Die Wolke hat sich verzogen

Wie ausgestorben- die Dortmunder Abflughalle am Dienstagnachmittag. Foto: Mareike Dübel

Iserlohn. Seit Mittwochvormittag, 11 Uhr ist der deutsche Luftraum für den Flugverkehr wieder freigegeben. Bis zum Abend starteten und landeten 5000 Maschinen an deutschen Flughäfen, darunter auch in Dortmund. Fast eine Woche lang hatte die Aschewolke aus Island den internationalen Flugverkehr nahezu lahmgelegt.

Die Deutsche Flugsicherung erlaubt seit Mittwoch wieder die deutlich sichereren Instrumenten- anstatt Sichtflüge. Der Deutsche Wetterdienst bestätigte, dass keine gefährliche Asche-Konzentration mehr nachgewiesen werden konnte. Zuvor waren nur Sichtflüge mit Sondergenehmigung möglich. Inzwischen sind die meisten festsitzenden Passagiere an ihren Zielorten angekommen.

Seit Donnerstag letzter Woche hing die Aschewolke aus Island über Europa und hinderte fast sieben Millionen Menschen weltweit daran, nach Hause zu fliegen. Passagiere mussten ihre Flüge stornieren oder umbuchen, verloren Arbeitstage oder konnten ihren Urlaub länger genießen.

Höhepunkt des Flugchaos bildete der Sonntag: 80 % aller Flughäfen in Europa waren geschlossen, darunter auch der Dortmunder Flughafen. Freitag, Samstag und Sonntag wurden hier alle Flüge gestrichen.  Mehr als 220 Starts und Landungen und 25.000 Passagiere konnten seit Freitag nicht abgefertigt werden. Statt der üblichen 250 Beschäftigen pro Tag arbeiteten lediglich 75. „Der Rest der Mannschaft ist in Rufbereitschaft“, sagte Marketing-Chef Miletic gegenüber den „Ruhrnachrichten“. Sowohl die Ticket-Counter als auch der Informations-Schalter und die Reisebüros blieben besetzt.

„Endlich kann ich in Ruhe den Frühling genießen“

BiTSnews war vor Ort und sprach mit Mitarbeitern, Betroffenen und den Passagieren des einzigen Landeanflugs am späten Dienstagnachmittag. Ein Besitzer eines Reisebüros am Dortmunder Airport erzählte von zahlreichen Stornierungen der Kunden, weil ihre Flüge gestrichen wurden. Eine deutlich positive Nebenwirkung hatte die Aschewolke für die Anwohner. „Für mich persönlich als Betroffener der Einflugschneise waren die vergangenen Tage sehr angenehm“, berichtete Flughafen-Nachbar Schmidt. Endlich konnte er in aller Ruhe den Frühling auf seiner Terrasse genießen.

Die Maschine des Tages kam aus Split, Kroatien, die mit mehr als vierstündiger Verspätung am Flughafen eintraf. „Gott sei Dank kommt unsere Tochter heute an“, freuten sich die wartenden Eltern. Ihre Tochter hätte eigentlich schon am Samstag zurückkehren sollen, doch dieser Flug wurde abgesagt. Alternativ hätte sie eine 26-stündige Busfahrt auf sich nehmen können, um früher nach Deutschland zu kommen.
Dieser Vorschlag wurde auch einem Geschäftsmann unterbreitet, der jedoch ablehnte. Das Angebot Germanwings, den Flug kostenlos umzubuchen, war die bessere Alternative, auch wenn ihm dadurch zwei volle Arbeitstage verloren gingen.

Verständnis der Passagiere für Sicherheitsmaßnahmen

Andere Passagiere des Flugs freuten sich jedoch über die gewonnen Urlaubstage, standen der Situation gelassen gegenüber und hatten Verständnis für die Sperrung des Flugraums. „Sicherheit geht natürlich vor, aber wir haben die ganze Zeit gehofft, dass wir fliegen können“, sagte eine erholte Urlauberin. Laut Aussagen der Passagiere verlief der Flug angenehm und ohne Komplikationen. Einige meinten, die Aschewolke gesehen zu haben.

Seit Mittwochvormittag kehrt am Dortmunder Flughafen der Alltag zurück. Auf der Internetseite des Airports wird angekündigt, dass „alle planmäßigen Flüge schrittweise wieder durchgeführt werden.“ Allerdings kann es aufgrund der hohen Zahl von ausgefallenen Flügen zu Verspätungen und Ausfällen kommen.
Insgesamt fielen europaweit 100.000 -190.000 Flüge aus.

Die Internationale Luftfahrtvereinigung (IATA) verlangt von den Regierungen in Europa einen Ausgleich für Einnahmeausfälle durch das Flugverbot. Lufthansa will nach eigenen Angaben auf die Staatshilfen verzichten.
Zahlreiche Fluggesellschaften hatten die Luftraumsperrung kritisiert und als zu streng bewertet. Verkehrsminister Ramsauer hatte die Maßnahmen am Mittwoch im Bundestag jedoch verteidigt und für „absolut richtig und alternativlos“ erklärt. Der CSU-Politiker gab bekannt, dass er verkürzte Inspektions- und Wartungsintervalle bei allen Flugzeugen sowie die Einrichtung eines Meldezentrums für Vorkommnisse an Triebwerken durch Vulkanasche veranlasst habe.

Zurzeit gibt es keinen anerkannten Grenzwert, wann Flugzeuge in Vulkanasche fliegen dürfen. Schon geringste Spuren von Vulkanasche könnten nach gegenwärtiger Kenntnislage Triebwerke und Flugzeuge gefährden.

Von Adrienne Hattingen und Mareike Dübel

 

Veröffentlicht am 23.04.2010