Longines Balve Optimum

Mehr als ein normales Reitturnier

Hans Günther Blum mit Django Unchained T als Sieger des Preises der University of Applied Sciences Europe. Foto: Nina Welz
Auf einem riesigen Bildschirm kann man die Reiter verfolgen, wenn man nicht die beste Sicht hat. Foto: Nina Welz
Auf dem Abreitplatz bereiten die Reiter ihre Pferde auf die Prüfung vor. Foto: Nina Welz
Die Shoppingmöglichkeiten in Balve lassen keine Wünsche offen. Foto: Nina Welz
Natürlich ist stets der Rettungsdienst vor Ort. Reiten ist immerhin ein gefährlicher Sport. Foto: Nina Welz
In der Ehrenrunde lassen die Platzierten ihre Pferde durch die Arena galoppieren. Foto: Nina Welz
Im Optimum Aktionszirkel gibt es für jeden etwas. Wie zum Beispiel das Hobbyhorsing. Foto: Nina Welz
Lara Weber auf Diathago 3 über dem Sprung. Foto: Nina Welz
Um sich auf dem großen Gelände fortzubewegen, nutzen die Teilnehmer und Pferdepfleger Fahrräder. Foto: Nina Welz
Auf viele weitere Jahre Longines Balve Optimum. Foto: Nina Welz

BALVE. Bereits seit 1948 findet in Balve jedes Jahr im Sommer ein Reitturnier statt. Was zunächst als kleines Turnier am Schloss Wocklum begann, ist heutzutage ein Mega-Event: Das Longines Balve Optimum. Dort treffen für ein Wochenende pferdebegeisterte Menschen aus aller Welt aufeinander. Es werden aber nicht nur die deutschen Meisterschaften im Dressur- und Springreiten ausgetragen, sondern es gibt auch alles was das Reiterherz begehrt.

Zunächst mögen die Abläufe bei dem Turnier in Balve völlig normal aussehen: Es gibt zwei große Stadien: In dem einen wird Dressur geritten, in dem anderen wird gesprungen. Hier gibt es unterschiedliche Prüfungen in verschiedenen Leistungsklassen. Für jede Prüfung gibt es natürlich einen Sponsor, der den Preis und die Prüfung finanziert und am Ende einen Sieger. Im Springstadion finden jedoch öfter Prüfungen statt. Es gibt Abreitplätze, auf denen die Reiter ihre Pferde auf die Prüfung vorbereiten können und auch etwas Verpflegung. So läuft für gewöhnlich jedes Turnier ab, egal ob die ganz Großen an den Start gehen, oder die ganz Kleinen. Beim Longines Balve Optimum wurde allerdings bereits um Olympia und die Deutschen Meisterschaften geritten. Außerdem haben sich auf dem Gelände schon Reiter für die Weltmeisterschaft qualifiziert.

 

Die Faszination der Pferde

Wenn die Besucher das Gelände des Longines Balve Optimums betreten, entgleiten sie in eine Welt voller Pferde und Spannung. Imposante Pferde wiehern und werden durch die Menge geführt, dessen Hufe auf dem Teer beben. Menschen tummeln sich auf dem Gelände, es wird gelacht und geredet. Die Luft ist warm, dennoch zieht ein kühler Wind durch Balve. Zuerst fällt der Blick auf den Abreitplatz des Dressurstadions. Eine Frau bereitet ihr wunderschönes dunkelbraunes Dressurpferd auf die Prüfung vor. Elegant hebt das glänzende Tier die Beine und stolziert nahezu majestätisch durch den feinen Sand des Platzes. Besucher bleiben stehen und staunen. „Genau dafür komme ich hierher.“, raunt eine Frau in der Menge.

 

In der Dressur geht es darum, sein Pferd vorgegebene Lektionen besonders harmonievoll und sicher ausüben zu lassen. Hierbei wird in einem leeren Viereck auf Sand geritten. Es gibt Richter, die sich die Prüfung anschauen und am Ende eine Benotung abgeben. In kleineren Leistungsklassen gibt es eine Note für den gesamten Ritt, ab den höheren Klassen wird jedoch meist jede Lektion einzeln bewertet, sodass am Ende auf eine höhere Punktzahl dabei herauskommt. Es stehen null Punkte für eine nicht ausgeführte Lektion und zehn Punkte für eine perfekt ausgeführte Lektion. Im Springen unterscheidet man zwischen springen auf Zeit – hier gewinnt der schnellste – und dem Stilspringen. Im Stilspringen geht es ebenfalls um die Einwirkung des Reiters auf das Pferd und die Harmonie. Fällt eine Stange, so gibt es im Stilspringen Punktabzug, und im Zeitspringen Strafpunkte zur eigentlichen Zeit dazu. In Balve springen die Reiter allerdings nur um die Zeit.

