Das Revival der Schallpatte

„Musik ist den Leuten wichtig“

Weg von der CD: Der Trend zur Vinyl-Platte ist gerade wieder im kommen. Foto: pixabay

DORTMUND. Ob per Knopfdruck oder aufwändiger mit Plattenspieler, Musik ist gefragt wie nie. Doch gibt es wirklich einen Trend zurück zu den Wurzeln, mit Plattenspieler und Vinylsammlung? Till ist Mitarbeiter bei „andrä“ in Dortmund, einem Laden, der Musik, Filme und Games an- und verkauft. Der Bereich Schallplatten ist sein Fachgebiet. Maerkzettel war zu Besuch bei ihm. Zwischen LPs und alten Schallplatten hat Till uns erzählt, wie er den Trend miterlebt.

Maerkzettel: Siehst du einen Trend zurück zu Vinyl und Co.?

Till: Ja, es gibt auf jeden Fall ein Trend. Die Frage ist, ob er auch bestehen bleibt oder ob er wieder abnimmt. Aber eine Trendbewegung ist auf jeden Fall zu erkennen. Seit ungefähr eineinhalb Jahren werden wieder mehr Schallplatten gekauft, generell Musik, aber besonders in der Vinylabteilung trifft man auch wieder vermehrt auf junge Leute.

Maerkzettel: Wer sind eure Kunden? Ist es eher die Stammkundschaft, die hier die CDs, Games und Vinylplatten kauft oder gibt es auch Laufkundschaft?

Till: Natürlich haben wir sehr viel Stammkundschaft. Das sind Leute, die nie aufgehört haben, CDs, DVDs und Schallplatten zu sammeln. Allerdings merken wir gerade, wenn es um Schallplatten und Vinyl geht, dass auch Jüngere die Sachen kaufen.

Maerkzettel: Wie ist es so in den anderen Bereichen, beschränkt sich der Trend nur auf Vinyl?

Till: Also die Games kaufen bei uns sowieso auch junge Kunden. Bei den CDs ist es etwas rückläufiger in dieser Altersgruppe. Die Jugend kauft jetzt wirklich vermehrt Vinyl.

Maerkzettel: Warum denkst du, ist Vinyl jetzt wieder so beliebt?

Till: Die Jugend hat erkannt, dass es einfach eine bewusstere Art ist, Musik zu hören und die haben da Spaß dran. Es lässt sich auch gut zweigleisig fahren: Streaming plus Vinyl, das heißt man hat zu Hause die schönen Platten mit den großen Covern und kann die Platten auflegen und genießen. Unterwegs streamt man dann mit Spotify, Apple Music und Co.

Maerkzettel: Welche Altersgruppen betrifft dieser Trend deiner Meinung nach?

Till: Jugendliche und junge Erwachsene. In der Altersklasse fällt es einfach mehr auf, weil sie jetzt gerade vermehrt kaufen. Man merkt, dass das Interesse da ist. Die älteren Vinylfans haben nie aufgehört, Platten zu kaufen, und manche, die zwischendurch auf CDs umgestiegen sind, sind jetzt auch wieder auf den Geschmack gekommen. Gerade Jüngere entdecken das jetzt für sich neu.

Maerkzettel: Wird eine ganz bestimmt Musikrichtung gekauft?

Till: Generell relativ mainstreame Musik: Pop und sowas, aber auch Jazz wird viel gekauft, auch von jüngeren Leuten. Deutsche Musik hat wieder Aufwind bekommen, genauso wie ältere Rock Acts. Also ist es wirklich schwer einzugrenzen. Musik ist einfach allgemein ganz schwer gefragt.

Maerkzettel: Und du privat: Bist du da eher der Streamer oder hast du eine Vinylsammlung?

Till: Streaming benutze ich nur ab und an beim Kochen, weil es einfacher ist – und im Auto halt. Aber sonst höre ich eigentlich nur Vinyl. Ich habe eine große Sammlung davon. CDs habe ich zurückgefahren, ich habe immer noch quasi zehn Regale voll – aber Vinyl auf jeden Fall auch. Das macht mir einfach Freude und meinem kleinen Sohn auch.

Maerkzettel: Meinst du, die Bewegung „zurück zu den Wurzeln“ bleibt bei der Musik bestehen?

Till: Ich denke, es wird wieder etwas abnehmen nach einiger Zeit. Einige, die jetzt auf den Zug aufgesprungen sind, werden das nur gemacht haben, einfach weil es gerade ‚hip’ ist. An sich glaube ich aber, dass die Leute schon dabei bleiben werden. Musik ist den Leuten einfach wichtig, und sie werden vermutlich gemerkt haben, dass nur Streaming einem nicht das gleiche bringt, wie eine Platte aufzulegen und die Musik so richtig zu erleben.

Von Lara Grewe
Veröffentlicht am 09.06.2017