Welttag des Buches

Die Jugendgeneration sollte mehr lesen

Den Welttag des Buches gibt es seit 1995. Foto: Pixabay

Seit 1995 gibt es den von der UNESCO ins Leben gerufenen „Welttag des Buches und des Urheberrechts“ am 23. April. Am mutmaßlichen Geburts- und Todestag von William Shakespeare, der wie kein anderer den weltweiten Umgang mit Sprache und Literatur geprägt hat. Heutzutage bleibt jedoch die Frage, wieso in der Jugendgeneration kaum noch gelesen wird. Ein Kommentar.

Mit dem „Welttag des Buches“ gehen viele verschiedene Aktionen rund ums Lesen einher. In 100 Buchhandlungen in Deutschland lesen Kinder- und Jugendbuchautoren aus ihren Büchern vor. Kostenfreie Buchgutscheine werden an Integrations-, Förder-, und Schulklassen verteilt. Außerdem erscheint jedes Jahr ein neues Buch aus der Reihe „Ich schenk dir eine Geschichte“, welches von Buchhandlungen kostenpflichtig erworben werden kann und dann an Schüler und Schülerinnen verschenkt wird.

LesePFLICHT

Der „Welttag des Buches“ löst in mir gemischte Gefühle aus. Einerseits ist es nur mehr als gerecht, dass es neben dem „Tag der Minzschokolade“ und dem „Tag der Apotheke“ auch einen Tag zu Ehren des Buches gibt. Andererseits beschämt es mich, dass ein solcher Tag überhaupt nötig ist.

Es ist eine traurige Pflicht geworden, jungen Generationen die Freude am Lesen zu vermitteln. Die meisten Jugendlichen haben heutzutage nicht mehr als die Lektüre des Deutschunterrichts in ihrem Bücherregal stehen. Diese „Pflichtlektüre“, die dazu gedacht ist, zum Lesen anzuregen, verfehlt ihre Aufgabe jedoch meist.

Dass in der Schule gelesen werden sollte, steht außer Frage. Problematisch wird es jedoch bei der Frage, was gelesen werden muss. Durch die Einführung des Zentralabiturs ist klar definiert, welche Bücher auf dem Lehrplan stehen. Die Autoren und Werke wechseln zwar Jahr für Jahr, große Veränderungen gibt es jedoch kaum. Die Wahl fällt meist auf Klassiker der Belletristik — bloß nichts Neues! Ich selbst habe, während meines Abiturs, die Erfahrung gemacht, dass manche Bücher nicht nur einen selbst, sondern die ganze Klasse so sehr begeistern, dass man sich gerne länger mit dem Werk beschäftigen würde. Das geht aber nicht, da der Lehrplan eingehalten werden muss. Daraus resultieren Unlust und Zwang am Lesen. Kein Wunder, dass junge Leute die Wörter „Buch“ und „Spaß“ kaum in einem Satz verwenden.

Lesen dauert einfach zu lange

Hinzu kommt die sogenannte „Generation-Smartphone“, die nicht mehr als die Aufmerksamkeitsspanne einer räudigen Katze hat und durch das scheinbar überkommene Medium „Buch“ vermutlich total überfordert ist.

Was früher das Buch war, ist jetzt der Film. Was früher der Film war, ist jetzt die Serie. Junge Leute haben kaum noch Lust, sich länger als 45 Minuten mit einem Thema zu beschäftigen. Außerdem werden immer mehr 500-Seiten-Romane zu 90 Minuten Filmen verarbeitet. Warum also dann noch ein Buch lesen, wenn's auch kompakter geht?

Zudem beklagen Online-Zeitungen immer häufiger, dass ihre Artikel kaum noch angeklickt werden. Das bloße Überfliegen der Schlagzeilen reicht der Jugend oftmals schon.

Ein kleiner Lichtblick in der sterbenden Literaturwelt sind jedoch die Hipster. Diese Jugendgruppe, die sich der Massenkultur entzieht, sitzen in Szene-Cafés in Berlin Mitte und zelebrieren die Reclamheft-Kultur, während sie Soya-Latte trinken und über Nietzsche und Tolstoi philosophieren.

Im Rest von Deutschland nähern sich Mobiltelefone größentechnisch immer mehr einem Taschenbuch an. Das hilft aber leider auch nicht dem Lesekonsum der deutschen Jugend. Sind Bücher zu teuer? Fehlt es vielleicht einfach an einer „Lese-Flat“, um die Attraktivität des Buches zu steigern? Vielversprechende Jungunternehmer und Berliner Start-Up-Szene hergehört! Hier könnte das Potential einer brandneue Kult-App schlummern.

Ob eine solche App jetzt gut oder schlecht ist, bleibt mal dahingestellt. Aber darum geht es hier eigentlich nicht. Es geht viel mehr um Fantasie, die Welten beim Lesen im Kopf aufbauen, verändern und zerschmettern können. Eine schöne Möglichkeit, dem Alltag mal für ein paar Kapiteln zu entkommen und sich eben nur auf eine Sache zu konzentrieren. Der Buchdruck ist eine fast 600 Jahre alte Tradition. Wäre doch schön, wenn es das auch noch weiterhin wäre.

Happy Welttag das Buches! Das geht raus an alle Leseratten!

Von Luisa Gehnen
Veröffentlicht am 23.04.2017