Ein Selbstversuch

Einmal Klopapier, aber ohne das Plastik bitte

Täglich verschmutzen wir mit Plastikmüll die Umwelt. Foto: Pixabay

Es existiert in den verschiedensten Formen und ist leider kaum noch wegzudenken. Wovon ist die Rede? Plastik. Die Diskussion ob Plastik gut oder schlecht für die Umwelt ist, ist mittlerweile überflüssig. An jeder Autobahn, an jedem Park, in jedem Fluss, See oder Meer können wir es finden. Die Umwelt, die Tiere und ein stückweit auch wir Menschen werden davon beeinträchtigt. Trotzdem fühlen wir uns nicht in der Pflicht, etwas dagegen zu tun. Also mache ich den ersten Schritt und starte einen Selbstversuch: Wie viel verbrauche ich und funktioniert das Leben auch ohne Plastik?

Zugegeben, auch ich habe nie das Gefühl gehabt etwas zu ändern. Plastik ist immer da gewesen und solange es mich nicht betrifft, warum was ändern? Eigentlich sehr egoistisch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir gar nicht mehr merken wie viel Plastik tagtäglich durch unsere Hände geht. Deshalb das Experiment: eine Woche lang absolutes Plastikverbot. Einzige Ausnahmen: Zahnbürste und Zahnpasta. Den üblen Mundgeruch kann ich meinen Mitmenschen einfach nicht antun.

Von Überforderung bis zum schlechten Gewissen

Der erste Tag meines Selbstversuches beginnt. Ich merke sofort, dass die größte Schwierigkeit darin besteht, die Routine zu brechen und bewusst alles ohne Plastik zu benutzen. Schon bei der Haarwäsche stelle ich fest, das Shampoo ist in einer Plastikflasche. Eine neue Haarbürste, werde ich mir wohl auch kaufen müssen, denn natürlich besitze ich einen von diesen komischen, kleinen Plastik-Bürsten. Glücklicherweise besitzt meine Mutter noch die gute alte Holzbürste. Beim Frühstück die nächste Herausforderung: Das qualitativ fragwürdige Toast aus dem Supermarkt ist natürlich in einer Plastiktüte verpackt. Das kann ich dann wohl nicht mehr essen. Tja, dann bleibt es wohl bei einem Apfel – da knurrt mir jetzt schon der Magen.

Stunde um Stunde erschrecke ich mich, mit wie viel Plastik ich in Berührung komme. Plastikflaschen, Plastikdosen, Plastikpapier, welches um Lebensmitteln gewickelt ist oder Kaugummi-Dosen sind hier nur eine kleine Aufzählung. Deshalb wird es Zeit für mich, den Spieß umzudrehen und so wenig Plastik wie möglich zu benutzen.

Einkaufen? Challenge accepted!

Nachdem ich jetzt weiß, dass ich mit den Sachen, die ich zuhause habe nicht sehr weit komme, muss mal ordentlich eingekauft werden. Vorbildlich wie ich bin, habe ich meine Jutebeutel auf der Schulter, um nicht eine der Plastiktüten kaufen zu müssen. Die Papiertüten reißen ja dann doch wieder auf dem Weg nach Hause. Auf meinem Einkaufszettel stehen: Brot, Gemüse, Obst, Wasser, Joghurt und Klopapier schließlich muss auch ich meinen menschlichen Bedürfnissen nachgehen.

Fangen wir mit dem einfachsten an: Obst und Gemüse. Anstatt der Gurke, die in Plastik umhüllt ist, greife ich nach der ohne und die Paprika nehme ich mir auch lose. Die Tüte, in die man sonst alles lose reinschmeißt, spare ich mir dann heute wohl mal, auch wenn es ein natürlicher Handgriff gewesen wäre. Nächste Station: Joghurt. Normalerweise ist die Auswahl immer sehr groß, heute ist der Jogurt aus dem Glas meine Wahl, da ist die Auswahl schon etwas eingeschränkter. So einfach kann einkaufen sein. An dem verpackten Toastbrot gehe ich gekonnt vorbei, da ich mir am Ende einfach ein Brot beim Bäcker kaufe, in einer Papiertüte versteht sich. Auch was Wasser angeht, gibt es eigentlich eine einfache Lösung: Die großartige Erfindung der Glasflasche. Auch wenn der Inhalt derselbe ist, stehe ich mit Glasflaschen auf dem Kriegsfuß. Sie sind unhandlich und schwer. Ich möchte an dieser Stelle einmal kurz festhalten: das sind wirkliche Luxusprobleme.

