PISA-Studie

Ein umstrittener Vergleich

Deutschland über dem OECD-Durchschnitt. Foto: Kay Hövelmann

Am Dienstag war es wieder so weit, die aktuellen Ergebnisse der PISA-Studie wurden vorgestellt. Alle drei Jahre werden die Fähigkeiten und Entwicklungen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern weltweit geprüft und verglichen. Deutschland liegt in allen Bereichen leicht über dem Durchschnitt. Der Unterschied zu den Spitzenreitern bleibt dennoch groß.

Das „Programme for International Student Assessment", auch PISA genannt, wurde in dem Jahr 2000 von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ins Leben gerufen. Laut der OECD haben Schülerinnen und Schüler aus insgesamt 72 Länder und Regionen an der jüngsten Erhebung teilgenommen. Die Stichprobe in Deutschland umfasste etwa 6.500 Schülerinnen und Schüler aus insgesamt 245 Schulen.

Ziel der Studie ist es, die erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse von Schülern kurz vor Ende ihrer Pflichtschulzeit im Hinblick auf ihre Teilhaben an der Wissensgesellschaft, zu untersuchen.

Von Chancengleichheit und großen Herausforderungen

Der Schwerpunktbereich der diesjährigen Studie lag auf den Naturwissenschaften. Fakten und Ergebnisse der Studie werden auf der Seite der OECD detailliert vorgestellt und ausgewertet. Betrachtet man den Leistungsstandard, liegt Deutschland insgesamt knapp über dem OECD-Durchschnitt. Die Werte sind vergleichbar mit den Ergebnissen aus Großbritannien, der Schweiz sowie Australien, Neuseeland und Korea. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren wird Deutschland als stabil bezeichnet. Die Ergebnisse im Bezug auf das Leseverständnis haben sich in Deutschland signifikant verbessert.

In einer Pressemitteilung der OECD wird besonders die Entwicklung der Chancengleichheit hervorgehoben. Im Bezug auf die Naturwissenschaften wurde der Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg erfolgreich abgeschwächt. So hat sich beispielsweise auch der Anteil an Schülerinnen und Schülern, die trotz geringerer sozialer und wirtschaftlicher Voraussetzungen mehr als gut abschneiden, deutlich erhöht. 

Laut der ARD erzielten jedoch die Jungen in den Bereichen der Naturwissenschaften im Durchschnitt zehn Punkte mehr als Mädchen. Damit sei der geschlechtsspezifische Leistungsunterschied in Deutschland größer als im OECD-Durchschnitt. Auch in der Mathematik erzielten Jungen im Durschnitt 17 Punkte mehr als Mädchen.

In einem von der Tagesschau veröffentlichten Bericht heißt es, dass rund 13 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland in Mathematik besonders leistungsstark seien. Der Spitzenreiter Singapur liegt hierbei mit mehr als 30 Prozent jedoch weit vorn. 

PISA-Schock schon bald vergessen?

An der ersten PISA-Studie 2000 beteiligten sich 32 Nationen. In dem internationalen Vergleich belegten die Schülerinnen und Schüler aus Deutschland gerade mal Platz 21. Getestet wurden so wie in diesem Jahr, die Bereiche Mathematik Naturwissenschaften sowie die Lese- und Schreibkompetenz. In den veröffentlichten Ergebnissen lagen die deutschen Schüler in allen Bereichen unter den internationalen Durchschnittswerten.

Der PISA-Schock ist auch heute an vielen Schulen noch nicht ganz verdaut, dennoch hat sich Deutschland seither von Jahr zu Jahr stetig verbessert und weist in der zuletzt veröffentlichten Studie stabile Ergebnisse über dem internationalen Durchschnitt auf. Der PISA-Schock trug dazu bei, dass in Deutschland zahlreiche Bildungsreformen und Vorschläge umgesetzt wurden, wie beispielsweise der Fokus auf eine frühe und rechtzeitige Sprachförderung sowie der Ausbau von Ganztagsschulen.  

Gespaltene Meinungen 

Nicht nur bei den Ergebnissen der internationalen Schulleistungsuntersuchung gehen die Meinungen auseinander, auch über den Sinn der Studie als Gesamtes wird immer wieder diskutiert. Auf der einen Seite wird die PISA-Studie als Chance gesehen, sich im Hinblick auf die Globalisierung mit anderen Ländern zu vergleichen, denn immer mehr Schüler wollen nach ihrem Abschluss Erfahrungen im Ausland sammeln. Sei es durch ein Praktikum, ein Auslandssemester oder durch erste berufliche Erfahrungen.

Mit der PISA-Studie wird auf große Defizite und Unterschiede im internationalen Vergleich aufmerksam gemacht, die daraufhin angepasst werden können, sodass sich die Fähigkeiten und Kenntnisse der Schüler immer stärker annähern. Auf der anderen Seite gibt es Meinungen, die sich besonders gegen die PISA-Studie aussprechen. So wird beispielsweise kritisiert, dass Lehrer ihren Unterricht immer stärker danach ausrichten, dass die Schüler gute Ergebnisse bei den Vergleichstest erzielen und weniger Fokus darauf gelegt wird, dass sie ein selbstständiges und kritisches Denken entwickeln. So werden zu oft, zu viele Richtlinien entwickelt, die keinen weiteren und individuellen Gestaltungsspielraum für Lehrer und ihre Unterrichtsplanung zulassen.

Feststeht, dass die PISA-Studie eine umstrittene Methode ist und bleibt, aber sowohl Schüler, Eltern und Lehrer als auch Politiker ihr alle drei Jahre mit Spannung entgegen blicken. Besonders im Hinblick auf die zunehmende Globalisierung wird dem internationalen Vergleich immer größere Bedeutung zugesprochen. Doch welche Konsequenzen gezogen werden, bleibt jedem einzelnen der 72 teilnehmenden Länder selbst überlassen. 

Von Franziska Oder
Veröffentlicht am 10.12.2016