Auslandsaufenthalt abgesagt

Projekt Ausland 2020: Anders als geplant

Das Abenteuer Ausland wurde für viele Studenten durch die Corona Pandemie vorläufig verschoben. Foto: Jasemin Rafati Sajedi

Ob Auslandspraktikum oder Auslandssemester – inzwischen gehören Auslandsaufenthalte für die meisten Studenten schon mit zum Studium dazu. Durch die Corona-Pandemie sind die Auslandsaufenthalte dieses Jahr etwas anders abgelaufen als geplant. Verschoben, abgebrochen oder in Quarantäne – das ist Ausland 2020.

OEDING. Einen Teil seines Studiums im Ausland zu absolvieren wird immer beliebter. Laut einer Studie des Deutschen Studentenwerkes studierten pro Jahr etwa 134.000 deutsche Studierende im Ausland. Am beliebtesten sind Länder wie Großbritannien, Österreich und die Niederlande. Aber auch Länder wie Portugal, die Türkei und China werden immer beliebter.

Allein durch das Erasmus-Programm, welches vielen Studenten die Finanzierung eines Auslandssemesters innerhalb der Europäischen Union ermöglicht, gehen viele Studenten ins Ausland. „Es studieren jährlich etwa 30.000 deutsche Studierende in mehr als 30 europäischen Ländern. 5.000 davon halten sich für ein Praktikum, 25.000 für ein Teilstudium im Ausland auf“, wie der Jahresbericht des Deutsche Akademischer Austauschdienst erkennen lässt. Ein Auslandsaufenthalt, bietet also, unabhängig in welcher Form, eine große Spannbreite an Erfahrungen.

Corona verändert den Auslandsaufenthalt

Normalerweise würde nachdem die Immatrikulation, das Visum und die Finanzierung des Auslandsaufenthaltes geklärt wurden, nichts mehr dagegensprechen, den Auslandsaufenthalt wie geplant durchzuführen. Im Jahr 2020 ist dies jedoch etwas anders. Im Januar wurde bereits über Coronainfizierte in China berichtet, später auch über Fälle in Italien und Spanien, bis es sich schließlich zu einer weltweiten Pandemie entwickelte. Im März 2020 wurden dann auch in Deutschland Vorkehrungen gegen das Coronavirus getroffen. In anderen Ländern war das Coronavirus zu dieser Zeit schon sehr stark verbreitet.

So wie in Deutschland im März letztendlich auch, stellten sich auch andere Länder die Frage, wie es weiter gehen soll. Ob Schulen und Universitäten geöffnet bleiben sollen? Ob man Ausgangssperren erhebt und vieles mehr. Für deutsche Studierende hieß das, dass sie überlegen mussten, ob sie ihren Auslandsaufenthalt beenden oder ob sie in ihrem Gastland bleiben wollen.

Bleiben oder Gehen?

Die 21-jährige Studentin Franca Hoff ist eine von vielen Studenten, die sich zu Beginn des Jahres 2020 sehr auf ihren Auslandsaufenthalt gefreut hat. Durch die Corona Pandemie musste auch sie sich fragen, ob sie ihren Auslandsaufenthalt in Lissabon abbrechen möchte. „Vorgesehen war es, dass mein Auslandssemester von Ende Januar bis Ende Juni gehen sollte. Ich habe dieses jedoch dann vorzeitig abgebrochen und bin Mitte März nach Deutschland zurückgekommen“, erzählt sie. Das Semester selbst findet für sie jetzt durch Online-Vorlesungen von Zuhause aus statt, die Erfahrung Ausland kann jedoch nicht über das Online Format nachgeholt werden.

„Die Entscheidung ob ich bleiben möchte, wurde mir überlassen“, sagt Franca. Wie Franca geht es auch einigen anderen Studierenden, die für sich selbst entscheiden sollten, ob sie gehen wollen oder nicht. Pia Irmer macht ein Auslandsjahr in Spanien. Sie wohnt zusammen mit ihrer Mitbewohnerin Giorgia und zwei weiteren Studenten in einer Wohngemeinschaft in Spanien. Pia und Giorgia haben sich, anders als Franca, dafür entschieden im Ausland zu bleiben. „Es würde keinen Unterschied machen, ob ich nun Online-Vorlesungen von Zuhause aus hätte oder hier. Außerdem haben wir uns, wir sind nicht alleine hier“, erklärt Pia ihre Entscheidung. 

