Facebook für Kinder - ein heikles Thema

Die Freundinnen Alessia und Marit (v.l.n.r.) treffen sich lieber persönlich als bei Facebook miteinander zu chatten. Foto: Linda Nitsch

Iserlohn. Um die Nutzung von Facebook jetzt auch für Kinder möglich zu machen, soll nach Informationen des „Wall Street Journal“ nun ein spezieller Zugang für unter 13-Jährige erstellt werden. Maerkzettel hat sich mal umgehört, was Iserlohner Kinder und deren Eltern von diesem Konzept halten.

„Facebook? Keine Ahnung, was das sein soll!“ Die neunjährige Alessia hat noch nie von dem Online-Netzwerk gehört und hat sich daher auch noch keine Gedanken darüber gemacht, ob sie sich anmelden soll. Ihre Freundin Marit ist zwar nur ein Jahr älter, kennt sich im Gegensatz zu Alessia aber schon gut mit Facebook aus und ist seit kurzem auch Mitglied. Eigentlich besteht für die Anmeldung eine Altersgrenze von 13 Jahren, Verbraucherschützer schätzen allerdings, dass 7,5 Millionen Kinder unter dieser Altersgrenze in dem Netzwerk aktiv sind. So auch Marit: „Mein Papa hat mir bei der Anmeldung geholfen und wir haben mich dann einfach ein bisschen älter gemacht.“ Damit Kinder sich von nun an ohne Schummeleien anmelden können, soll die Altersgrenze von 13 Jahren nun gesenkt werden. In einer ersten Testphase wird das Facebook-Konto der Kinder mit dem der Eltern verknüpft. Dadurch sollen Eltern die Möglichkeit haben, die Aktivitäten ihrer Kinder zu kontrollieren und nachzuvollziehen, mit wem sie sich anfreunden oder welche Applikationen sie nutzen.

Viele Kinder umgehen die Altersgrenze einfach

Alessias Mutter Steffi hält nur wenig von dem Facebook-Hype. „Ich würde auf gar keinen Fall erlauben, dass meine Tochter jetzt schon ein Profil bei so einem Netzwerk hat. Ich bin selber kein Mitglied und kenne mich auch viel zu wenig damit aus, um Alessia da kontrollieren zu können.“ Marits Mutter ist ähnlicher Meinung. Auch sie sei kein großer Fan von Facebook und nutze es selbst nicht. Daher habe sie es ihrer Tochter zunächst nicht erlaubt, sich dort anzumelden. Schließlich erklärte sich ihr Mann allerdings dazu bereit, Marit das Profil einzurichten. „Mein Papa hat auch Facebook und er sieht sofort, wenn ich neue Fotos hochlade oder neue Freunde in meiner Kontaktliste habe. Das kann manchmal ziemlich nerven“, so Marit.

„Papa kontrolliert mein Profil“

Doch wozu nutzen Kinder Facebook überhaupt? Auf diese Frage weiß Alessia keine genaue Antwort. „Ich glaube, da kann man sich Fotos angucken oder so“, meint die Grundschülerin. Marit ist da schon besser informiert: „Bei Facebook kann man mit Freunden chatten, Statusmeldungen verschicken, selber Fotos hochladen oder sich die von anderen angucken, und noch ganz viele andere Sachen.“ Marit geht in die fünfte Klasse und aus ihrem Jahrgang hat sie 21 Mitschüler und Mitschülerinnen als Freunde in ihrer Kontaktliste. „Ich nehme nur die Freundschaftsanfragen von Leuten an, die ich mag und mit denen ich auch wirklich was zu tun habe“, erzählt die Zehnjährige. Dass ihre beste Freundin Alessia kein Facebook hat, störe sie allerdings überhaupt nicht. „Draußen zu spielen macht ja eh viel mehr Spaß als vor dem Computer zu sitzen“, finden die Freundinnen.

Von Linda Nitsch
Veröffentlicht am 11.06.2012