Goldgelbe oder schwarze Zukunft?

Der BVB befindet sich momentan in einem Formtief. Foto: Pixabay

Der BVB verliert auswärts beim VFB Stuttgart 2:1. Die Fans und Verantwortlichen sind auf der Suche nach einer Antwort. Doch das Problem ist tiefgreifender und älter, als so mancher Fan vermuten mag. Ein Kommentar.

Sprachlosigkeit. Entsetzen. Der Kapitän lobt die Einstellung. Was klingen mag wie der Untergang der Titanic, ist in Wirklichkeit der BVB. Das hochgelobte, unzerstörbare Schiff rast mit erhobenem Haupt in den Eisberg. Man kann sagen, dass es gar nicht so schlimm aussehe, wenn man auf die Tabelle guckt, aber durch diese Aussage vergisst man die Geschehnisse auf dem Platz. Symbolisch für die aktuelle Situation der Dortmunder steht das 1:0 des VFB Stuttgart in der vierten Minute. Marc Bartra steht unter Druck. Roman Bürki sprintet zur Hilfe. Ein schlechter Pass. Bürki fällt. 1:0 für den VFB durch Chadrac Akolo, der am schnellsten reagiert. Während Akolo mit dem Ball auf das freie Tor zuläuft, schauen sich Bartra und Bürki nur fragend an. Was ist bloß passiert?

Die Offensive ist Teil des Problems

Nach einer dominanten ersten Halbzeit zeigte die Mannschaft von Trainer Peter Bosz wieder das Problem der aktuellen Spielzeit. Vorne gute Individualisten, die aber den letzten Pass nicht an den richtigen Mann bringen, hinten eine nominell starke Abwehr mit zu vielen Aussetzern. Nach der Suspendierung des Stürmerstars Pierre-Emerick Aubameyang wussten die Fans nicht, was man erwarten könne. Man hoffte, dass neuer Aufwind in das Offensivspiel der zu Saisonbeginn hochgelobten Dreierreihe komme. Das sich Yarmolenko und Phillip mal wieder von ihrer besten Seite zeigen. Doch die Hoffnungen blieben Hoffnungen. Maximilian Phillip schien sich den Unsichtbarkeitsmantel von Harry Potter ausgeliehen zu haben, während Yarmolenko zwar für Wirbel sorgte, aber ohne Erfolg blieb. Andre Schürrle, der als Ersatz in der Sturmspitze agierte, merkte man die fehlende Spielpraxis an. Er war zwar bemüht, machte aber zu viele Fehlpässe und war vor dem Tor zu unauffällig.

Problemsuche = Problemlösung

Problemsuche und Problemlösung sind das Gebot der Stunde am Borsigplatz. Kritik muss sich eine kriselnde Mannschaft gefallen lassen. Schon in den ersten Spielen der Saison machten sich in der Defensive Schwächen bemerkbar. Damals war es die Offensive, die den Dortmundern noch den gewünschten Erfolg brachte. Die Euphorie war groß. Im Stadion feierten die Fans die Mannschaft schon als neuen deutschen Meister. Doch nach der Heimniederlage gegen Leipzig wendete sich das Blatt. Seit fünf Spielen ist der BVB nun sieglos. Das Ziel muss sein, die Defensive zu stabilisieren und der Offensive wieder Spielspaß zu geben. Wenn das nicht gelingen sollte und die Mannschaft weiterhin unkonzentriert und unkreativ bleibt, werden sie auch die nächsten Spiele verlieren.

In schlechten Zeiten werden große Charaktere geboren und neue Personen treten ins Rampenlicht. Vielleicht muss Peter Bosz mal seine Personalien überdenken. Einen Jadon Sancho, den der BVB dieses Jahr verpflichtete und der in England als das nächste Supertalent gilt, kann man mal von Beginn an spielen lassen oder einen Alexander Isak, der bei seinen bisherigen Auftritten zu überzeugen wusste, an Stelle von Aubameyang oder Schürrle in die Spitze stellen. Die Möglichkeiten, die der Trainer hat, sind groß. Vor dem Spiel gegen den VFB sagte Bosz, dass es die jetzige Aufgabe sei, die Segel in den richtigen Wind zu drehen. Am Dienstag ist Tottenham zu Gast im Westfalenstadion. Wenn sich der Wind nicht sehr schnell dreht, wird der Hurricane (Harry Kane) wohl zumindest das letzte Fünkchen Hoffnung in den internationalen Wettbewerben auspusten.

Von Sebastian May
Veröffentlicht am 18.11.2017