Duell der Woche

Festivals? Wuh oder buh?

Festivals sind für viele Leute ein Highlight. Foto: Pixabay

Aufgrund der Corona-Krise besteht in Deutschland bis zum 31. August ein Großveranstaltungsverbot. Deshalb wurden bereits die großen Festivals wie Parookaville, Rock am Ring und Juicy Beats abgesagt. Wäre es nicht besser, die Festivals auch auf lange Sicht zu streichen? Oder sind sie ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft? Unsere Redakteure äußern ihre Meinungen im Duell der Woche.

Ciao Corona, Hallo Festival-Sommer!
Von Nina Welz

Da in diesem Sommer kein Festival stattfinden wird, freuen sich zahlreiche Festival-Besucher auf 2021. Fast alle Veranstalter haben die Events aufs nächste Jahr verlegt. Momentan ist es so wahrscheinlich besser. Aber auf Dauer ohne Festivals leben? Niemals!

Die Sonne strahlt, der Boden bebt. Tanzende Menschen erfüllen ein riesiges Gelände und lassen zum Takt der Musik die Sau raus. Es ist Festival Zeit. Für viele bedeutet das: Campingequipment packen, Bier kaufen und rein ins Geschehen. Aber es heißt auch Freunde wiedersehen, gemeinsam zelten und eine tolle Zeit haben. Festivals vereinen viele Menschen mit demselben Musikgeschmack. Oft kommen sie von überall. Ohne diese Veranstaltungen würden viele Leute vermutlich ein paar Bekanntschaften weniger machen.

Auch das Angebot an verschiedenen Künstlern und Musikrichtungen macht Festivals begehrt. Für ein Ticket mehrere Bands, DJs oder Sänger sehen? Aber gerne doch! In vielen Fällen kosten Tickets für Konzerte einzelner Künstler ein Vermögen. Und diese dauern meist nur ein paar Stunden. Mit dem Festival-Ticket kann jeder mehr für ein wenig mehr Geld bekommen. Der ein oder andere entdeckt auf einer Bühne vielleicht sogar einen neuen Künstler, den er vorher noch gar nicht kannte. Viele Festivals laufen über mehrere Tage. Dort organisieren einige Veranstalter sogar einen Supermarkt für Gäste, die auf dem Campingplatz übernachten. Für mehrere Tage können die Besucher in eine völlig neue Welt eintauchen – voller Musik und neuer Leute.

Ein völlig neues Erlebnis

In den letzten Jahren sind Festivals immer beliebter geworden. Außerdem immer größer, bunter und verrückter. Egal ob Auto-Scooter, Riesenrad oder Workshops – mittlerweile ist fast alles zu finden.

Wo damals nur eine kleine LED-Anlage war, sind heute professionelle Lasershows. Die üblichen Lautsprecher, wurden durch hochwertige Anlagen ersetzt. Jedes Jahr wird es noch krasser, noch intensiver und noch lauter. Festivals sind nicht länger nur Musik-Veranstaltungen, sondern ein Lifestyle. Ein gutes Beispiel dafür ist das „Burning Man Festival“, das jedes Jahr in der Wüste Nevadas stattfindet. Dort schlüpfen die Besucher in ganz neue Rollen, und tragen außergewöhnliche Outfits.

Wer sich jetzt fragt: „Bringen die vielen Leute dort nicht auch viel Müll mit?“, der liegt nicht falsch. Doch auch dafür haben die meisten Veranstalter mittlerweile Lösungen gefunden. Laut einer Eventbrite Umfrage zu den Festivaltrends 2019 ist das wichtigste Anliegen der Befragten das Thema Nachhaltigkeit. Für drei Viertel sind auch Maßnahmen wie Recycling, Plastikvermeidung und das Aufstellen von Wasserspendern während des Festivals wichtig. Genau dies setzen die meisten Veranstalter mittlerweile um. Vor allem auf den Campingplätzen hinterlassen viele Besucher Müll. Dies wird durch Mülltüten verhindert, die direkt bei der Ankunft gegen ein Pfand ausgehändigt werden. Nach der Veranstaltung gibt es diesen zurück, wenn die Mülltüte gefüllt zurückgegeben wird.

Vorfreude das ganze Jahr

Anders als bei einem Club-Besuch, wird das Festival Ticket schon lange Zeit davor bestellt. Für viele Veranstaltungen, wie zum Beispiel Parookaville, Coachella oder Tomorrowland sind die Tickets bereits nach wenigen Minuten ausverkauft. Deshalb haben die meisten Besucher ihr Ticket bereits Monate im Voraus und freuen sich auf den Tag, an dem sie es dann endlich einlösen können. Deshalb ist ein Festivalbesuch nicht nur ein spontanes, vergängliches Erlebnis, sondern eine großartige Erinnerung für immer. Und wie sagt es sich so schön, Vorfreude ist die schönste Freude.

Und wer jetzt traurig ist, dass es dieses Jahr keine Festivals gibt, kann auf diversen Streams trotzdem seine Lieblingskünstler verfolgen. Zwar bleibt dann das richtige „Festival-Feeling“ aus, aber nächstes Jahr geht es ja weiter. Und das hoffentlich noch ganz viele Jahre!

