Corona-Lockerungen ermöglichen Eröffnungen

Der etwas andere Kinobesuch

Kinobesuche sind in Nordrhein-Westfalen wieder möglich. Foto: Max Sinn

Nach und nach gibt es immer mehr Corona-Lockerungen in Deutschland. Mittlerweile sind davon auch die Kinos in Nordrhein-Westfalen betroffen. Natürlich unter strengen Auflagen. Unser Redakteur Max hat einen Kinobesuch gewagt und sich das Corona-Kinoerlebnis nicht nehmen lassen.

ISERLOHN. Parkplatz gefunden. Ich steige aus dem Auto aus und trete meinen Weg Richtung Iserlohner Kino an. Das erste Mal seit langem, nachdem ich zuvor im Auto sitzenbleiben konnte, um mir einen Film im Autokino anzusehen. Ich stehe vor dem Kino und werde schon durch Schilder auf etwas hingewiesen: „Maske auf!“ Beim Betreten des Kinos leiten mich aufgeklebte Pfeile auf dem Boden durch den Eingangsbereich, unterstützt von Flatterband, dass ich bloß auf meiner Spur bleibe. Es ist ein seltsames Gefühl, sich wie auf Gleisen fortzubewegen. Schließlich kann ich mich im Eingangsbereich nicht frei bewegen, obwohl dort eigentlich genug Platz ist.

Seit dem 30. Mai haben die Kinos in Nordrhein-Westfalen nun wieder geöffnet. Natürlich nicht einfach so. Die Kinobetreiber müssen Auflagen einhalten. Und das macht sich bemerkbar. Im Eingangsbereich des Kinos ist es ziemlich leer. Das liegt wohl daran, dass die Sitzplätze in den einzelnen Kinosälen beschränkt sind. Außerdem finden täglich weniger Vorführungen statt. Diese starten dann in größeren Abständen, so dass der Eingangsbereich nicht überfüllt ist.

Der Weg in den Kinosaal

Nachdem mich die Pfeile zum Kassenbereich geführt haben, hole ich mein Handy heraus. Darauf habe ich meine Eintrittskarte gespeichert, die ich vorher bereits online gekauft hatte. Einfach die Karte auf meinem Handy scannen und schon bin ich drin. Da stelle ich mir die Frage, warum das nicht schon früher so gemacht wurde, schließlich gestaltet sich das so deutlich einfacher. Meine Geldbörse hat sich übrigens auch gefreut, denn es gelten besondere Preise anlässlich der Wiedereröffnung. Sechs Euro pro Ticket, wirklich ein Schnapper. Vor der Coronazeit hat eine Vorstellung für Studenten mindestens neun Euro gekostet.

Nach dem Check-In führen mich die Flatterbänder schlangenlinienartig zum Snackstand. Hätte ich während des Films keinen Hunger, hätte ich einen separaten Weg gehen müssen. Aber Kino ohne den XXL-Eimer Popcorn ist für mich nicht das Gleiche. Mit einer großen Cola und meinem Popcorn-Eimer bewaffnet, trete ich den Weg in den Kinosaal an. Da ich online schon meinen Platz reserviert hatte, kann ich auf direktem Wege zu meinem Kinosessel gehen.

Endlich runter mit der Maske

Kaum habe ich mich gesetzt, darf ich auch endlich meine Maske absetzen. Ich schaue mich um, um mir einen Eindruck von der Atmosphäre zu machen. „Naja“, denke ich mir, „viel leerer als sonst ist es sowieso nicht“. Auffällig ist, dass jede zweite Reihe frei ist. Neben mir hätte allerdings noch jemand sitzen dürfen. Dabei ist mein Nebenmann eigentlich viel näher als der in der Reihe vor mir.

Ich schaue auf die Uhr. Noch fünf Minuten bis der Film, oder besser gesagt die Werbung startet. Ich nehme einen kräftigen Schluck meiner Cola. „Das schmeckt ja gar nicht nach Cola“, denke ich mir. Also will ich nochmal zur Snackbar. Beinahe hätte ich meinen Mundschutz vergessen. Mit dem großen Bottich unter meinem Arm verlasse ich den Saal. Da fallen mir die Pfeile auf dem Boden auf. Einbahnstraße. Das heißt: Einmal komplett durch das Kino laufen, um wieder beim Eingang hereinzukommen. Was tut man nicht alles für ein Getränk.

Film ab, fast alles gleich

Wieder bei der Snackbar angekommen, werde ich direkt gefragt, ob etwas mit meiner Cola nicht in Ordnung sei. Obwohl ich ganz hinten in der Schlange stehe. Und ich habe extra nachgeschaut, ich hatte es nicht auf der Stirn stehen. Nach zwei Minuten war das Problem gelöst, der Automat war leer. Dank der altbekannten Pfeile fand ich schnell zurück an meinen Platz, ehe der letzte neue Film angeteasert wurde. Und dann ging das Licht aus und der Film startete.

Beim Schauen des Films war nichts anders. Meine Maske lag neben mir und Einschränkungen beim Sehen habe ich durch die Coronakrise nicht bekommen. Trotzdem hatte ich während des Films immer wieder ein komisches Gefühl. Jedes Mal, wenn sich Palina Rojinski und Elyas M’Barek in ihrem „Nightlife“ auf der Leinwand näherkamen, dachte ich mir: „Jetzt fass sie doch nicht an!“ oder „Abstand halten!“. Scheint wohl ein Effekt aus den ganzen Vorsichtsmaßnahmen zu sein.

Ich war schon froh, dass ich wegen der hohen Flüssigkeitsaufnahme während des Films nicht auf die Toilette musste, denn den Weg wollte ich nicht nochmal auf mich nehmen.

Nachdem der Film zu Ende und der Abspann beendet war, setzte ich mir wieder meine Maske auf und verließ den Kinosaal. Den Weg nach draußen kannte ich mittlerweile schon. Und falls es jemanden interessiert: Ich habe es natürlich nicht geschafft, meinen Popcorn-Eimer während des Films komplett zu leeren. Hätte ich mir auch denken können.

Von Max Sinn
Veröffentlicht am 14.06.2020