Reitsport

Wenn das Geld dem gesunden Menschenverstand im Weg steht

Was schön aussieht, ist für das Pferd unangenehm: Weite Nüstern zeigen den Stress und die zu enge Trense ist schmerzhaft und sorgt nur für mehr Kontrolle über den Kopf. Foto: Pixabay

Ein Kommentar. Springen, sprinten und je nach Auge des Betrachters, sich von der elegantesten Seite zeigen – Die Rede ist nicht vom Menschen, sondern dem Pferd. Die Turniersaison hat wieder begonnen und was für die Menschen ein Event voller Unterhaltung ist, ist für viele Pferde eine Tortur. Vielen Reitern geht es um Erfolg und Geld, aber nicht um die Gesundheit ihrer Pferde.

Tierschutz ist immer ein sehr kontroverses Thema, so auch beim Pferdesport. Auch wenn es vielen egal ist, bleibt es ein wichtiges Thema da sie keine Stimme haben um sich zu verteidigen. Meine Haltung ist ganz klar: Das Pferde leiden, nur weil wir gerne unterhalten werden und damit Geld verdienen wollen, ist einfach nicht vertretbar. Das heißt nicht, dass jetzt keiner mehr sein Pferd bewegen darf, sei es springen oder Dressur – aber nicht um jeden Preis.

Immer noch werden schmerzhafte Trainingsmethoden verwendet, um ein noch besseres Ergebnis zu erzielen. Das ein Pferd auch Schmerzen spüren kann, so wie Menschen das tun, ist immer noch nicht selbstverständlich.<s> </s>Tiere sind ja laut Gesetz auch immer noch Gegenstände und keine Lebewesen. Deshalb spüren sie den ganzen Kram ja nicht. Pferde sind zu Geldanlagen geworden und das oft genug ohne Rücksicht auf Verluste. So kann ein Pferd Millionen Wert sein und nach einer Verletzung gleich null. Das perfekte Beispiel dafür war der „große Totilas“. Bis 2015 war das Dressurpferd Zehn Millionen Euro wert. Alle haben seine Karten auf ihn gesetzt – klingt nach einer Menge Druck, sowohl für das Pferd als auch für den Reiter. Aus unerklärbaren Gründen hat er sich verletzt und plötzlich interessiert sich keiner mehr für ihn. Man kann nur hoffen, dass er jetzt ein schönes Pferdeleben leben darf.

Klar, ob sowas wirklich problematisch ist, darüber kann man sich streiten, aber bei den Turnieren geht es ja nicht mal mehr um die Leistung der Tiere, sondern um das Sehen und gesehen werden. Hauptsache uns geht es gut, können in der Sonne Champagner trinken und übereinander lästern. Die Gewinner verdienen ihr Geld und erfreuen sich an ihrer Leistung – dabei haben sie den anstrengenden Part gar nicht übernommen.

Wenn es einmal nicht um Geld gehen würde, wenn es einmal egal wäre, wie viel ein Pferd kostet und die Leute wirklich ausschließlich Pferde sehen wollen, die Spaß haben und vernünftig trainiert wurden, wäre ein Turnier tatsächlich eine schöne Sache. Leider wird dies nie Realität sein. Richter drücken zu oft ein Auge zu, obwohl die Schmerzen offensichtlich sind. Rollkur, Stromschläge, Cremes, die die Hufe so sensibel machen, dass jede Berührung pure Schmerzen sind, scheint vielen einfach egal zu bleiben. In sehr seltenen Fällen, wehren sich die Tiere gegen diese Methode und Überraschung: Sie werden eingeschläfert.

Das Traurige dabei ist, dass die Reiter, die tatsächlich gut mit ihren Pferden umgehen und die Gesundheit in den Vordergrund stellen, in der Menge einfach untergegen. Nicht jeder hat nur das Geld im Kopf und auch nicht jeder Reiter misshandelt sein Pferd. Natürlich werden sie wahrscheinlich nicht so erfolgreich sein, aber vielleicht geht es diesen Menschen ja auch noch etwas um den Spaß am Sport – das wäre doch mal eine schöne Abwechslung.

Im Gesetz steht geschrieben: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Warum versuchen wir es nicht mal mit: „Die Würde allen Seins ist unantastbar“?

Von Marie Junga
Veröffentlicht am 16.06.2018