Demonstrieren für die Umwelt

Fridays for Future - Auf der Straße statt im Klassenzimmer

Viele Sitzplätze bleiben freitags in den Klassenzimmern leer. Foto: Pixabay

ISERLOHN. „Fridays for Future“ – wer kennt die Bewegung mittlerweile nicht? Junge, politisch engagierte Aktivisten und Aktivistinnen, die sich stark für den Klimaschutz einsetzen. Der einzige Haken: Freitags geht eine Vielzahl der Schülerinnen und Schüler nicht mehr in den Unterricht. Anstatt die Schulbank zu drücken, geht es mit Trillerpfeifen und selbstgemachten Plakaten auf die Straße. Schriftzüge wie „Safe the Planet“ hält hier fast jeder zweite Schüler in die Luft.

Oft stehen die Jugendlichen vor dem Landtag NRW in Düsseldorf, um sich Gehör zu verschaffen. Wo sie eigentlich sein sollten: In der Schule. Das kritisierte Christian Lindner auch auf seinem Twitter Account: „Ich finde politisches Engagement von Schülerinnen und Schülern toll. Von Kindern und Jugendlichen kann man aber nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis. CL“. Unterstützung bekommt der Politiker von seiner Partei, der FDP: „Das ist manchmal auf 140 Twitterzeichen etwas schwieriger in der Dimension klar zu machen“, erklärt Marcel Hafke, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Familienpolitik im Landtag NRW. Er führt Lindners Stellungnahme nochmals aus: „Ich fände es wichtig, dass sich alle Generationen mal fragen: Auf welchem Planeten leben wir in 20 bis 30 Jahre? Wie sieht es bei meinen Kindern aus? Welche Chancen haben sie? Haben sie genauso ein gutes Lebensumfeld, wie wir das haben oder existiert das nicht mehr?“  

Lob an die jungen Aktivisten

Die SPD aus dem Landtag NRW bewertet die Bewegung positiv: „Das Engagement finden wir gut“, so Frank Uferkamp, Sprecher der Partei. Das Recht auf Demonstration ist im Grundgesetz fest verankert. Bei den Schülerinnen und Schülern kollidiert das Grundrecht jedoch mit der bestehenden Schulpflicht. „Entscheidend ist, wie die Schulleitung damit umgeht“, erklärt Uferkamp weiter. „Wenn die Schulleitungen sagen, ihr dürft nicht mehr demonstrieren gehen und die Schülerinnen und Schüler mehrfach gegen dieses Verbot verstoßen, dann wird es problematisch, weil man dann letztendlich, glaube ich, von der Schule verwiesen werden kann“. Er schätzt es derzeit jedoch so ein, dass die meisten Schulleitungen die Demonstrationen unterstützen und hinter den Schülern stehen. 

Der passende Rahmen muss geschaffen werden

Die CDU steht den Demonstrationen zwar positiv, jedoch auch kritisch gegenüber: „Wo mache ich denn die Grenze?“, fragt der Pressesprecher der CDU, Kai Schumacher. „Ich lasse also die Schüler gegen die Klimaerwärmung demonstrieren. Lasse ich sie dann auch für die Gleichgeschlechtlichkeit oder für die Rechte Homosexueller demonstrieren? Ich muss da ja einen Rahmen setzen. Wo machen wir denn den Cut? Wer entscheidet denn, dass Demonstrieren während der Schulzeit gut ist, weil das für das Klima ist. Wo ist da die Reihenfolge?“. Die Demonstrationen an sich findet die Partei gut, jedoch sollten die Schüler nicht während der Schulzeit demonstrieren. „Ich bleib dabei, dass sich Schüler engagieren sollen. Das ist das, was wir sogar möchten. Aber alles im Rahmen der Regeln.“

Demos ja - aber unter einer Vorraussetzung

Alles in allem sind sich die Parteien einig: Demonstrationen ja, aber nicht während der Schulzeit! Auch in der Freizeit können sich die jungen Menschen für ihre Ziele einsetzen. Die Auswirkungen der Demonstrationen, also den Druck auf die Politiker, haben laut den Fraktionsmitgliedern dann sicher denselben Stellenwert, wie Demonstrationen während der Schulzeit. 

Vielleicht können sich die Schülerinnen und Schüler an einem Samstag sogar mehr Gehör verschaffen, OHNE die Schule zu schwänzen. 

So sehen die „Fridays for Future-Demonstrationen“ der Schülerinnen und Schüler im Märkischen Kreis, in Iserlohn, aus: 
youtu.be/TQsyNNUqkeo

Von Amber-Louise Esser und Viola Schütz
Veröffentlicht am 03.05.2019