Umstrittene Show bei RTL II

„Naked Attraction”: Viel Wirbel um nichts

In sechs Boxen stehen sechs potentielle Dates - splitterfasernackt. Foto: © RTL II

Bei RTL II lief diese Woche die zweite Ausgabe von „Naked Attraction”. Bei dieser aktuell umstrittenen TV-Show versuchen Single-Frauen und -Männer ein Date zu finden, indem sie potentielle Kandidaten nur anhand ihres komplett nackten Körpers begutachten und bewerten. Ein Kommentar.

Die Kommentare auf Facebook sind eindeutig: „Peinlich! RTL II trägt zur Volksverdummung bei!” Klingt ziemlich heuchlerisch, schließlich ist die Show extrem erfolgreich: 1,39 Millionen Zuschauer brachten RTL II am Montagabend, den 15. Mai, der zweiten Folge einen satten Marktanteil von über zehn Prozent, wie das Medienmagazin DWDL berichtet. Das ist zwar etwas weniger als beim Show-Start, jedoch immer noch klar über dem RTL II Soll. 

Einfaches Prinzip, schwierige Handhabung

Das Prinzip der Show ist so simpel, wie umstritten: Ein Single steht vor sechs aufgestellten Boxen, hinter deren Milchglas man bereits einen nackten Menschen erkennen kann. Dann fährt ein Sichtschutz so weit nach oben, dass man zuerst „nur“ bis knapp über das Geschlechtsteil der sechs Frauen oder Männer schauen kann. Jetzt liegt es an dem Single, der vor den Boxen steht, zu bewerten, wen (oder eher was) der Single am attraktivsten findet. Im nächsten Schritt drehen sich die Kandidaten um und präsentieren ihre Hintern, bis der Sichtschutz schließlich komplett nach oben fährt. Jetzt erzählen auch die Kandidaten ein wenig über sich und stellen sich vor, mit dem kleinen Unterschied, dass auch der suchende Single komplett nackt ist. Schließlich muss dieser sich für einen der Kandidaten entscheiden.

Wie bereits erwähnt, sind die Abläufe in der Sendung ziemlich einfach, die Handhabung ist jedoch umso schwieriger. Die Produzenten sind ebenso wie die Moderatorin stets darum bemüht, die Sendung nicht in die Schmuddelecke abdriften zu lassen. Dafür sollen wohl die witzigen Kommentare zu und Umschreibungen von den Geschlechtsteilen der Kandidaten sorgen. Moderatorin Milka Loff Fernandes macht sich diesbezüglich jedoch ziemlich gut. Sie wirkt nicht so überfordert, wie die Singles vor den Boxen, den man die Schamesröte im Gesicht ansehen kann (verständlich!). 

Moderatorin meistert Herausforderung

Eine Show, in der Geschlechtsteile bewertet werden, seriös rüber zu bringen, mag schon echt schwierig sein. Umso interessanter, wie cool und professionell Loff Fernandes durch die Sendung moderiert und den Suchenden die Nackedeis präsentiert. Irgendwie fühlt man sich unterhalten; denn das Konzept der Sendung, die als erfolgreiches Format aus Großbritannien übernommen wurde, ist doch eigentlich schlüssig: Wir bewerten potentielle Liebespartner aufgrund ihres nackten Aussehens. Das mag oberflächlich und pervers klingen - und bietet natürlich Angriffsfläche für Sittenwächter.

Jetzt mal im Ernst: Wohl niemand kann behaupten, bei einem Date nicht auf das Äußere zu gucken. Die Kritik bezüglich der Oberflächlichkeit der Sendung ist nachvollziehbar. Sie stellt Dating basierend aufs äußerliche Erscheinungsbild überspitzt dar. Hier sei gesagt: Auch diese Oberflächlichkeit existiert im wahren Leben. Warum dann nicht in einer Show? Des Weiteren ist es nicht „schlimm“ oder gar „krank“, nackte Menschen im TV zu zeigen. Die Sendezeit liegt erstens bewusst bei 22.15 Uhr und zweitens zeigt RTL II hier nichts, was nicht jedes Kind auch in einem Lexion als Bild sehen könnte. 

Letztlich gilt hier, was für jeden Sender und jede Show gilt: Wer sich die ganze Chose nicht antun möchte, braucht einfach nicht einzuschalten. Hierzu ein passender Kommentar von einem Facebook-User: „Alle hetzen und jammern, dennoch super Einschaltquoten. Typisch deutsche Heuchlerei vom Feinsten.“



Von Manuel Montefalcone
Veröffentlicht am 16.05.2017

Manuel Montefalcone

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