Wie die junge Generation von der EU profitiert

Einigkeit, Recht und Freiheit in Europa

Viele Jungwähler wissen nicht, warum sie überhaupt zur Europawahl gehen sollten. | Bild: Pixabay

28 Prozent – so gering war der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die bei der letzten Europawahl 2014 ihre Stimme abgaben. Bei der kommenden Europawahl werden ähnliche Zahlen befürchtet. So mobilisieren sich Parteien und Soziale Netzwerke, um junge Wähler an die Urne zu locken. Diese wissen oft gar nicht, warum sie regelmäßig von den Errungenschaften der EU profitieren können.

Eine YouGov-Umfrage aus dem letzten Jahr zeigt: 76 Prozent der 16- bis 26-Jährigen verstehen die Europäische Union in erster Linie als Wirtschaftsbündnis. Dabei hat die EU jungen Menschen mehr zu bieten, als wirtschaftliche Vorteile. Auslands-Bildungspogramme wie Erasmus, Telefonieren ohne Roaminggebühren und – im wahrsten Sinne des Wortes – grenzenloses Verreisen sind nur ein paar Beispiele.


"Morgen wähle ich. Und du?" – so will Snapchat momentan junge Menschen für die Europawahl am 26. Mai mobilisieren. Die überwiegend jungen Nutzer finden in der App einem Hinweis auf die anstehende Wahl. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben junge Wähler an die Urnen locken, da die Wahlbeteiligung bei der letzten Europawahl 2014 so schlecht war. Die oben erwähnte Umfrage zeigt jedoch, dass die meisten jungen Bürgerinnen und Bürger die Vorteile der EU für sich selbst noch nicht erkannt haben. „Ein Europa, dessen Wert vor allem in den Vorteilen des Binnenmarkts gesehen wird, droht austauschbar und beliebig zu werden“, zitierte der Tagesspiegel den Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Thomas Ellerbeck, bei der Präsentation der Befragungsergebnisse in Berlin. 


"Eine europäische Selbstverständlichkeit" 

Europa hat de facto mehr zu bieten, als nur die Funktion einer Zollunion mit Binnenmarkt. Da wären zum Beispiel Bildungsprogramme wie ERASMUS. Schülerinnen und Schüler, Studierende, Auszubildende und junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten so die Möglichkeit, grenzüberschreitend zu lernen, zu studieren und sich zu qualifizieren. Die EU ermöglicht so einen interkulturellen Austausch, mit allen Vorteilen, die ein unkomplizierter Auslandsaufenthalt mit sich bringt: Das Erlernen einer neuen Sprache, das Entdecken einer anderen Kultur und das Selbstständigwerden dank vieler neuer Erfahrungen. Junge Menschen können in der EU "mal eben", also ohne größerer Hürden, in fremde Länder verreisen, dort Leben, arbeiten und Qualifikationen sammeln, die auch im Heimatland anerkannt werden.


"Anders als für die Generationen vor ihnen sind Frieden, offene Grenzen, Meinungs- und Pressefreiheit für die Jugendlichen von heute eine europäische Selbstverständlichkeit," schreibt die Bundesregierung auf ihrer Homepage. In der Tat sind junge Europäerinnen und Europäer mit diesen Eigenschaften der EU aufgewachsen und sie kennen sie nicht anders. Dabei würden Nicht-EU-Bürger diese Dinge wohl als Privilegien bezeichnen, findet man sie in Ländern wie der Türkei, Russland oder China nicht wirklich.


Auch das gerne genannte Beispiel der Abschaffung von Roaminggebühren hat durchaus seine Berechtigung: Wer quer durch die EU reist und auch noch so viele tausend Kilometer zurücklegt, kann sich trotzdem "wie zuhause" fühlen. Denn Telefonieren, Bilder auf Instagram hochladen und mit den Freunden chatten ist in allen EU-Staaten ohne Zuschlag möglich. 


ERASMUS, Werte und Rechte für ein friedvolles Miteinander und Smartphone-Nutzung ohne Roaming sind nur drei von zahlreichen Beispielen, warum die EU eben doch mehr ist, als nur ein Binnenmarkt. Deswegen sollten besonders junge Menschen zu den Wahlen gehen und mitentscheiden. Es liegt an ihnen, ihre Zukunft selbst zu gestalten und Werte wie Einigkeit, Recht und Freiheit nicht zu entfernten Privilegien werden zu lassen. 

Von Manuel Montefalcone
Veröffentlicht am 20.05.2019

Manuel Montefalcone

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