Ein Kommentar. Ein beachtlicher Anteil elterlicher Sorgen schwirrt um die Mediennutzung ihrer Kinder. Gerade wenn das Thema „Soziale Netzwerke“ aufkommt, sehen viele rot. Einige Eltern scheinen damit allerdings gar kein Problem zu haben.
Im Zeitalter des Internets stellen sich auch im Bereich der Erziehung ganz neue Fragen, mit denen Eltern zu kämpfen haben. Wann bekommt mein Kind das erste Smartphone? Inwiefern sollte ich die Internetnutzung meines Kindes regulieren? Ab wann erlaube ich meinem Kind, sich in einem sozialen Netzwerk anzumelden? Gerade Letzteres ist meiner Meinung nach eine sehr wichtige Angelegenheit, denn auf sozialen Netzwerken werden teilweise fragwürdige Inhalte verbreitet und fragwürdige Persönlichkeiten werden schnell zu Vorbildern. Zudem schulen soziale Netzwerke wie Instagram auch die Oberflächlichkeit. Dazu passt das berühmte Zitat Carl Gustav Jungs: „Einsamkeit entsteht nicht dadurch, dass man keine Menschen um sich hat, sondern viel mehr dadurch, dass man ihnen die Dinge, die einem wichtig erscheinen, nicht mitteilen kann“. Dauernd werden irrelevante Bilder des Essens verschickt, in überteuerter Kleidung posiert und präsentiert, was man doch für ein geiles Leben führt. Die Verarbeitung von Trauer, Sorgen oder Ängsten findet nicht statt. Das kann sogar so weit gehen, dass sich Jugendliche, die mit sozialen Netzwerken aufgewachsen sind, fühlen, als wären sie alleine mit diesen Problemen. Auch für die Eltern ist es schwierig, hinter die Fassade des Kindes zu blicken, denn es hat ja schließlich lange genau gelernt, wie man sich verstellt.
Betrachtet man diese Bedenken, fragt man sich doch, wie es möglich ist, dass es Eltern gibt, die sich diese Frage nicht stellen und ihr Kind über dessen Kopf hinweg, selbst im Netz der Welt präsentieren. Doch dieser Trend existiert schon seit einigen Jahren. Die sogenannten „Momager" – eine Kombination aus Mom und Manager – schrecken vor wenig zurück, um die Popularität ihrer Kinder zu steigern und so viele Follower wie möglich zu generieren. Natürlich werden die Kleinen – in den meisten Fällen – nicht direkt dazu gezwungen, aber wer möchte mir bitte schon erzählen, dass die sechsjährige Amerikanerin Harlow White, die mit Mode und Blogs mittlerweile 72000 Follower generiert hat, zum Beispiel das Ausmaß ihrer Internet-Präsenz auch nur im Geringsten erfassen kann? In den USA boomt das Geschäft aktuell und wenn die Kohle fließt, schreckt man auch nicht davor zurück, seine 8-jährige Tochter, in dem Fall Hailegh Vasquez mit 135 000 Follower, im Designer-Bikini abzulichten. Bei dieser Reichweite riskiert man natürlich, dass diese Bilder auch von Leuten gesehen werden, denen die Mütter privat sicherlich keine zeigen würden.
Wie verteidigen sich also diese „Momager"? Die deutsche Instagramerin und zweifache Mutter „ms evas" beispielsweise kann die Kritik nicht nachvollziehen. Sie sagte in einem Interview mit der Rheinischen Post, sie würde ja keine Bilder posten, die ihren Kindern später peinlich werden oder zu ihrem Nachteil werden. Zugegebenermaßen sieht ihr Profil, im Gegensatz zu den amerikanischen Pendants, auch noch relativ human aus. Hier finden sich eher Bilder wieder, die man auch im Familienalbum sehen könnte. Aber, wie bereits diskutiert, ist das erstens längst nicht die einzige Gefahr und Zweitens kann sie wohl kaum von sich behaupten, jetzt schon zu wissen, was ihren Kindern in zehn bis 15 Jahren mal unangenehm sein wird.
Mein Vorschlag: Egal wie süß, stilvoll gekleidet oder interessant diese Kinder wirken mögen; bitte, hört auf, ihnen zu folgen! Denn letztendlich sind es nicht sie, die sich aus freien Stücken so darstellen, sondern ihre Eltern. Abonniert man die Kinder, abonniert man eigentlich Erwachsene, die eine Puppe kleiden und in verschiedenste Positionen bringen. Mit dem Unterschied, dass die Puppe lebendig ist.