Zur Europawahl

Gefälschtes Wahlergebnis durch falsche Kommunikation

Das Kreuz auf dem Wahlzettel wurde von vielen jungen Menschen unbewusst gesetzt. Foto:Antonia Schütter

Deutschland. In Zeiten von Instagram und Co. wird es immer wichtiger Themen der Politik über soziale Netzwerke zu vermitteln. Die reine Aufforderung, wählen zu gehen, reicht dabei schon lange nicht mehr aus. Die Jugend fordert konkrete Ziele und tiefere Einblicke in die Arbeit der Politik. Denn ohne ausreichend Informationen, kann keine faire Stimme abgegeben werden.

Daniel Sander bekommt einen grauen Wahlschein ausgehändigt und verschwindet hinter einer kleinen Wand. Er braucht nicht lange um das entscheidende Kreuz für die Europawahl zu setzen. Daniel faltet den Schein wieder ordentlich zusammen und wirft ihn in die Urne zu den anderen Wahlscheinen. Schon hat er seine Stimme abgegeben. Doch er wirkt skeptisch. Denn der 26- jährige Dortmunder hat sich erst wenige Tage vor der Wahl über die einzelnen Parteien informiert. „Mein Wissen reicht nicht aus, um fair wählen zu können“, gibt er zu.

Oftmals erreichen die politischen Inhalte der Parteien junge Menschen nicht, da diese auf Kommunikationskanäle setzten, welche jüngere Generationen nicht nutzen.

Viele junge Menschen nutzen nur den Wahl-O-Mat als Entscheidungshilfe für die Europawahl. Darüber hinaus fehlt ihnen die Motivation, sich auch tiefergehend mit politischen Themen zu befassen: „Ich gebe zu, es ist immer schwieriger, die Jugend zu erreichen“, weiß auch NRW-Landtagsabgeordnete Inge Blask (SPD). Sie fühlen sich oftmals verpflichtet, wählen zu gehen, aber nicht, sich im Vorhinein ausführlich zu informieren. Um dieses Verhalten vieler junger Menschen zu ändern, reichen die Wahlplakate der Parteien nicht aus.

Die Plakate zur Europawahl sind nicht zu übersehen –  an jeder Ampel, jeder Laterne, in jeder Stadt und in jeder Straße. Oft ist ein Politiker mit einem Wahlspruch abgebildet. Die Plakate sollen die Aufmerksamkeit der Bevölkerung erregen und zum Nachdenken auffordern. Das reicht aber nicht. Vor allem nicht, um die jüngere Generation zu erreichen. „Natürlich fallen mir die Plakate auf, sie sind allerdings überhaupt nicht aussagekräftig“, beschwert sich Daniel Sander. Er registriere die Plakate, aber ihm fehlen genaueren Informationen. „Um die Jugend wirklich zu erreichen, sollte viel mehr über Social Media kommuniziert werden“, fordert Sander.

Bessere Kommunikation durch Social Media

„Es bedarf einer Mischung aus Kommunikation über Social Media und direkter Kommunikation. Die Aufmerksamkeit wird über Social Media erzeugt und die Überzeugung erfolgt persönlich“, meint Jan Günther, Vorsitzender der Jungen Union in Hagen. Aber was ist, wenn die Kommunikation über Social Media nicht ausreicht, um die Aufmerksamkeit zu erregen?

Daniel Sander bekomme über Social Media nicht ausreichend Informationen. Es wird zwar aufgefordert, wählen zu gehen und die einzelnen Wahlprogramme werden auch kurz vorgestellt, doch diese Informationen erfolgen meist erst wenige Tage vor den Wahlen und sind vielen zu oberflächlich. „Es reicht nicht aus, nur durch Benachrichtigungen auf die Europawahl aufmerksam gemacht zu werden. Es fehlen auch hier Informationen“, sagt Daniel Sander. Ein direktes „Swipe up“ zu den, in der Story beworbenen Inhalten, wäre eine Lösung.

Jüngere Themen, jüngere Zielgruppe

Die Wahlbeteiligung von jungen Leuten ist laut dem CDU-Politiker Jan Günther sehr gering. Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die Jugend von den Parteien thematisch und persönlich nicht abgeholt fühle. Die Zielgruppe der Parteien seien ältere, berufstätige Menschen. „Die Themen sollten von der Politik erweitert werden, denn die Jugend kann sich mit BAföG, WLAN und Wohnungsbau eher identifizieren“, weiß Günther.

„Mein politisches Interesse ist über die Jahre gesunken und die Politik ist mir fern“, stellt der 26-jährige Dortmunder fest. Ihm ist bewusst, wie wichtig Politik ist. Dennoch erreicht sie ihn heute nicht mehr. Deswegen ist es essentiell, gerade vor der Europawahl, einen tiefen Einblick in die Arbeit der Parteien zu gewähren.

Ein Lösungsansatz wäre hier, auf die Wünsche der jüngeren Generation einzugehen und konkrete Informationen über Social Media teilen. Dies sollte nicht erst zwei Tage vor der Wahl geschehen, sondern in regelmäßigen Abständen. „Ich habe mich informiert und weiß oberflächlich über die einzelnen Parteien Bescheid. Was diese genau vertreten, weiß ich jedoch nicht. Dieses Wissen reicht nicht aus, um in die Wahl zu gehen“. Mit diesen Gedanken hat Daniel Sander sein Kreuz gesetzt und über die Zukunft Europas mitentschieden.

Von Antonia Schütter
Veröffentlicht am 26.05.2019

Antonia Schütter

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