„Bufdi“ statt „Zivi“

Janine Gosmann mit Seniorin im Essensraum. Foto: Anna-Katharina Khalid

Letmathe. Am 1. Juli 2011 wurde von der Bundesregierung der Nachfolger für den Zivildienst eingeführt. BiTSnews schaut nach vier Monaten Bundesfreiwilligendienst (BFD) in die Region und begleitet eine „Bufdi“ bei ihrer Tätigkeit.

Janine Gosmann (19) wohnt in Letmathe und ist eine von rund 22.000 in Deutschland, die ihren Freiwilligendienst macht. Sie arbeitet seit dem 1. September 2011 im Letmather Seniorenzentrum, hat in diesem Jahr ihr Abitur absolviert und sich dazu entschlossen, die Zeit bis zu ihrem Studium im nächsten Jahr, sinnvoll zu überbrücken.

BiTSnews: Janine, warum hast du dich  für den BFD entschieden?
Janine Gosmann: Ich werde nächstes Jahr mein Studium beginnen und hab mich daher entschlossen, arbeiten zu gehen um ein wenig Geld zu verdienen. Meine Eltern haben mir vom Bundesfreiwilligendienst erzählt und ich habe mich dann entschieden, den BFD in unserem Seniorenzentrum zu absolvieren.

BiTSnews: Warum hast du dich gerade für ein Seniorenzentrum entschieden?
Janine Gosmann: Eigentlich habe ich nach einer Stelle bei einer Schule gesucht, da ich nächstes Jahr Deutsch und Kunst auf Lehramt studieren will. Leider gab es keine Stellen in Schulen zu besetzen. Da ich mich auch dafür interessiert habe, wie es in einem Altenheim abläuft und ich es schön finde etwas mit älteren Menschen zu unternehmen, habe ich mich für unser Seniorenzentrum entschieden.

BiTSnews: Mittlerweile arbeitest du schon zwei Monate im Letmather Seniorenzentrum. In dieser Zeit hast du bestimmt schon die Vorzüge und Nachteile deiner Arbeit kennen gelernt, oder?
Janine Gosmann: Ja, das stimmt. Es ist auf jeden Fall etwas anderes als Schule, es ist aber auch ziemlich stressig. Trotzdem bereitet es mir viel Freude, mich mit den Senioren zu unterhalten und mich mit ihnen zu beschäftigen. Mit den „Oldies“ ist es nie langweilig; sie haben interessante Dinge zu erzählen und mit ihnen gibt es immer was zu lachen.

BiTSnews: Wie muss man sich deine Arbeitstag vorstellen?
Janine Gosmann: Mein Tagesablauf ist eigentlich immer derselbe. Um 7:30 Uhr beginnt meine Schicht, dann kümmere ich mich zuerst um die Wäsche. Anschließend helfe ich in der Küche aus. Ich koche Kaffee, rühre die Suppen an, decke den Tisch und muss dabei unbedingt darauf achten, den vielen Extrawünschen unserer Senioren gerecht zu werden. Sonst kann es schon mal vorkommen, dass sie beleidigt sind und nicht mehr mit mir reden. Um 10:30 Uhr finden für die Senioren Veranstaltungen statt, wie z. B. Gedächtnistraining. Ich nutze dann die Zeit, um kleinere Aufgaben zu erledigen: Post verschicken oder Medikamente in der Apotheke abholen. Um 12 Uhr gibt es Mittagessen, da helfe ich auch wieder in der Küche und sorge für ausreichend Wasser und Lätzchen. Danach sehe ich nach den Betten, beziehe sie neu, mache die Pflegewagen sauber und unterhalte mich mit unseren „Oldies“ - das macht mir am meisten Spaß. Um 14 Uhr decke ich wieder den Tisch für Kaffee und Kuchen und um 15 Uhr verabschiede ich mich nach siebeneinhalb anstrengenden Stunden von meinen Kollegen und den Senioren.

BiTSnews: Nimmst du bei deiner Arbeit im Seniorenzentrum etwas fürs Leben mit?
Janine Gosmann: Auf jeden Fall! Seitdem ich hier arbeite, habe ich ein komplett anderes Bild von alten Menschen. Sie sind gar nicht so langweilig, wie manche vielleicht denken. Sie haben viele interessante Dinge zu erzählen. Manche berichten z. B. von ihren Erfahrungen aus dem Krieg. Zusätzlich komme ich jetzt besser mit Stresssituationen zurecht als vorher.

BiTSnews: Würdest du den BFD weiterempfehlen?
Janine Gosmann: Als Überbrückung bis zum Studium oder Ausbildung, kann ich es nur jedem raten. Es ist mal etwas anderes als zu Kellnern und ich finde es auch immer gut, wenn man sich sozial engagiert. Es ist ein schönes Gefühl den Älteren zu helfen. Wenn ich noch einmal vor der Entscheidung stünde, würde ich es durchaus wieder genauso machen. Diese Erfahrung ist es auf jeden Fall wert!

Von Anna-Katharina Khalid


In Ergänzung zu diesem Artikel hätte BiTSnews gerne das Thema Bundesfreiwilligendienst in Iserlohn und Umgebung allgemein beleuchtet. Allerdings steht laut dem Bundesamt in Köln noch keine Datenbank der einzelnen Regionen zur Verfügung, welche entsprechende Auswertungen hätte liefern können.

Veröffentlicht am 12.11.2011