Internationaler Tag gegen Homophobie

„Wir alle sind homophob”

Heute ist Internationaler Tag gegen Homophobie - dieser ist dringend nötig! Foto: Pixabay

Am 17. Mai ist Internationaler Tag gegen Homophobie. Viele runzeln die Stirn und denken: „Den Homosexuellen geht’s doch gut!“ Doch auch heute, im 21. Jahrhundert, müssen Menschen sterben, weil sie homosexuell sind. Dabei liegt es an uns, dagegen anzukämpfen. Ein Kommentar.

Studien zu Homosexualität sind aufgrund von sozialer Stigmatisierung und der damit einhergehenden Tendenz zur Verschwiegenheit eher selten und meist ungenau. Letzte Ergebnisse weisen auf eine Weltbevölkerung hin, die zu drei bis zehn Prozent homosexuell ist. Somit würden in Deutschland mindestens vier Millionen Menschen leben, die homosexuell und damit "anders" sind, als die Norm. Zwar geht es Lesben und Schwulen in Deutschland recht gut, Zwischenfälle, wie in der vergangenen Woche in München, und eine Sicht über den Tellerrand hinaus zeigen jedoch, dass der Internationale Tag gegen Homophobie dringend nötig ist.

Lieber „hypermännlich“ als „sensibel“

Wie die ’International Lesbian Gay Bisexual Trans and Intersex Association‘ (ILGA) 2010 feststellte, wird Homosexualität in 79 Staaten und Territorien strafrechtlich verfolgt. In 79 Ländern haben Lesben und Schwulen also mit öffentlichen Auspeitschungen, Inhaftierungen oder Hinrichtungen zu rechnen. Das ist vielen nicht bewusst, die in einem fortschrittlichen Staat leben und allerlei Rechte genießen. Wer seine Seifenblase jedoch platzen lässt, wird selbst als Deutscher erkennen, wie Homosexuelle auch in diesem Land unter Diskriminierung, Hass und Gewalt zu leiden haben. 

Das beste Beispiel für Homophobie in diesem Land findet sich im Fußball: Wie viele schwule Fußballspieler kennt Ihr? Keinen? Nein, Thomas Hitzlsperger zählt nicht, denn er outete sich erst nach Karriereende. Fakt ist: Ihr werdet keinen einzigen professionellen Fußballspieler nennen können, weil es offiziell keinen gibt. Dabei muss es laut Statistik in jedem Kader einer Mannschaft mindestens einen Schwulen geben. Einerseits ist es jedem schwulen Fußballer vorzuwerfen, dass er als Rollenbild und einflussreiche Person nicht ehrlich voranschreitet und zu seiner Homosexualität steht, andererseits muss es genug Gründe geben, dass er es eben nicht tut. Hitzlsperger kennt diese Gründe bestens: „Profisportler gelten als perfekt ’diszipliniert‘, ’hart‘ und ’hypermännlich‘. Homosexuelle dagegen gelten als ’zickig‘, ’weich‘, ’sensibel‘. Das passt natürlich nicht zusammen,“ sagt er der ZEIT. Fußballer outen sich nicht, weil sie Homophobie befürchten müssten.

Es liegt an uns

Zwar ist Homophobie und damit einhergehende Diskriminierung oder Gewalt hierzulande eine Straftat, jedoch heißt das nicht, dass Homosexuelle deswegen sicherer leben. Das zeigt ein erst einwöchiger Fall aus München. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wollte der 30-jährige Gregor P. nur seinen Geburtstag in der Innenstadt feiern. Nach dem Besuch mit Freunden im Club, kam es jedoch zu Anfeindungen auf offener Straße. Der Homosexuelle wurde von drei Männern zuerst schwulenfeindlich beleidigt und anschließend verprügelt. Das Opfer trug eine massive Schwellung am Auge davon. Über den Fall wurde anschließend im ganzen Land berichtet. Die Frage die sich stellt: Wie kann es sein, dass ein Mensch verprügelt wird, weil er liebt?

Wenn es um den Kampf gegen Homophobie geht, kommt jeder einzelne Bürger ins Spiel. Eigentlich hat jeder Bürger die Schuld für den Vorfall in München zu tragen. Wir sind es schließlich, die „schwul" ständig negativ konnotieren und immer dann verwenden, wenn etwas eher bescheuert ist. Wir sind es, die viel zu verwundert starren, wenn zwei Männer händchenhaltend entgegenkommen. Und wir sind es, die in einer Blase leben und glauben, dass es Lesben und Schwulen schon gut genug gehen würde. Der Internationale Tag gegen Homophobie ist so wichtig, weil er wachrüttelt. Während wir Homosexualität als kein großes Thema abstempeln (was ja auch erstmal gut so ist), wird eine lesbische Frau in den Vereinigten Emiraten gerade auf offener Straße ausgepeitscht. Und trotzdem unterstützen wir dieses Land und seine menschenverachtenden Gesetze und buchen den nächsten Urlaub in Dubai. 

Ziel des Tages ist es, im eigenen Land für mehr Akzeptanz gegenüber Homosexuellen zu sorgen, besonnener zu reden und zu handeln und und damit ein ganz bestimmtes Bild in den Rest der Welt zu tragen: „Liebe ist Liebe.”



Von Manuel Montefalcone
Veröffentlicht am 16.05.2017

Manuel Montefalcone

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