die Welt der Sozialen Medien einzutreten, aber wir bauen unsere Präsenz immer weiter aus.“
Frank Uferkamp fasst zusammen, was beim Bespielen der Sozialen Netzwerke seiner Meinung nach besonders wichtig ist: „Man muss auch mal mutig sein.“ Das Internet ist ein junges Medium, deswegen sei es manchmal nicht möglich, sich an die klassischen Richtlinien von Klarheit und Präzision zu halten. Trotzdem, findet Uferkamp, ist es wichtig, dass die Fraktionen sich an die Sozialen Medien herantrauen und lernen mit ihnen umzugehen. 

Die SPD-Fraktion in NRW hat ein Social-Media-Team mit zwei Personen. Das ermöglicht einen tagesaktuellen Austausch. Auch die FDP-Fraktion im Landtag arbeitet sehr multimedial und legt viel Wert auf die Kommunikation über die Sozialen Netzwerke. Sie betreibt mit einem Team von insgesamt 5 Personen auch sogenanntes Community-Management. Dieses Team ist dafür zuständig die Kommunikation auf den Sozialen Netzwerken in einem Dialog zu gestalten, dadurch soll eine einseitige Kommunikation vermieden werden. „In den Sozialen Netzwerken liegt für uns eine ganz große Chance. Dadurch können wir unsere Position einordnen und auch mit Nutzern sprechen und auf Spartenthemen eingehen. Man kann direkt mit dem Nutzer in Kontakt treten und hat die Chance, Missverständnisse auszuräumen“, so Kremser.

Für alle ist ganz klar: Der Ton macht den Unterschied – und Verständlichkeit. 
„Ich frage mich immer: Wer liest das? Und je nachdem müssen die Texte auch gestaltet sein. Auch Menschen ohne Fachwissen sollen den Kontext verstehen und einordnen können“, ergänzt Nadja Kremser.
Trotzdem sei die Nutzung der Sozialen Medien noch nicht so professionalisiert wie die Arbeit mit klassischen Medien: „Die Sozialen Medien sind dynamisch und verändern sich ständig, da muss man immer wieder den richtigen Umgang finden. Die Nutzergruppen ändern sich auch sehr schnell. Facebook ist als Medium bei jungen Menschen gar nicht mehr so aktuell, sondern eher Instagram und Snapchat.“

Von Lara Grewe
Veröffentlicht am 22.05.2019