Im Porträt Tobi Katze

Der Rocker unter den Literaten

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ISERLOHN. Die Bühne ist dunkel. Harte Töne einer elektrischen Gitarre sind zu hören. Ein Scheinwerferkegel strahlt auf einen dynamisch einlaufenden, etwas zerstreut wirkenden Mann. Der Auftritt erinnert an den großer Rockstars bei ihren Konzerten, doch es ist eine Lesung, die hier bevorsteht und, Deutschlands erster Live-Literat, der die Bühne betrat, sein Name: Tobi Katze.

Geboren 1981 in Bochum, aufgewachsen in Hamm entdeckte Tobi Katze bereits im Alter von zwöf Jahren seine große Leidenschaft: das Schreiben. Im selben Alter hatte er seine ersten Bühnenauftritte. „Ich habe mit dem Poetryslam angefangen, da ich schon immer Spaß am Schreiben hatte und einfach mal was ausprobieren wollte“. Das Schreiben eines Romans war „schon von Anfang an“ eines der großen Ziele Katzes. Nach dem Abschluss des Studiums der Kulturwissenschaften, im Jahre 2009, das er begonnen hatte, weil er „nichts fand, das cooler klingt“, hatte er mehr Zeit, um aufzutreten.

Diagnose: Depression

2010 änderte sich dann sein Leben drastisch. Als er Anfang des Jahres merkte, „dass da irgendwas nicht stimmt“, folgte wenige Monate später die Diagnose „Depression“. An Auftritte war zu dieser Zeit nüchtern nicht zu denken: „Ich habe mich mit Alkohol motiviert, ohne lief da nicht viel.”  Er verarbeitete diese schwierige Phase in seinem Anfang 2014 erschienenen  Blog „dasgegenteilvontraurig“, in welchem er sich mit seinem ganz eigenen, trockenen Humor mit seiner Diagnose auseinandersetzt. Als dieser dann viral ging, entschloss er sich 2015, seinen ersten Roman unter dem Titel „Morgen ist leider auch noch ein Tag“ zu veröffentlichen. Laut eigener Aussage an sich ein eher zurückhaltender Charakter scheint er auf der Bühne regelrecht aufzutauen.

Die Show

„Auf der Bühne weiß ich einfach was ich zu tun habe.” Heute hat Katze keine Depressionen  mehr, oder trinkt auch keinen Alkohol. Auf der Bühne wirkt er regelrecht befreit „ Ich kann euch jetzt nicht alle begrüßen, würden zu lange dauern.“ Sein erster Satz ist ein Witz. Und genau das beschreibt seine Show perfekt: Für keinen Witz ist sich der Erfinder der Live-Literatur zu schade. Diese Live-Literatur ist Katzes Übertragung des Poetryslam auf die klassische Autorenlesung. Zwischen den Kapiteln seines Buches liest er thematisch eingepasste, fiktive Kurzgeschichten vor, um in Verbindung mit seiner Zuschauernahen, lässigen Art ein bisschen „Rockkonzert-Feeling in die Literatur zu bringen“. Und genau das beschreibt die Einstellung des Ruhrpottlers seinem Beruf gegenüber, denn „Literatur muss nichts Hocheltäres sein“.

Von Lukas Porzberg
Veröffentlicht am 06.12.2017