Schließlich steht nur noch das Klopapier auf meiner Liste. Zum Glück ist das nur Papier, aber halt! Natürlich umhüllt in Plastik. So, was jetzt? Schweinehund überwinden und mal ganz lieb fragen, ob ich die auch einzeln bekomme. Man ist das peinlich. Der zunächst freundliche Mitarbeiter schaut mich fragend an, was das ganze natürlich nicht gerade angenehmer macht. Die Krönung des Ganzen ist jedoch, dass er noch den Filialleiter rufen lässt und ich das ganze nochmal erklären muss. Ich wiederhole: Wirklich sehr unangenehm. Aber, ich habe es tatsächlich ohne Plastik bekommen. Der nächste komische Blick wartet zwar schon an der Kasse auf mich, aber ich habe mein Ziel erreicht. Es geht also, zumindest bei den paar Sachen, die ich gekauft habe.  

Leben am Plastikminimum

Am ersten Tag ist die Motivation noch da und ich bin wirklich bereit, etwas zu ändern. In der Theorie ist das ganze auch ganz toll, man fühlt sich als kleiner Weltverbesserer. Die Praxis ist dann doch jedoch etwas schwieriger. Jetzt wo ich weiß, wo ich oftmals Plastik verwende, fällt mir erst auf, wie schwierig und aufwendig es ist, mir die Alternativen zu beschaffen.

Es steht ein langer Unitag bevor, was bedeutet, dass ich mir viele Kleinigkeiten mitnehme. Normalerweise renne ich in den Supermarkt, schnappe mir ein paar Sachen und stelle fest, dass alles in Plastik verpackt ist. Das geht ja nun diesmal nicht. Also stehe ich zuhause und versuche, mir Lebensmittel einzupacken, die nicht in Plastik verpackt sind. Alternativ koche ich etwas und packe es mir in Glasbehälter. Zeitmanagement ist nicht meine Stärke, von daher ist es eher eine Herausforderung für mich Zeit für die Essensvorbereitung einzuplanen. Mit der Glasflasche aus dem Keller im Schlepptau, geht’s in die Uni. Mein geliebtes Snickers fällt heute weg, der Kaffee leider auch, da ich keinen hippen Umfüllbecher habe.

Ich habe immer noch den Anspruch, das Experiment zu Ende zu bringen, aber es wird zunehmend schwerer. In den nächsten Tagen erwische ich mich jedoch immer wieder dabei, wie ich erst im Nachhinein merke, dass ich gerade etwas mit Plastik benutzt habe, oder ich denke mir „Ach, das eine Mal ist ja nicht so wild“. Das einmal wird zu zweimal, dreimal und so weiter und sofort. Ich würde sagen, dass ist nicht ganz so optimal gelaufen.

Nur ein Experiment oder ein neuer Lebensstil?

Nach diesem Experiment stellt sich mir eine große Frage: Ziehe ich es weiter durch oder bleibt alles beim Alten? Ich glaube ein Leben wie die vorbildlichen „Ich verbrauche nur eine Dose Müll pro Tag“-Frauen, schaffe ich nicht. Trotzdem hat allein das Bewusstsein, wie viel Plastikmüll ich unbewusst verbrauche, mich schon abgeschreckt. In dieser einen Woche habe ich einen großen Berg Müll produziert und das als einzelne Person. Vermutlich gäbe es mittlerweile mehr Müll als Mensch. 

Um den Plastikverbrauch zu reduzieren, muss man selbst aktiv sein und hier und da mehr Zeit investieren. Anstatt sich den Fertigsalat aus dem Supermarkt zu greifen, kann man ihn einfach selbst zubereiten. Ich finde das Tupperware gar nicht schlecht ist, da sie lange hält und nicht direkt ein Wegwerf-Produkt darstellt. Ansonsten gibt es das meiste auch im Glas. Klopapier ist immer in Plastik eingepackt und doch möchte ich trotz des Versuches nicht darauf verzichten. Auch wenn ich meinen Anforderungen nicht gänzlich gerecht worden bin, denke ich, allein das Hinterfragen hilft schon, den Müll zu reduzieren. Denn das können wir wirklich alle und das ist auch unsere Verantwortung.

Von Marie Junga
Veröffentlicht am 18.05.2018