Zu Besuch im Tierheim

Liebe auf den ersten Blick – Vierbeiner im Tierheim

Hallo! Streichel mich bitte weiter. Foto: Tamara Berg
Der Zwinger für wild lebende Katzen. Foto: Tamara Berg
In diesem Zimmer wohnen Hauskatzen. Foto: Tamara Berg
Die Tierpflegerinnen dekorierten dieses Gehege für einen neuen Gast. Foto: Tamara Berg
Achtung ich komme! Wer möchte Küsschen? Foto: Tamara Berg
Auf der Wiese können sich die Hunde austoben. Foto: Tamara Berg
Der Außenbereich der Hundezwinger. Foto: Tamara Berg
Lussi bettelt bei Eva nach Leckerlies. Foto: Tamara Berg
Das Heim für Nagetiere. Foto: Tamara Berg
Durch die Klappe gelangen die Katzen in den Außenbereich. Foto: Tamara Berg

Jeden Tag verwahrlosen tausende Tiere im Ausland und werden misshandelt. Der Tierschutzverein für den Kreis Olpe, setzt sich für diese Vierbeiner ein und rettet sie vor diesen Qualen. Regelmäßig holen sie Straßenhunde aus dem Ausland, um sie hier zu vermitteln. Vor Ort durfte ich diese liebevollen Tiere kennen lernen und mit ihnen Zeit verbringen.

OLPE. Ich setze meine Atemschutzmaske auf und gehe Richtung Eingangstor des Olper Tierheims. Es liegt etwas abgelegen von den anliegenden Häusern. Um so näher ich komme, desto lauter höre ich das Bellen der Hunde. Mit jedem Schritt komme ich den Tieren näher und meine Freude wird immer größer. Eine feuchte Hundenase streift meine Hand und stupst mich an. Ein mittelgroßer brauner Hund mit schwarzen Kulleraugen sieht mich schwanzwedelnd an. Er wurde zum Gassi gehen ausgeführt und sieht sichtlich zufrieden aus. Sein Frauchen und Tierpflegerin Vera lacht und öffnet das Eingangstor.

Der Eingangsbereich des Tierheims ähnelt einem kleinen Hof. Auf der rechten Seite befindet sich das momentan leere Gehege der wild lebenden Katzen, dahinter die Wiese und die Zwinger für die Hunde. Geradeaus befindet sich das Haus, in dem die Katzenzimmer für die Wohnungskatzen liegen. Eva, eine Mitarbeiterin, führt mich durch das Tierheim und erzählt mir dabei von den tierischen Bewohnern. In einem der Zimmer wohnt zurzeit eine Katze mit ihren zwei schwarzen Kitten. Einen Raum weiter, ist eine weitere Katze aus dem Ausland wegen einer Darmerkrankung in Quarantäne. In dem Holzhäuschen auf der linken Seite leben die Nagetiere. Es gibt verschiedene Gehege, die zusammengeführt, aber auch getrennt werden können. Für schöne Sommertage haben die Nagetiere die Möglichkeit im Freilauf frischen Löwenzahn zu fressen. Im Augenblick haust dort nur eine kleine schlafende Wüstenrennmaus in einem großen, gläsernen Käfig.

Ein neues Zuhause

„Ich hoffe du hast keine Angst, wenn dich einer von ihnen anspringt. Unsere Hunde sind schon mal ein bisschen stürmisch und freuen sich über jeden Besuch“, sagt Eva. Wir gehen entlang der Zwinger.Fabei erklärt sie mir, dass diese einen Innen- und Außenbereich haben. Die Besucher bekommen nur den Außenbereich zu sehen. Im Inneren sind die Schlafräume der Hunde. Die Bereiche sind getrennt, damit sich jeder Hund zurückziehen kann, wenn er möchte. Sie öffnet das nächste grüne Törchen zur Wiese und sofort kommt ein kleiner weiß-brauner Fellknäuel auf uns zu gelaufen. Im gleichen Moment werde ich von ihm beschnuppert und feucht begrüßt. Er bekommt gar nicht genug von den Streicheleinheiten und fordert mich immer wieder auf ihn, weiter zu kraulen. Vergangene Woche ist er gemeinsam mit seinem Bruder aus dem Ausland hier hin überführt worden, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Wir gehen an einer kleinen Hundehütte vorbei und einen Hügel zur nächsten eingezäunten Wiese hoch. Hunde bellen – Lussi, ein Mischlingsweibchen, läuft uns gemeinsam mit ihrem kleinen braunen Mitbewohner zwischen den Beinen durch. Die beiden springen an uns hoch und schnuppern bei mir vergeblich nach Leckerlies – Glück gehabt, bei Eva gibt es ein paar Leckereien zu erhaschen. Lussi streckt ihre grau-weißen Pfoten nach mir aus und „umarmt“ mich und blickt mir tief in die Augen, während ich sie vorsichtig am Kopf streichle. „Lussi ist erst seit vergangener Woche bei uns. Wir haben momentan überwiegend Hunde aus dem Ausland bei uns im Heim. Dort wurde sie bei einem Kampf mit anderen Hunden verletzt, aber die Wunde verheilt gut“, erzählt mir die Mitarbeiterin. Der Hündin fehlt ein Stück am Ohr und sie hat eine große Wunde am Hals. Trotz ihrer Vergangenheit sprüht sie vor Lebensfreude. Zurzeit sind Lussi und die anderen Hunde, bis auf die Hündin Sarah reserviert - am liebsten würde ich Lussi mit nach Hause nehmen.

