Ein heißes Eisen – Legalisierung von Marihuana

Drogenberatung in Iserlohn - Im Mittelpunkt steht die Information Foto: Daniel Hohmeyer

Iserlohn. Es hätte das liberalste Marihuana-Gesetz der Welt werden können: Im US-Bundesstaat Kalifornien wurde kürzlich über die Legalisierung der Droge abgestimmt. Doch sie scheiterte knapp am „Nein“ der Wähler.

Bis zur endgültigen Entscheidung war die Meinung in der Bevölkerung gespalten und das Thema wurde in zahlreichen Medien diskutiert. Bei uns hingegen ist es still geworden in der Politik, wenn es um „Pot“, „Mary Jane“, „Shit“ und Co. geht. 

Dabei ist Marihuana die am häufigsten konsumierte illegale Droge in der Bundesrepublik. Nach Angaben der Suchtvorbeugung  NRW sollen etwa 25 Prozent der Bevölkerung Cannabis mindestens einmal probiert haben. In den letzten zehn Jahren stieg der Konsum um beinahe 10 Prozent. Gleichzeitig nahm der Anteil des Hanf-Wirkstoffs THC auf Grund gezielter Züchtung  zu. „Der Marihuana-Konsum von Heranwachsenden ist allerdings anders zu bewerten als der Konsum von Erwachsenen,“ findet Stefan Tertel, Geschäftsführer der Anonymen Drogenberatung Iserlohn. Das junge Gehirn, das sich noch in der Entwicklung befindet, habe eine erhöhte Störungsempfindlichkeit und Drogen können Entwicklungsprozesse nachhaltig behindern.

Daher legen Drogenberatungen wie das „drobs“ in Iserlohn besonderen Wert auf  Jugendschutz und  frühzeitige Aufklärung. „Unsere zentrale Aufgabe ist das Informieren und das Hinweisen auf Gefahren,“ so Tertel weiter. Dies macht es um so verwunderlicher, dass dieses Thema von der deutschen Politik derart stiefmütterlich behandelt wird.

SPD sagt nein zu Drogen

Die nordrheinwestfälische SPD vermeidet bereits seit Jahren ein klares Konzept zu diesem Problem. Daran hielt sich auch der sozialpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Michael Scheffler im Bits-News-Gespräch. Neben den gesundheitlichen Risiken sei auch der geschichtliche Aspekt ein Grund für die Gesetzeslage, argumentiert er. Es werde keine grundlegend neue Herangehensweise forciert, sondern auf Prävention, Hilfsangebote und Aufklärung gesetzt. Zudem betrachte man Marihuana als Einstiegsdroge. Für Stefan Tertel hingegen ist bereits das Rauchen einer Zigarette entscheidend für eine mögliche spätere Drogensucht. So kenne er keine Heroinabhängigen, die nicht gleichzeitig auch  Raucher seien. Oft entscheide es sich bereits im Grundschulalter mit der ersten Zigarette, ob ein Mensch zu Drogen neige, wobei der Reiz des Verbotenen eine nicht unerhebliche Rolle spiele.

Grüne halten sich zurück

Einen deutlicheren Standpunkt vertraten anfangs die Grünen NRW, die offen eine Legalisierung „weicher Drogen“  forderten. Davon erhofften sie sich eine Entkriminalisierung, bessere Kontrolle des Drogenhandels und zusätzliche Steuereinnahmen. Nach Anfrage zum genauen Standpunkt der Partei seitens der Redaktion, wurde jedoch die Rubrik „Drogenpolitik“ von der offizielen Grüne-NRW Homepage entfernt. Genauere Stellungnahmen liegen derzeit noch nicht vor.

Dies zeigt erneut, dass eine grundlegende Aufarbeitung der Drogenpolitik in Deutschland ein heißes Eisen ist, an dem sich die Parteien nicht  gerne die Finger verbrennen. Auch unter Experten ist eine eventuelle Legalisierung strittig, da die Konsequenzen nicht vorhersehbar sind.

Von Daniel Hohmeyer und Konrad Neumann

Veröffentlicht am 08.11.2010