Wildunfallmarkierung

Von der Idee zum Tierschützer

Die Wildunfallmarkierung besteht aus Graspapier und ist rundherum bedruckt. Man stülpt sie ganz einfach über den Leitpfosten. Foto: Claudia Bremauer

Auto, Reh, Zusammenprall. Ein Wildunfall ist schnell passiert. Doch in einer solchen Situation ist oft unklar, wie man sich als Autofahrer verhalten muss. Eine neue Erfindung soll in Zukunft helfen und sogar zum Tierschutz beitragen. Wie? Das verrät uns der Erfinder und Jäger, Josef Bremauer aus Bayern, im Interview mit MAERKZETTEL.

MAERKZETTEL: Sie haben eine Wildunfallmarkierung erfunden, auf der Autofahrer nachlesen können, was bei einem Wildunfall zu tun ist und die man über Leitpfosten stülpen kann, sodass das Wild schneller vom Jäger aufgefunden wird. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

JOSEF BREMAUER: Der Nutzen für die Autofahrer stand am Anfang gar nicht im Fokus. Daran habe ich erst später gedacht. In einem Jagdrevier eines befreundeten Kollegen hatte ich mal ein Reh liegen sehen. Daraufhin habe ich ihn angerufen und er ist losgefahren, um es zu suchen. Ich habe überlegt, wie ich ihm die Stelle kenntlich machen kann, an der das Reh lag. Also habe ich Müll zusammengesucht und am Straßenrand einen kleinen Müllhaufen zusammengelegt. Trotzdem hat mein Kollege das Reh nicht gefunden. Das hat mich so geärgert und da dachte ich: „Das nervt mich, da muss doch was zu machen sein“.

 

MAERKZETTEL: Wie ging es dann mit dieser Idee weiter?

JOSEF BREMAUER: Zunächst habe ich gegoogelt, ob es schon so etwas wie eine Wildunfallmarkierung gibt und inwieweit Patente existieren. Zu meinem Glück gab es da nichts. Dann habe ich einfach drauf los getüftelt. Ich entwickelte einen ersten Prototyp: ein festes Plastikteil, das ich mit einem 3D-Drucker herstellen ließ. Damit wollte ich Polizeiautos ausrüsten. Nachdem ich meine Idee bei der Polizei vorgestellt hatte, wurde mir aber erklärt, dass es in Polizeiautos keinen Platz mehr für sowas gäbe. Anscheinend sind bayerische Polizeiautos bis in die kleinste Ecke vollgestopft.

 

MAERKZETTEL: Wie ist daraus dann das jetzige Produkt entstanden?

JOSEF BREMAUER: Nach dieser Flaute bei der Polizei kam mir die Idee, ein Einweg-Produkt daraus zu machen und alle Verkehrsteilnehmer damit auszustatten. Ich entwickelte einen neuen Prototyp: diesmal aus biologisch abbaubarem Graspapier, das sich – falls es der Jäger am Unfallort vergisst – mit der Zeit von alleine zersetzt. Das Papier kann man ganz einfach bedrucken und Autofahrer können es sorglos auf dem Leitpfosten lassen, bis der Jäger das Wild gefunden hat und die Markierung wieder mitnimmt. So entstand das jetzige Produkt: eine Wildunfallmarkierung, die sowohl dem Verkehrsteilnehmer als auch dem Jäger nützt.

 

MAERKZETTEL: Und inwiefern nützt die Wildunfallmarkierung dem Tierschutz?

JOSEF BREMAUER: Durch die Markierung können Jäger verletzte Tiere schneller auffinden und sie von ihrem Leid erlösen. Sie müssen nicht stundenlang mit Schmerzen in einem Graben oder am Straßenrand verenden. Zudem verringert die Markierung die Gefahr für einen weiteren Wildunfall. Da das verletzte Wild schneller aufgefunden wird, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es die Straße nochmal überquert, um zu seinem Rudel zurückzukehren. Das Risiko, dass durch ein Tier zwei Unfälle passieren, sinkt also. Und genau das will ich mit der Wildunfallmarkierung erreichen: der Schutz des Menschen und des Tieres.

Von Luisa Bialas
Veröffentlicht am 23.11.2020

Luisa Bialas

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