Selbstversuch

Shampoofrei die Haare waschen - funktioniert das?

Mit nur zwei Zutaten ein gesundes und umweltfreundliches Shampoo herstellen. Foto: Rebecca Schlummer
Die Zutaten zu einer breiartigen Masse anrühren und großzügig im Haaransatz einmassieren. Foto: Rebecca Schlummer

Shampoo-Flasche auf, ein bisschen Flüssigkeit in die Hand, ab damit in die Haare und gut einmassieren. Es entsteht eine Schaumschicht auf dem Kopf und es riecht nach frischer Wäsche. Ein Prozess, den viele genießen und mit dem sie nichts Schlechtes verbinden. Was sie dabei aber vergessen: es entstehen nicht nur Schaum und ein angenehmer Duft, sondern auch Plastikmüll und Giftstoffe. Grund genug für mich persönlich, um ein alternatives Waschmittel für die Haare zu probieren – ein Gemisch aus Roggenmehl, Natron und Wasser.

Mit einem Blick auf die Inhaltsstoffe von Shampoos wird deutlich, dass viele von ihnen potentielle Giftstoffe enthalten. Shampoos bestehen in erster Linie aus einer Mischung von Wasser und chemischen Tensiden, also waschaktiven Substanzen, die dafür sorgen, dass Schmutz- und Fettablagerungen im Haar gelöst werden. Hinzu kommen eine ganze Reihe weiterer chemischer Inhaltsstoffe. Diese tragen dazu bei, dass das Shampoo angenehm duftet, eine ansprechende Farbe und eine gute Konsistenz aufweist, das Haar leicht frisierbar macht, einen natürlichen Haarglanz zaubert und dem Shampoo eine möglichst lange Haltbarkeit beschert. Bei den meisten dieser Inhaltsstoffe handelt es sich allerdings um sehr aggressive Chemikalien, die der Gesundheit nachweislich schaden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass jede Substanz über die Kopfhaut in den Körper gelangt.

Wie sieht die richtige Mischung aus?

Daher habe ich vor elf Wochen beschlossen, einen Selbstversuch zu starten und meine Haare an Stelle von Shampoo mit einem Gemisch aus Roggenmehl, Natron und Wasser zu waschen, um meinen Haaren, meinem Körper und meiner Umwelt etwas Gutes zu tun. Die Zutaten zu besorgen war kein Problem. Für kleines Geld bekommt man sie in jedem Supermarkt. Als es dann allerdings ans Anmischen ging, stand ich vor dem ersten Problem. Wie genau sieht denn die richtige Mischung aus? Wieviel Roggenmehl, Natron und Wasser benötige ich? Ich kann euch gleich sagen, eine genaue Anleitung für die perfekte Mischung gibt es nicht. Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Daher dauert es auch einige Zeit, bis man die für sich geeignete Mixtur gefunden hat. Die Einen kommen besser mit einer sehr flüssigen Mischung zurecht, die Anderen mit einer festeren. Ich benutze zwei Esslöffel Roggenmehl, einen Teelöffel Natron und ungefähr 100 Milliliter Wasser und rühre die Zutaten zu einer breiartigen Masse zusammen. Diese hält sich allerdings nicht länger als 24 Stunden im Kühlschrank.

Zutaten enthalten wichtige Inhaltsstoffe

Schon nach der ersten Wäsche war ich begeistert. Roggenmehl, Natron und Wasser erfüllen den gleichen Zweck wie herkömmliches Shampoo. Die Haare fühlen sich frisch und geschmeidig an, auch, wenn man sich das im ersten Moment nicht vorstellen kann. Das Korn und vor allem die Schale des Roggens sind nämlich reich an natürlichen Pflegestoffen, wie sie auch in den meisten Shampoos zu finden sind. Neben vielen Mineralstoffen und Aminosäuren, sind vor allem wichtige Vitamine enthalten, die das Haar pflegen und aufbauen. Sie glätten es, binden Feuchtigkeit und unterstützen die Regenerierung einer gereizten oder strapazierten Kopfhaut. Selbst für empfindliche Haut und sogar Babyhaut ist das Roggenmehlshampoo deshalb gut geeignet. Natron hat ebenfalls eine überraschend positive Wirkung auf die Haare. Zu allererst lässt es das Haar hell leuchten und sauber und weich aussehen. Es stärkt die Haarwurzeln und lässt es schneller wachsen. Selbst beschädigtes Haar kann dadurch wiederhergestellt werden. 

Wichtig ist die richtige Anwendung

Beim Anwenden des Shampoo-Ersatzes ist es wichtig darauf zu achten, die Mixtur zunächst auf der Kopfhaut zu verteilen und leicht einzumassieren. Dann den Kopf nach unten nehmen und die Nacken- und Seitenpartien ebenso bearbeiten. Bei längeren Haaren empfiehlt es sich, obere Haarschichten hochzunehmen und untere Lagen mit der Masse separat zu behandeln. Die Haarlängen lasse ich beim Einschäumen aus und lasse die Textur lediglich beim Ausspülen durch meine Haare laufen. Das Prozedere kann bei schulterlangen Haaren ungefähr drei bis fünf Minuten dauern. Extremes Rubbeln ist aber nicht notwendig. Die Roggenmehlmasse sollte dann für etwa fünf Minuten einziehen. Beim Auswaschen gilt die Regel: doppelt so lange ausspülen, wie eingearbeitet wurde. Insgesamt dauert der ganze Prozess definitiv länger als unter Verwendung herkömmlicher Shampoos.

Ein Geschenk an unsere Umwelt

Ein Argument, weshalb ich allerdings trotz des Zeitaufwands seit über zwei Monaten kein Shampoo mehr benutze ist das Problem von Mikroplastik. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht sichtbar ist oder nicht auffällt steckt in sehr vielen Kosmetikprodukten Mikroplastik – so auch in Shampoo. Gerät Mikroplastik in die Umwelt, kann es nicht so leicht wieder entfernt werden. Es ist nicht biologisch abbaubar. Unmengen von Plastik, auch Mikroplastik, verunreinigen die Weltmeere. Dort wird es von Meerestieren und Meeresorganismen aufgenommen und gelangt so in die Nahrungskette. 

Positive Nebenwirkungen

Nicht nur für die Umwelt mache ich dadurch eine kleine Veränderung, auch meinem Körper tue ich etwas Gutes. Zunächst war ich skeptisch, da das Gemisch meine Haare nicht länger fettfreier und glänzender gemacht hat, als normales Shampoo. Das ist auch bis heute nicht anders. Allerdings hat sich mein Hautbild zum Positiven geändert. Kleine Pickel und Mitesser, mit denen ich in der Vergangenheit zu kämpfen hatte, sind verschwunden. Ein Nebeneffekt, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Außerdem spare ich einiges an Geld. Vor elf Wochen habe ich mir eine Packung Roggenmehl und zwei Päckchen Natron gekauft. Mittlerweile ist von beiden Zutaten noch ca. ein Drittel vorhanden, mit dem ich noch ungefähr drei bis vier Wochen auskommen werde.

Alles in allem bin ich daher mehr als zufrieden mit dem natürlichen Shampoo-Ersatz und werde auch in Zukunft weiterhin auf Roggenmehl, Natron und Wasser zurückgreifen. 

Von Rebecca Schlummer
Veröffentlicht am 17.12.2018

Rebecca Schlummer

  • Über mich
  • Meine Artikel