Der Alltag als Mitarbeiterin im Tierheim

Eva und ich gehen wieder die Wiese zu den Zwingern herunter. Zwei Mitarbeiterinnen kommen gerade von einem Spaziergang mit den Hunden zurück. Wir werden erneut liebevoll begrüßt. Ein weißer Labrador-Mischling kommt schwanzwedelnd auf mich zu und rennt mich beinahe um. Er springt an mir hoch und schenkt mir hunderte von stürmischen Küsschen. Eva begleitet mich zurück zum Eingangsbereich. Vera ist ebenfalls Mitarbeiterin und sitzt auf der Holzbank vor dem Tierheim-Haus und wartet auf uns. Sie erzählt mir, dass der Arbeitstag meistens um acht Uhr morgens beginnt. Ein paar Stunden später stößt dann der nächste Mitarbeiter dazu. „Normalerweise haben wir eine Fünftagewoche. Wir arbeiten in der Regel bis 20 oder 21 Uhr. Die Tiere bleiben über Nacht alleine. An Feiertagen sind wir selbstverständlich auch hier im Tierheim und werden häufig von Ehrenamtlichen unterstützt“, teilt mir Vera mit.

Vera ist unter anderem für die Übermittlung und Vermittlung von Tieren aus dem Ausland zuständig. Sie erklärt mir, dass besonders die Nachfrage und der Charakter eine Rolle spielen. „Wir stehen im engen Kontakt mit dem Verein Special Dogs. Sie retten Tiere im Ausland und helfen, diese nach Deutschland zu vermitteln. „Da nur maximal acht Hunde pro Fahrt überführt werden können, achte ich darauf, dass sie im Tierheim schon zusammen waren. So können Konflikte während des Transports in den Boxen vermieden werden“, berichtet Vera. Pro Monat nimmt das Olper Tierheim etwa vier bis acht Vierbeiner auf und vermittelt in der Regel die gleiche Anzahl. „Es kommt nur selten vor, dass wir ein Tier nicht vermitteln können. Unsere Freigänger-Tierheim Katze ist das beste Beispiel. Sie läuft frei auf dem Hof rum und möchte ab und zu mal ein Schälchen Milch", schmunzelt Vera während mich zwei Hunde die vom Spaziergang zurück gekommen sind beschnuppern.

Facts

Jedes Tier wird nach seiner Ankunft im Tierheim, wenn nötig, noch kastriert, geimpft und gechippt. So entsteht unter anderem auch die Schutzgebühr. Das Olper Tierheim finanziert sich, wie die meisten Tierheime, mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden, da der Staat keine Kosten übernimmt. Die Mindestbeiträge fangen bei 25 Euro pro Jahr an. In diese Bereiche ist die Ausbildung als Tierpfleger eingeteilt: Zoo, Tierheim und Forschung. 

Der beste Freund des Menschen ist der Hund

Zum Abschied des Gesprächs zeigt Vera mir drei Hunde, die demnächst im Tierschutzverein für den Kreis Olpe e.V. aufgenommen werden. Ich bin etwas traurig, dass die lebensfrohe Hündin Lussi schon ihre Familie gefunden hat. Ich freue mich aber dennoch sehr, dass sie trotz des schweren Starts ins Leben, eine Chance auf ein Happy End hat und in eine fürsorgliche Familie kommt. Die Zeit mit den geretteten Hunden hat mir erneut gezeigt, dass die Tiere jede Person mit Freude, Liebe und Dankbarkeit begrüßen. Es berührt mich, dass die Mitarbeiter des Olper Tierheims alles Mögliche in die Wege leiden, um sie zu retten. Es ist erschreckend, dass zur heutigen Zeit immer noch so viele Tiere aufgrund des Menschen leiden müssen. Ich hoffe, dass sich mehr Leute für das Wohl der Tiere einsetzen und wünsche mir, dass sie nicht die Augen vor dem alltäglichen Horror den die Tiere erleben müssen, verschließen und den besten Freund des Menschen davor beschützen.

Von Tamara Berg
Veröffentlicht am 10.05.2020