Mehr als nur eine Lesung

Initiatorin Heide Rieck mit dem jüdischen Autor Isidor Kogans. Foto: Ferry Radix.

Im Rahmen der jüdischen Kulturtage Nordrhein-Westfalen 2011 lud die Autorengruppe "Bochumer Literaten" jüdische Schriftsteller ins Stadtarchiv ein - eine Lesung der besonderen Art.

Bochum. In diesem Jahr finden die jüdischen Kulturtage NRW zum insgesamt vierten Mal statt. Nach 1998, 2002 und 2007 beteiligen sich 2011 erstmalig 52 Städte aus Nordrhein-Westfalen. Eine der über 500 Veranstaltungen des Projektes fand im Stadtarchiv Bochum statt - "Jüdische Autoren treffen Bochumer Literaten". Im mit ungefähr 70 Gästen voll besetzten Café des Hauses stellten mehrere jüdischstämmige Schriftsteller Auszüge ihrer Werke vor. 

Moment großer Bedeutung"

Als einen „Moment von großer Bedeutung", womit „neue Türen geöffnet werden", beschrieb die Sprecherin der Bochumer Literaten, Heide Rieck, in ihrer Eröffnungsrede, welche das Publikum zu Tränen rührte, die Veranstaltung. Erstmalig nach dem Holocaust fände eine derartige Lesung in Westfalen statt, so die sichtlich gerührte Initiatorin des Abends. Insbesondere Autoren mit osteuropäischen Wurzeln boten Teile ihrer Schriftstücke in russischer Sprache dar. Anschließend übersetzte Heide Rieck die Verse für die deutschsprachigen Zuhörer. Damit löste sie bei den Besuchern viele Emotionen aus.

Begeisterung beim Publikum

Die interessanten und geschichtsträchtigen Beiträge der Autoren wurden in der familiären Atmosphäre mit viel Begeisterung aufgenommen. Vor allem die Kurzgeschichte des preisgekrönten und international renommierten Kinderbuchautors Valerij Voskobojionikov erfuhr großen Zuspruch. Ein weiterer Höhepunkt war die Lesung der Kölner Jugendbuchautorin Adriana Stern, die sich in ihren Romanen mit dem jüdischem Leben in Deutschland auseinandersetzt.

Gastgeberin Heide Rieck bewertete diesen kulturellen Austausch als einen „Schritt aus dem Ghetto der Traumata von Shoah und Antisemitismus."

von Damian Bungart und Ferry Radix

Veröffentlicht am 30.03.2011