Treffen in Washington

Merkel im Weißen Haus: Hoffnung trifft auf Protektionismus

Angela Merkel und Donald Trump trafen sich im Weißen Haus. Foto: Pixabay

WASHINGTON. Bundeskanzlerin Angela Merkel traf zum ersten Mal auf US-Präsident Donald Trump. Während Trump Amerika als ewigen Verlierer darstellt, betont Merkel die Vorteile starker Handelsbeziehungen. Doch wer hat recht? Ein Kommentar.

„Angela Merkel ist die größte Hoffnung des Westens” – so kündigte das renommierte Politik-Magazin "Politico" das Treffen zwischen Angela Merkel und Donald Trump an. Niemand möchte wohl in Merkels Haut stecken: Durch die sich ausdehnende anti-europäische Stimmung muss sie viel Verantwortung tragen und Potenzial zeigen. 

Während die Politik der Türkei Europa aus dem Osten unter Druck setzt, bedroht der Brexit die gemeinschaftlichen Werte aus dem Norden. Im Süden sterben regelmäßig Flüchtlinge auf ihrem gefährlichen Meerweg nach Italien – dies lässt einen hinterfragen, ob Europa wirklich eine Hoffnung und Zukunft darstellt. Deshalb ist es umso wichtiger für Europa und eben für Merkel, wenigstens den Westen unter Kontrolle zu haben. „Unter Kontrolle haben” bedeutet diplomatisch ausgedrückt, eine gute Beziehung zu pflegen. Im Blick auf die kommende Zusammenarbeit mag der "Händeschüttel-Skandal” etwas kontrovers sein: Merkel fragte Trump bei ihrem Besuch im Weißen Haus, ob sie sich nicht für die anwesenden Journalisten die Hand schütteln sollen. Doch Trump verzog kurz die Miene und grinste fast frech weiter Richtung Kamera. An diesem Freitag sah Merkel zum ersten Mal so richtig verwirrt aus. Auf Trumps Ignoranz reagierte sie letztlich mit einem mimischen Achselzucken.

Trump betonte bei der anschließenden Pressekonferenz, dass Amerika von einigen Handelspartnern – wie auch Deutschland – unfair behandelt worden sei. Vor allem wirtschaftlich gesehen. Merkel wirbt hingegen für starke Handelsbeziehungen der beiden mächtigsten Wirtschaftsnationen. Sie möchte Schwung in die stockenden Verhandlungen für ein Handelsabkommen zwischen der EU und den USA bringen. Während Trump gewohnt eigennützig und – vorsichtig gesagt – nationalistisch argumentiert, nimmt Merkel ihm allmählich den Wind aus den Segeln. Das Freihandelsabkommen zwischen Europa und Südkorea sei ein gutes Beispiel, dass die Anzahl von Arbeitsplätzen durch internationale Beziehungen steige, so Merkel. Am Ende der Pressekonferenz blieb Trump nicht viel mehr übrig als „awesome” (dt.: „fantastisch!“) zu sagen – so bezeichnete er eine Handelsbeziehung mit Deutschland. Die „Hoffnung des Westens” ist wohl doch mächtiger als der Protektionist. Merkel hat Trump bei dem wichtigen Treffen gezeigt, dass (sein) Protektionismus keine Zukunft hat.

Eine Frage bleibt jedoch offen: Ist es nicht paradox, dass Trump sich unfair behandelt fühlt, aber zugleich ein respektierendes Händeschütteln mit Merkel verweigert?

Von Manuel Montefalcone
Veröffentlicht am 24.03.2017

Manuel Montefalcone

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