Kürbishof Ligges

Die Schattenseiten der indirekten Werbung auf Instagram

Das Geotagging macht es möglich, beliebte Standorte zu finden. So auch den Hof Ligges.

KAMEN. Werbung auf Instagram ist und bleibt ein Diskussionsthema. Problematisch wird es aber erst dann, wenn die Folgen der Werbung nicht mehr zu kontrollieren sind.

Werbung auf den sozialen Medien ist schon lange nichts Neues. „Werbung wegen Markennennung“ hier, „Anzeige“ dort. Vor allem über Instagram wird immer mehr Werbung geschaltet. Ob über Influencer, die die Produkte verschiedenster Unternehmen vorstellen oder direkter Werbung im Feed oder der Story­ – wegzudenken ist sie nicht mehr. Laut einer Umfrage, erhoben 2019 von Statista, haben 38 Prozent der Befragten schon einmal ein Produkt aufgrund eines Social Media Influencers gekauft. Große sowie kleine Unternehmen profitieren also immer mehr von der Werbung. Aber was ist, wenn der Einfluss über die geschaltete Werbung verloren geht?

Der Hof Ligges in Kamen-Methler ist gerade in den Monaten von August bis Oktober eine Attraktion für viele Influencer. Warum? Die Familie Ligges baut über 200 verschiedene Kürbissorten an und verkauft und präsentiert diese auf ihrem Hof. Über den Hashtag Hof Ligges werden über 600 Beiträge verzeichnet. Über den Standort des Hofes weitere Hunderte Posts mit den bunten Früchten im Hintergrund. Der Hof selbst ist auf Instagram vertreten, macht dort aber nur wenig Werbung, sondern informiert viel mehr über Aktuelles. Kürbisexpertin Ute Ligges beobachtet gerade in diesem Jahr, dass die Leute vermehrt wegen der Fotos den Hof besuchen: „Es ist ein Fluch und ein Segen. Durch die Standortangabe werden viele auf den Hof aufmerksam, aber manchmal sind die Besucher auch einfach rücksichtslos und stehen im Weg rum“.

Gefahr Geotagging

Ein Fluch und ein Segen. Eine andere Art von Werbung, die hier nicht bewusst platziert wird, sondern von allein ihren Lauf nimmt. Das sogenannte Geotagging, also das Markieren von Standorten, garantiert Reichweite. Denn wenn direkt nach dem Standort gesucht wird, wird darunter auf die Posts aufmerksam gemacht. War an dem Standort schon eine bekannte Influencerin, gewinnt er direkt an Attraktivität. Noch mächtiger ist das Geotagging, wenn es in der Instagram-Story verwendet wird. Dort hat der Standort eine höhere Präsenz und kann auch durch Zufall entdeckt werden. So kann schnell ein Hotspot entstehen.

Das Geotagging ist auch der Familie Ligges teilweise zum Verhängnis geworden. Viele Leute besuchen den Hof nur, um ein Foto zu machen. „Manchmal bringen sie ihren eigenen Fotografen und Wechselklamotten mit. Dann bleiben die auch schon mal drei bis vier Stunden auf dem Hof“, erzählt Wiebke Ligges. Die 19-Jährige wohnt mit ihrer Familie auf dem Hof. „Das Problem ist, dass die Leute ihre Hemmschwelle verlieren und ohne zu fragen die Kürbisse für ihre Fotos nutzen, sich auf sie draufstellen oder sie sogar in die Luft schmeißen“, bestätigt auch Ute Ligges. Manche Kürbisse werden dadurch beschädigt. Zusätzlich hat die Familie so keine Kontrolle mehr darüber, welche Dinge über ihren Hof veröffentlicht werden und welche nicht.

Möglichkeiten, dieses Ausmaß zu stoppen, gibt es schon. Zum Beispiel könnte eine Art Eintritt oder „Fotogeld“ verlangt werden. Das ist aber mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden und gerade zu den Stoßzeiten, wo der Hof Ligges voll ist, kaum zu realisieren. Zudem sieht Ute Ligges weiterhin auch Vorteile in der Nennung des Hofes auf Instagram: „Jedes Jahr kommen die Leute von weiter weg, um unseren Hof sehen“. Schlussendlich ist die Familie sehr dankbar, dass der Hof so beliebt ist und auch für Fotos genutzt wird. Das soll natürlich ohne Einschränkungen so bleiben. Deshalb: Das nächste Mal einfach vorher erkundigen, nachfragen und ein bisschen mehr Respekt zeigen, dann haben auch beide Parteien einen Vorteil durch Instagram.

Von Antonia Schütter
Veröffentlicht am 30.10.2020

Antonia Schütter

  • Über mich
  • Meine Artikel