Journalistentag in Dortmund

Lokaljournalismus 2.0 – Start-Ups stellen sich vor

"Reinvent Local Media" sorgt mit einem Förderprogramm dafür, dass Start-Ups ihre Ideen verwirklichen können. Foto: Pixabay
Drei Gründerteams stellten sich und ihre Ideen, den Lokaljournalismus wieder spannend zu machen im Rahmen des Journalistentags in Dortmund vor. Foto: Pixabay

DORTMUND. Lokaljournalismus – mit diesem Wort verbinden die meisten Menschen heutzutage langweilige Geschichten vom Land, die täglich in völlig veralteten Zeitungen veröffentlicht werden. Eigentlich ist Lokaljournalismus jedoch viel mehr als bloß Klatsch und Tratsch vom Dorf. Ralf Geisenhanslücken, Chefredakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung, sagte vor Kurzem: „Das Lokale ist die Basis für jeden Journalismus, der Lokaljournalismus erzeugt Gemeinschaft und erfüllt eine wichtige Funktion für die Gesellschaft“. Grund genug für die gemeinnützige GmbH „Vor Ort NRW“, ein Förderprogramm für Start-Ups zu erstellen, die den Lokaljournalismus mit innovativen Ideen wieder attraktiv machen möchten. Im Rahmen des Journalistentags in Dortmund präsentierten nun drei Teams aus dem Programm „Reinvent Local Media“ ihre Geschäftsmodelle.

„Reinvent Local Media“ ist ein Projekt von „Vor Ort NRW“, das sich an alle Menschen richtet, die auch an die Zukunft des Lokaljournalismus glauben und innovative Projekte in diesem Bereich entwickeln wollen. Dafür wird ihnen ein Team aus Journalisten, Designern, Entwicklern und Vermarktern zur Seite gestellt. Außerdem besuchen die Start-Up-Gründer regelmäßig Veranstaltungen, die ihnen neue Impulse und Wissen vermitteln sollen. Stanley Vitte, der bei „Vor Ort NRW“ für Online-Kommunikation und Veranstaltungen verantwortlich ist, führte durch die Veranstaltung beim Journalistentag in Dortmund.

Düsseldorf stressfrei erleben

Den Anfang machten Laura Rohrbeck und Thorsten Lenze mit dem „Videoguide Düsseldorf“. Mit über 150 Videos à einer Minute, die diverse Unternehmensmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten in Düsseldorf zeigen, wollen sie die Stadt am Rhein erlebbar machen. Ihre Überlegung dahinter: sucht man im Internet nach Ausflugsmöglichkeiten in einer Stadt, wird man mit einem Wust an Informationen konfrontiert und verliert schnell den Überblick. Oftmals macht man bei einem Kurztrip dann Dinge, die sich nachher als Enttäuschung herausstellen. Dieser Frustration über verlorene Zeit und meist auch verlorenem Geld wollen die beiden Journalisten mit ihrer Idee entgegenwirken. Auf ihrer Plattform soll man durch das Einsetzen von Filtern und Geotagging schnell die passenden Aktivitäten für sich finden. Durch die Videos, die den Ort oder die Unternehmung zeigen, soll man sich im Vorhinein einen Überblick verschaffen können, um sicher zu gehen, dass es auch wirklich das Richtige ist. Bei einer Umfrage der Zuhörer des Vortrags im Rahmen des Journalistentags gab rund die Hälfte der Anwesenden an, die App benutzen zu wollen, wenn sie das nächste Mal einen Ausflug nach Düsseldorf machen.

Barrierefreie Freizeitgestaltung mit „Mit Kidz“

Auch beim nächsten Start-Up Unternehmen ging es um die Freizeitgestaltung. Lenka Mildner und Thorsten Taplik haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine Plattform zu entwickeln, die die Freizeitgestaltung für Familien vereinfacht. „Mit Kidz“ ist der Online-Freizeitguide für barrierefreie Familienausflüge. Er wird zunächst für die Städte Bochum, Essen und Gelsenkirchen entwickelt, ist aber laut Lenka Mildner definitiv skalierbar und ausbaufähig. Sie stand als Mutter selbst oft vor dem Problem, weder mit ihrem schwerbehinderten Sohn, noch mit einem Kinderwagen Barrieren zu überwinden, was die Familienausflüge beinahe unmöglich gemacht hat. Die Plattform, die ebenfalls durch verschiedene Filter eingegrenzt werden kann, soll dort Abhilfe schaffen. In enger Zusammenarbeit mit Restaurants, Cafés und anderen Einrichtungen möchten die beiden Gründer Familien die Chance geben, wieder unbeschwert Unternehmungen machen zu können. Ihre Vision lautet: Barrierefreiheit und Familienfreundlichkeit geht uns alle an!

Informationsbeschaffung 2.0 – so wird Bildung zum Erlebnis

Das dritte Team, dass sich beim Journalistentag vorstellte, kam mit einer Storytelling-Idee. Mit „refutura“ wollen Simon Sturm und Steffi Krohmann Informationen zum Erlebnis machen. In der heutigen Zeit werden die Menschen regelrecht von Informationen überflutet. Knapp 60 Prozent aller User teilen einer Studie zu Folge Artikel, die sie selber nicht gelesen haben. Sturm und Krohmann wollen die User mit ihrer Idee stärker berühren und Informationen zum erfahrbaren, persönlichen Erlebnis machen. Dafür arbeiten sie mit dem Tool Augmented Reality, zu Deutsch erweiterte Realität. Dabei handelt es sich um eine computergestützte Wahrnehmung, bei der sich die reale und virtuelle Welt vermischen. Über die gerade betrachtete reale Welt werden in Echtzeit Textinformationen und Grafiken geblendet. So kann man beispielsweise die Berliner Mauer vor dem Brandenburger Tor sehen, während man auf dem Pariser Platz steht – alles natürlich nur auf dem Bildschirm. Trotzdem wird die Information für die Person erlebbar und Geschichten können einfacher nachempfunden werden. 

Von Rebecca Schlummer
Veröffentlicht am 20.11.2018

Rebecca Schlummer

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