Duell der Woche

Die Antibabypille – Hormonbombe oder zuverlässige Methode?

Die Antibabypille ist in Deutschland aufgrund ihrer Nebenwirkungen ein sehr umstrittenes Thema. Grafik: Maite Hegemann

Die Antibabypille gilt seit Jahren als das meistgenutzte Verhütungsmittel Deutschlands und stößt besonders bei jungen Frauen auf Begeisterung. Die Meinungen zur Pille sind aufgrund positiver und negativer Nebeneffekte gespalten. Unsere Redakteure äußern sich dazu im Duell der Woche.

Weg mit der Pille
Von Anastasia Baranova

Sie zählt zu den beliebtesten Verhütungsmitteln und besonders junge Frauen und Mädchen greifen zur Minipille. Die meisten von ihnen wissen jedoch nicht wirklich, was sie ihrem Körper mit der jahrelangen Einnahme antuen denn die Minipille, bringt nicht so mini Nebenwirkungen, vor allem nach dem Absetzen, mit sich mit. Nicht ohne Grund werden die Diskussionen um die Pille lauter und immer mehr Frauen entscheiden sich gegen sie.

Ein Mindestalter für die Verordnung der Pille gibt es nicht. Der Arzt entscheidet nach der biologischen und psychischen Reife der Patientin. Auf Grund dessen ist es nicht verwunderlich, wie viele junge Mädchen sich mit diesem Hormoncocktail vollpumpen, denn das Rezept vom Arzt zu bekommen, ist wirklich nicht schwierig. Nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gaben 86 Prozent der 15- bis 19-jährigen jungen Frauen an, die Pille zu nehmen. Laut Angaben der Techniker Krankenkasse verhüten insgesamt etwa sieben Millionen Frauen in Deutschland mit der Antibabypille. Eine bundesweite Studie der Online-Artzpraxis Zava kommt zu dem Ergebnis, dass davon rund 1,4 Millionen Frauen ein für sie ungeeignetes Präparat einnehmen.

Die Pille wurde in den 60er Jahren eingeführt und es hieß damals, dass Frauen nun endlich selbst über ihren Körper und ihre Sexualität bestimmen könnten. Aber ist es noch Selbstbestimmung, wenn die Pille den gesamten Hormonhaushalt und das Körpergefühl der Frau beeinflusst? Der künstlich beeinflusste Hormonspiegel führt bei vielen Frauen zu Übelkeit, Kopfschmerzen und Migräne, Gewichtszunahme, Zwischenblutungen, Stimmungsschwankungen sowie Depressionen. Und das soll ernsthaft Selbstbestimmung über den eigenen Körper sein? Zum Kopfschütteln.

Pille als Lifestyleprodukt

Es klingt absurd, aber die Pille hat sich über die Jahre zu einem Lifestyle Produkt entwickelt. Völlig leichtsinnig verschrieben, landet sie in den Händen der oftmals viel zu jungen Mädchen, denen die Risiken gar nicht bewusst sind. Sie erhoffen sich eine reine Haut und schöne Haare und schlucken die Pille wie Bonbons – trotz lebensbedrohlicher Risiken, wie zum Beispiel Thrombose und Lungenembolie. Wie gefährlich die kleine Pille ist, zeigt das Beispiel von Deutschlands bester Fußballerin Dzsenifer Marozsan, die im Sommer 2018 eine Lungenembolie erlitten hat – Schuld war die Antibabypille. Von wegen, das Thromboserisiko bei Pilleneinnahme steigt nur, wenn man übergewichtig ist und sich nicht bewegt.

Außerdem führt die Pille bei vielen Männern zu der Erwartungshaltung, sie müssten sich um die Verhütung keine Gedanken mehr machen. Vor allem junge Frauen befinden sich deswegen oft in einer Situation, wo sie sich gezwungen fühlen, die Pille zunehmen. Wer sich in der Lage sieht Geschlechtsverkehr zu haben, dem sollte vielleicht auch bewusst sein, dass die Pille nicht vor Geschlechtskrankheiten und Infektionen schützt. Und genau deswegen, wird das Kondom vor allem von Frauen, die die Pille abgesetzt haben, präferiert. Es bringt nicht den Hormonhaushalt durcheinander, zieht auch die Männer mit in die Verantwortung und schützt bei richtiger Anwendung vor einer ungewollten Schwangerschaft sowie vor Geschlechtskrankheiten.

Pille macht depressiv

Nicht nur auf den weiblichen Körper wirkt sich die Pille negativ aus, sondern auch die Psyche leidet auf Dauer. Forscher der Universität Kopenhagen stellten fest, dass Frauen unter hormoneller Verhütung deutlich häufiger Antidepressiva verschrieben bekamen als Nichtanwenderinnen. Besonders besorgniserregend ist dabei, dass vor allem junge Frauen gefährdet sind. Für die 15- bis 19-jährigen steigt das Risiko an Depressionen zu erkranken um 80 Prozent. Depressionen können schwerwiegend sein und sind ein Risikofaktor für suizidales Verhalten und Suizid. Damit ist nicht zu spaßen, auch wenn die Pille in ihrer süßen und bunten Verpackung ziemlich unschuldig aussieht.

