Ein Kommentar. Über kaum ein anderes Thema wird so heftig diskutiert, wie über die Organspende. Auch heute, am Tag der Organspende, bleiben die Meinungen gespalten – obwohl es uns alle betrifft, oder nicht?
Mehr als 10.000 Menschen in Deutschland warten laut der Deutschen Stiftung für Organtransplantation auf ein Spenderorgan. 71 Prozent der Deutschen sind einverstanden, dass man ihnen nach dem Hirntod, Organe entnimmt, aber nur 35 Prozent tragen ihren Organspendeausweis bei sich – und die Spenderzahl sinkt weiterhin extrem. Aber warum ist das in Deutschland immer noch so ein heiß diskutiertes Thema, warum gibt es so viele Menschen, die ihre Organe nach dem Tod nicht spenden wollen? Die Antworten lauten Angst und fehlende Aufklärung über das Thema.
Viele Menschen haben Angst für ein Ersatzteillager gehalten zu werden oder, dass ihnen im Notfall, medizinisch nicht gut genug geholfen werde und sie viel zu schnell für tot erklärt werden. Ist es egoistisch so zu denken? Diese Frage bleibt jedem selbst zu beantworten. Fakt ist jedoch, dass es hierbei um viel mehr geht. Nämlich um Leben und Mitmenschlichkeit. Der Tod ist für uns alle unausweichlich, aber vielleicht für einen anderen Menschen aufschiebbar. Was wäre, wenn die Person, die ein Organ benötigt, einer unserer Liebsten wäre oder sogar man selber? Würden wir uns nicht wünschen, dass ein anderer Mensch, der das Organ nicht mehr braucht, dieses zur Verfügung stellt?
Natürlich ist das Thema sehr emotional und es ist berechtigt verunsichert zu sein. Es sollte sich aber jeder bewusst sein, dass er damit die Möglichkeit bekommt, über den Tod hinaus etwas Gutes zu tun und ein oder mehrere Leben zu retten. Jeder Mensch hat das Recht auf ein gesundes, glückliches und erfülltes Leben, aber genauso hat auch jeder das Recht, selbst über seinen Körper zu bestimmen – auch nach dem Tod. Es soll sich keiner in unserer heutigen Gesellschaft unter Druck gesetzt fühlen, aber jeder sollte sich einmal mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.
Eine weitere Angst von Organspendegegnern ist, dass sie keinen Einfluss darauf haben, wer die Organe bekommt. Aber ist es nicht ganz egal, ob mit der Spende, einem sechs-jährigen Mädchen oder einem 50-jährigen Mann das Leben gerettet wird? Leben ist Leben, ohne Wenn und Aber.
Wofür brauchen wir nach dem Tod unsere Organe? Wenn man tot ist, ist man tot. Durch die Spende lässt sich mehr bewirken, als einem jetzt vielleicht bewusst ist. Es wird nicht nur das Leben des Empfängers verändert, sondern auch das der Angehörigen. Denn man erhält ihnen einen wichtigen Teil ihres Lebens. Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Keiner zwingt uns und es dauert meistens Jahre, bis sich die meisten entschieden haben, ob sie Spender sein wollen oder nicht. Es ist aber ein sehr wichtiges Thema und es ist wichtig sich vernünftig zu informieren. Eine Informationsquelle ist zum Beispiel die Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Hierbei geht es nicht nur darum Leben zu retten, sondern um Menschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein gegenüber unseren Mitmenschen – Werte, die in unserer heutigen Zeit viel zu kurz kommen.