Lehrerkind - Wenn man die Eltern auch in der Schule trifft

Veranstalter Andreas Wallentin von der Buchhandlung Daub lobte den Jungautor: "Das war die witzigste Veranstaltung dieser Saison." Foto: Veronika Strotmann

Menden/Iserlohn. Mathearbeiten, Vokabeltests und ganz nebenbei noch die Pubertät – als Schüler hat man es nicht immer leicht. Doch wie ist das erst, wenn dann auch noch die eigenen Eltern Lehrer an der Schule sind?

 Im Schulalltag regelmäßig auf ein oder gar zwei Elternteile zu treffen, macht das Leben für einen Schüler sicher nicht leichter. Bastian Bielendorfer, Jungautor und Lehrerkind, befasst sich in seinem Erstlingswerk mit eben dieser Thematik, die er selbst aus Zeiten des Gymnasiums nur zu gut kennt. In „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“ erzählt er wunderbar selbstironisch von seiner Schulzeit und vom ganz normalem Alltag mit einem Lehrerelternpaar. Mit den lustigen Ausführungen und den teils fragwürdigen Erziehungsmethoden unterhält er auf seinen Lesungen, wie zuletzt am Dienstagabend in Menden, nicht nur zahlreiche Lehrer.

 „Der rote Korrekturfineliner für mein Leben“

Die Abiturprüfungen erwartet wohl jeder Schüler mit Schrecken. Sind sie dann erst einmal überstanden, setzt die Freude ein, denn das ist endlich der erste Schritt in einen neuen Lebensabschnitt. Nach der mündlichen Abiturprüfung kam seinerzeit auch Bastian Bielendorfer jubelnd nach Hause und verkündete den Eltern die gute Note. Anerkennung? Stolz? Fehlanzeige. „Immer wenn ich etwas richtig machte, machten meine Eltern die Gene dafür verantwortlich“, blickt er heute zurück. An seinen Fehlern war er stattdessen stets selbst schuld. Als Schüler war er sich sicher: „Noch mit 90 werden sie den roten Korrekturfineliner für mein Leben dabei haben.“

In der Schule war es für Bastian Bielendorfer kaum leichter als zu Hause. Zwar hatte er keinen Unterricht bei seinem eigenen Vater, andere Schüler ließen es sich jedoch nicht nehmen, ihren Frust wegen schlechter Noten und Klassenbucheinträgen am Lehrersohn auszulassen. 

Nicht nur negative Erfahrungen

Trotz aller Schwierigkeiten und Differenzen söhnt er sich gegen Ende des Buches aber mit seinem Vater aus und kann nun amüsiert auf seine Schulzeit zurückblicken.

Dass man als Lehrerkind nicht automatisch leidet, bestätigt Studentin Raffaela Drüppel aus Sümmern, deren Vater an einem Iserlohner Gymnasium unterrichtet: „Natürlich hatte ich Freunde und Bekannte, die bei meinem Vater Unterricht hatten, aber das war eher lustig.“ Für die eigenen Klausuren hat sie statt mit ihrem Vater aber lieber mit ihren Geschwistern gelernt: „Wie viele Lehrer hat er immer sehr weit ausgeholt und mir konnte es damals nicht schnell genug gehen.“

Bastian Bielendorfers durchaus unterhaltsame Kindheitserlebnisse mögen ihre Wurzeln also nicht im Lehrberuf allein, sondern auch im Charakter seiner Eltern haben.

Von Veronika Strotmann
Veröffentlicht am 23.11.2011