Leben im Ausland?

So wie Giorgia und Pia sich entschieden haben ihren Auslandsaufenthalt in ihrem Gastland fortzuführen, so hat sich auch Lukas Herd dazu entschlossen sein Auslandsjahr in Shanghai nicht abzubrechen. Lukas ist seit August 2019 in China und sein Auslandsjahr sollte auch noch bis Juni weiter gehen: „Mein zweites Semester, welches Anfang März anfangen sollte, wurde wegen Corona abgesagt.“ Inzwischen hat sich die Lage in China jedoch wieder weitestgehend normalisiert: „Mein jetziger Tagesablauf ist wieder relativ normal. Ich bin im Stande wieder den meisten Tätigkeiten wie vor dem Ausbruch des Virus nachzugehen. Nur muss jetzt jeder eine Maske tragen.“

So entspannt war die Lage in China jedoch nicht die gesamte Zeit: „Anfangs gab es nur kleinere Kontrollen, wie Temperatur messen. Danach wurde fast alles, bis auf Supermärkte geschlossen. Als Student musste ich der Uni auch täglich meinen Gesundheitsstand mitteilen.“ Die Situation in China hat sich wieder weitestgehend normalisiert, in Spanien beginnt dies auch langsam, jedoch ist die Lage da noch ernster. „Wenn du unerlaubt unterwegs ist, wirst du angehalten. Auch wenn du mit Erlaubnis draußen bist, kannst du angehalten werden“, erzählen die Mädchen. Giorgia ist dies sogar einmal beim Einkaufen passiert. „Wenn eine Person unerlaubt draußen war, muss diese Strafe zahlen. Es kann auch zu Gefängnisstrafen kommen, je nachdem was man gemacht hat“, sagt Pia. Mit dem neuen Vier-Stufen-Plan soll sich die Lage in Spanien jedoch langsam lockern.

Spaniens Vier-Stufen-Plan

In der ersten Phase sollen kleinere Geschäfte wieder öffnen und die Ausgangsbeschränkungen leicht gelockert werden. In der zweiten Phase sollen Einkaufzentren und Sportstudios wieder öffnen. Ab September könnten auch Schulen wieder öffnen. Jede Phase dauert zwei Wochen und bietet, wenn sie funktioniert, mehr Freiheiten für die Spanier.

Auslandssemester 2020/2021? 

Zurzeit versucht jedes Land mit Maßnahmen die Corona-Pandemie einzudämmen, so gut wie es irgendwie möglich ist. Flüge wurden vorläufig abgesagt und Einreisen ins Ausland sind nur zu ganz bestimmten Bedingungen möglich, wie zum Beispiel, wenn jemand zur Arbeit pendeln muss. Urlaube und Geschäftsreisen wurden vorläufig abgesagt. Ob Dinge wie Work and Travel, Au-Pair und Auslandssemester Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres stattfinden können, ist noch unklar.

Es gibt bis jetzt noch keine Informationen darüber, ob das Wintersemester 2020/2021 ebenfalls abgesagt oder online stattfinden wird. Deshalb gehen Universitäten bis jetzt davon aus, dass diese stattfinden werden. Laut der Internetseite des Internationalen Studenten Office, sollen sich Studenten vorläufig wie geplant bewerben. Dies wurde auch der Studentin Christina Klöpper geraten, die plant im nächsten Wintersemester ein Auslandssemester in Loughborough zu beginnen. „Bis jetzt gehe ich davon aus, dass das Auslandssemester stattfinden wird, da die Uni erst Ende April die Bewerbungsunterlagen für das nächste Semester auf ihre Home-Page geladen hat“, erklärt Christina.

Sowohl Politik, Universitäten und Studierende können nicht voraussagen, wie es zukünftig weiter gehen wird und ob die nächsten Semester im Ausland normal weitergehen können. Das einzige was Studenten und Universitäten übrig bleibt, ist, das beste aus der Situation zu machen und zu hoffen, dass es besser wird.

Von Jasemin Rafati Sajedi
Veröffentlicht am 03.05.2020