Ein Erfahrungsbericht:

Filmen in Brüssel: Top oder Flop?

Der große Platz in weihnachtlicher Stimmung. Foto: Marie Junga
Das Manneken Pis zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Foto: Marie Junga

BRÜSSEL. Wenn man die Möglichkeit hat, einen TV-Beitrag in Brüssel zu drehen, sollte man sie wahrnehmen? Ich war mit ein paar weiteren Studenten für eine Woche in Brüssel, um mehr über die EU Institutionen zu erfahren. Also warum nicht gleich einen TV Beitrag über die Kulinarischen Feinheiten drehen. Passt nicht zusammen? Abwarten. Aber Vorsicht: andere Länder, andere Sitten – und andere Drehgenehmigungen.

Bevor man die Kamera überhaupt auspacken kann, sollte man sich darüber informieren, für was man eine Drehgenehmigung braucht. In Deutschland ist es zwar erlaubt auf öffentlichen Plätzen zu drehen, jedoch muss dies nicht der Fall in Belgien sein. Gesagt, getan: glücklicherweise ist dies genauso wie in Deutschland, wenn nicht sogar noch ein wenig entspannter, wie ich mit meinen Drehkollegen im Laufe der Woche feststellen durften. Es wurde die Kamera ausgepackt und keine Sehenswürdigkeit in Brüssel verschont. In erster Linie waren wir eigentlich wegen der EU Institutionen vor Ort, doch dafür eine Drehgenehmigung zu bekommen, ist sehr schwer und langwierig. Aber für einen Beitrag essen zu „müssen“, ist auch nicht das schlechteste. 

 

Brüsseler Entspanntheit gegen deutsche Bürokratie

Für unseren Beitrag mussten wir auch so einige Interviews führen. Deshalb war Englisch Voraussetzung. Glücklicherweise war unsere Reporterin sehr fit in Englisch und auch für die Brüsseler war Englisch nie ein Problem. Zum Glück, denn mit Französisch wären wir nicht sonderlich weit gekommen. Mit unseren Interviewpartnern hatten wir ebenfalls eine Menge Glück -  das, oder alle Brüsseler haben diesbezüglich einfach eine andere Mentalität. Auf Anfrage bei Waffelläden, Restaurants oder auch Pralinenläden, war es nie ein Problem zu filmen. Im Gegenteil, wenn wir unsere Drehgenehmigungen auspackten, die sie unterschreiben sollten, wurden wir oft schräg angeguckt. Anscheinend sehen sie das nicht so eng mit der Zettelwirtschaft. Die Menschen, mit denen wir reden durften, waren sehr offen und aufgeschlossen gegenüber unserer Arbeit. In Deutschland hat man hin und wieder mal das Gefühl zu stören und wird mit genervten Blicken abgestraft, doch nicht in Brüssel. Freundliche Gesichter und immer hilfsbereit, egal, wie oft wir etwas gedreht haben. Dass das meiste Essen für uns umsonst bereitgestellt wurde, hat uns natürlich auch gefreut.

 

Filmstadt Brüssel?

Die oben genannten schrägen Blicke, bekamen wir nicht zwingend wegen unserer komischen deutschen Bürokratie, sondern weil die Brüsseler tatsächlich schon Kameras gewohnt sind. Auch wenn es nicht immer offensichtlich ist, wird Brüssel in Filmen oft für Frankreich verkauft. Denn wenn man Brüssel mit Paris oder einer anderen größeren französischen Stadt vergleicht, ist es dort wesentlich leerer. Somit ist es viel leichter zu filmen, da Filmproduktionen oft Bereiche absperren müssen. 

In einem fremden Land zu filmen, war eine tolle Erfahrung und wir haben sehr viel mitgenommen. Es gibt bestimmt Länder, in denen das Filmen wesentlich komplizierter ist, aber mit Belgiens Hauptstadt hatten wir definitiv einen Glücksgriff. Eine Sache ist jedoch in jedem Land gleich: Überall winken Leute im Hintergrund in die Kamera.

 

Von Marie Junga
Veröffentlicht am 18.12.2017