Wer also keine Lust auf Depressionen oder andere Nebenwirkungen hat, der sollte lieber ein paar Pickel in Kauf nehmen anstatt sich vermutlich für viele Jahre das Leben schwer zu machen. Es mag sein, dass die Pille, eine schöne Haut macht, aber dieser positive Nebeneffekt ist es definitiv nicht wert, solche schlimmen Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen. Unreine Haut bekommt eine Frau schließlich schneller wieder in den Griff als Depressionen. 

Lebensretter Pille
Von Maite Hegemann

Ob gegen Akne, starke Regelblutungen oder ganz klassisch als Verhütungsmittel: Die Antibabypille ist besonders bei jungen Frauen sehr beliebt. Eine einfache Einnahme und viele positive Nebeneffekte beeinflussen diese Entscheidung…

Eine Studie von Iconkids & Youth International Research verdeutlicht, dass 82% der befragten Mädchen im Alter von 13 Jahren ihre erste Regelblutung bereits erlebt haben. 13 Jahre. Ein Alter, in dem starke Regelblutungen, unangenehme Krämpfe und Akne schnell zu Unsicherheit und Unwohlsein führen können. In solchen Fällen wird von Gynäkologen regelmäßig die Antibabypille verschrieben und jungen Mädchen somit ein unbeschwertes Lebensgefühl zurückgegeben. 

Die Pille ist in Deutschland bis zu einem Alter von 22 Jahren für junge Frauen kostenfrei – lediglich die Rezeptgebühr von fünf Euro muss übernommen werden. Im Vergleich: Ein Verhütungsring kostet etwa 25 Euro pro Monat. Somit ist die Pille besonders für Mädchen eine kostengünstige Möglichkeit, sicher zu verhüten. Wieso also regelmäßig tief in die Tasche greifen, wenn die Pille sowieso von der Krankenkasse übernommen wird? 

Reine Haut und schmerzfreies Leben

Sobald von Nebenwirkungen der Pille gesprochen wird, fallen überwiegend negative Begriffe. Doch die kleinen Tabletten bringen auch Nebeneffekte mit sich, die das Leben von Frauen signifikant verbessern: Inhaltsstoffe wie die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen verbessern das Hautbild nachweislich. Reine Haut erhöht das Selbstbewusstsein, das besonders bei jungen Mädchen schnell ins Ungleichgewicht geraten kann. Dadurch können sie sich in ihrem Körper wieder wohlfühlen. Bei einer Unverträglichkeit von Östrogen kann die östrogenfreie Minipille als Alternative in Betracht gezogen werden.

Das Gestagen kann zusätzlich zyklusbedingter Migräne erfolgreich entgegenwirken. Auch Regelschmerzen wie Krämpfe im Unterleib, können durch die Einnahme der Pille überwiegend gelindert werden. Die Statista-Umfrage zu Volkskrankheiten von 2019 zeigt, dass Unterleibschmerzen bei Frauen zu den zehn häufigsten Symptomen gehören, die zu einem Arztbesuch führen. Diese, zum Teil sehr starken Schmerzen, kann die Pille wirksam lindern: Wieso also Krämpfe und Schmerzen hinnehmen, wenn sich eine einfache Lösung bietet?

Entspannteres Leben

Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Pille ist die Reduzierung von Blutungsdauer und -stärke. Viele Frauen sind von starken Blutungen betroffen, die sie in ihrem Alltag einschränken – Die Antibabypille bietet diesen Frauen die Möglichkeit, wieder frei zu entscheiden, ob sie während ihrer Periode in einer weißen Hose das Haus verlassen oder sich mit einer Kuscheldecke auf das Sofa verkriechen. Sollten die starken Blutungen weiterhin bestehen, verschreiben viele Gynäkologen die Minipille, da diese durchgenommen wird. Somit findet keine Regelblutung mehr statt und die betroffenen Frauen können entspannt zu ihrem gewünschten Alltag zurückkehren.

Die Einnahme der Antibabypille bringt auch eine ausgeprägte Kontrolle über den eigenen Zyklus mit sich, da die Packung wie ein Kalender zeigt, wann die Periode einsetzt. Dadurch lassen sich der nächste Sommerurlaub oder die eigene Hochzeit ganz entspannt planen – Und sollte die Planung dann doch etwas schwieriger sein, kann die normale Pille in Ausnahmefällen auch einfach durchgenommen und die Periode somit übergangen werden. 

Unbestreitbar sicher

Der wichtigste Faktor eines Verhütungsmittels – nette Nebeneffekte hin oder her – bleibt seine Wirksamkeit. Im Gegensatz zu den meisten anderen Verhütungsmethoden wirkt der Schutz der Antibabypille bereits ab dem ersten Tag und ist somit auch kurzfristig einsetzbar. Die Pille ist ein Verhütungsmittel, das die Fruchtbarkeit der Frau durch seine Einnahme in keiner Weise negativ beeinflusst. Frauen können bereits kurz nach Absetzen der Pille wieder normal schwanger werden. 

Unter Voraussetzung der regelmäßigen Einnahme garantiert die Pille einen beinahe vollständigen Schutz vor einer Schwangerschaft – und das ist genau das Versprechen, das Frauen von einem Verhütungsmittel erwarten. Besonders junge Frauen haben besseres zu tun, als sich stundenlang mit dem Vergleich von verschiedenen Möglichkeiten der Verhütung zu beschäftigen. Für diese bietet die Pille eine schnelle und zuverlässige Lösung gegen eine Schwangerschaft – Ciao schmerzhafte Krämpfe, hallo reine Haut!

Veröffentlicht am 15.05.2020

Anastasia Baranova

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