 

Viel mehr als nur ein Reitturnier

Doch so schnell die Besucher in die schöne Welt des Reitsports eintauchen, genauso schnell können sie auch wieder entrissen werden. Abgelenkt durch die vielen großen Zelte, die sich über das Gelände ziehen wie eine kleine Stadt. In ihnen sind Reitsportgeschäfte oder andere Unternehmen versteckt, die hier ihre Produkte vermarkten wollen. Vollgestopft mit bunten Satteldecken, Sätteln oder Reithelmen, reichen die Zelte bis ins Unendliche. Es wird gehandelt, erklärt und verkauft was das Zeug hält. Für viele ist es eine willkommene Ablenkung zwischen den Prüfungen, etwas für ihren geliebten Vierbeiner zu kaufen. Christina S. kann das nur bestätigen. Mit Einkaufstüten in den Händen sagt sie begeistert: „Während ich auf die nächste Prüfung warte, die mich interessiert, kann ich ganz entspannt shoppen“. Im Hintergrund ist immer mal wieder der Kommentator zu hören, der einen neuen Reiter an den Start ruft, oder es ertönt Applaus. Auch für den Hunger zwischendurch ist gesorgt. Es duftet nach Crepes und anderen Leckereien. Da ist es natürlich Pflicht, auch einmal bei den vielen verschiedenen Food-Trucks vorbeizuschauen.

 

Doch nicht nur die Shopping-Möglichkeiten machen das Balve Optimum zu etwas Besonderem. Außerdem gibt es noch den Aktionszirkel. Hier gibt es etwas für jeden: Reitsport-Influencer wie Annica Hansen oder Lisa Röckener geben Selfie- und Autogrammstunden, es gibt Live-Pferdefotografie oder einen Hobbyhorsing Workshop. Dort können Kinder auf Steckenpferden einen Hindernisparcours absolvieren. Neben dem Reiten sind die Reiter noch für etwas Anderes bekannt: Ganz genau, das Feiern. Und das kommt in Balve dieses Jahr auch nicht zu kurz. Nach der Welcome Party am Donnerstag, geht es am Samstag erst so richtig los. Der „Warsteiner Samstag“ beginnt mit der „OPTIMUM Nacht der Pferde“ wo jeder Pferdefan auf seine Kosten kommt. Unter anderem zeigen Reitsport-Influencerin Lisa Röckener und der französische Kunstreiter Lorenzo was sie mit ihren Pferden alles können. Nach einem Abend voller Pferde und atemberaubenden Shows, geht es weiter mit der „Warsteiner Reiternacht“. Hier legt ein DJ auf, es gibt eine LED Show, einen Bullriding Simulator und vieles mehr.

 

Drei, zwei, eins – Und Sprung!

Im Springstadion wird es nun spannend. Geritten wird am Samstagvormittag um den Preis der University of Applied Sciences Europe. Hier starten 40 Teilnehmer aus aller Welt. Die Tribünen werden langsam voll und die Besucher beobachten gespannt die Teilnehmer. Bei jedem Ritt herrscht im Stadion Stille, nur die trommelnden Hufe auf dem Sand sind zu hören. Alle paar Sekunden setzt das Trommeln aus und das Pferd setzt zum Sprung an. Elegant fliegt das Tier über den Sprung. Kommt eins der Pferde falsch an den Sprung heran, oder verliert das Gleichgewicht, geht ein Raunen durch die Runde. Egal wie und ob ein Teilnehmer den Parcours absolviert, es ertönt immer Applaus. Jeder hier fiebert mit. Fällt nun doch eine Stange, ist ein lautes „Ooooh.“ zu hören und enttäuschte Blicke liegen in den Gesichtern der Zuschauer. Hans Günther Blum kann mit dem acht-Jährigen deutschen Sportpferd Django Unchained T die Prüfung für sich entscheiden. Als der Sieger in die Arena reitet ist jubelnder Applaus zu hören. Geehrt wird der Sieger mit der deutschen Nationalhymne, bei der sich alle Zuschauer erheben. In der Ehrenrunde werden die ersten drei Platzierten dann noch einmal mit rauschendem Applaus beschenkt. Zu lauter Musik lassen sie ihre Pferde durch die Arena galoppieren.

                                                                                                          

Viele Besucher hat das Longines Balve Optimum am Wochenende auf jeden Fall gehabt. Durch die vielen Möglichkeiten, sich den Aufenthalt individuell zu gestalten, ist das Turnier einfach etwas Besonderes. Am Ausgang steht eine Gruppe Mädchen, voller Einkaufstüten und mit lächelnden Gesichtern. „Es war ein toller Tag, und wir kommen immer gern wieder hier her“. Viele Reiter sind hier gestartet, viele Hände haben mit angepackt und viele Besucher haben sich von den Pferden in ihren Bann reißen lassen. Das wird mit Sicherheit noch viele Jahre so sein. „Auf Balvesehen!“, steht nämlich auch auf einem großen Schild am Ausgang.

Von Nina Welz
Veröffentlicht am 19.06.2019