Festivals Adieu
Von Antonia Schütter

Festivals wie Parookaville und Co. sind alles andere als nur Sonne, Spaß und Party. Viel mehr aber Dreck, Müll und Drogen. Die Festivals sollten ausschließlich über den Bildschirm laufen, um so die Umwelt und unser Umfeld zu schützen.

Die Besucheranzahl auf Musikfestivals im Jahr 2018 ist ein Witz: Laut Spiegel Online haben 2018 rund 600.000 Leute das Musikfestival Bochum Total besucht. Rund 80.000 Leute waren beim Parookaville in Weeze. Jetzt sollte sich mal überlegt werden, wie viel Müll diese Personen pro Tag auf den Festivalflächen hinterlassen. Allein die Vorstellung ist ekelhaft. Ich kann versprechen, die tatsächlichen Zahlen sind noch viel schlimmer. Bei Rock im Park 2019 in Nürnberg wurden laut BR24 fünf Kilogramm Müll pro Person an einem Tag produziert. Insgesamt waren das 300 Tonnen Müll in nur drei Tagen. 300 Tonnen! Zum Vergleich: Laut dem Statistischen Bundesamt produziert eine Person unter normalen Umständen 1,25 Kg Müll pro Tag und entsorgt diesen, anders als auf Festivals, ordnungsgemäß. Kein Wunder, dass die eigentlich grünen Wiesen schnell einer Müllhalde gleichen. Zelte, Pfandflaschen und Plastik soweit das Auge reicht. Und wer macht das dann sauber? Bestimmt nicht die Verursacher.

Der Müll, der verursacht wird, ist eigentlich schon Grund genug, nicht auf Festivals zu gehen. Wenn es doch nur bei dem Müll bleiben würde — tut es aber nicht. Hygiene im Allgemeinen wird auf Festivals sehr klein geschrieben. Auf der einen Seite liegt Müll und auf der Anderen Fäkalien. Das Marktforschungsunternehmen YouGov hat 2017 zusammen mit Statista die Festivalbesucher in Deutschland befragt. Das Ergebnis: Der nervigste Faktor auf Musikfestivals sind ekelige Dixie-Klos und auf Platz vier die mangelnde Hygiene. Kein Wunder, dass die Leute sich da ihre eigenen Klos eröffnen.

Nüchtern? Unmöglich!

Wer einfach nur ein bisschen Tanzen und Spaß haben möchte, ist auf Festivals fehl am Platz. Es bleibt nicht aus, dass in regelmäßigen Abständen um einen herum Drogen konsumiert werden. Einen Blick in die Augen deines Tanzpartners reicht. Große Pupillen, kotzende Girls und auffällig viel Energie der Leute sind die Indizien. Wer also bis zu 400 Euro für ein Wochenende mit Junkies zahlen möchte — nur zu!

Die gängigsten Festivaldrogen sind Alkohol, Marihuana, MDMA (Methylendioxy-N-methylamphetamin) und Pilze. Das ergab eine Studie der Ticketplattform TickPick aus den USA. Alarmierend ist es doch, dass so viele verschiedene Drogen konsumiert werden. Die bewusstseinserweiternden Stoffe, schaffen es trotz angeblich strenger Security jedes Mal auf das Festivalgelände. Meiner Meinung nach, ist die Sicherheit der Allgemeinheit damit schon gefährdet. Wer Drogen rein bekommt, bekommt genauso gut kleine Messer oder ähnliches reingeschmuggelt.

Und was ist, wenn es regnet?

Unabhängig von der Umweltverschmutzung und der nicht gegebenen Sicherheit, sehe ich vor allem bei den Open-Air-Festivals ein Problem. Nicht selten kam es vor, dass Festivals aufgrund von schlechtem Wetter abgesagt werden mussten oder viel schlimmer noch—sie fanden trotzdem statt. Der Samstag des Juicy Beats 2015 wurde aufgrund einer Sturmwarnung abgesagt. Leute, die unbedingt die Acts wie Fettes Brot und Bands, dessen Namen niemand aussprechen kann, sehen wollten, mussten stattdessen um eine Ticketrückerstattung kämpfen.

Anders lief es da bei Rock am Ring im Sommer 2018. Dort wurde nämlich im strömenden Regen weitergemacht. Bilder zeigen, wie matschig es war und durch den vielen Regen, blieb sogar die Sicht zur Bühne aus. Die einzige Hoffnung, sich dann mit Drogen wegzublasen, blieb auch aus. Denn bei Regen eine Line zu ziehen, stelle ich mir ziemlich schwierig vor. Und das sind nur zwei Beispiele. Der Gefahr, ein Wochenende lang im Regen zu stehen, oder um eine Rückerstattung zu kämpfen ist allgemein jeder ausgesetzt, der Tickets für Open-Air-Festivals kauft.

Also: Ob wegen Müll, Drogen oder Regen — Von mir aus können Festivals komplett abgeschafft werden. Vielleicht habe ich Glück und nach den Online-Festivals sieht die Mehrheit ein, dass die Welt so einen Stuss nicht braucht, um Spaß zu haben. 

Veröffentlicht am 01.05.2020

Antonia Schütter

  • Über mich
  • Meine Artikel